Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Zusammenfassung und Empfehlungen

ICE-Terminals Köln-Deutz / Messe

Der Fokus der ´SVU´ liegt auf den Untersuchungen der visuellen Auswirkungen der geplanten Hochhausprojekte im Umfeld des ´ICE-Terminals Köln-Deu…

ICE-Terminals Köln-Deutz / Messe

Der Fokus der ´SVU´ liegt auf den Untersuchungen der visuellen Auswirkungen der geplanten Hochhausprojekte im Umfeld des ´ICE-Terminals Köln-Deutz / Messe´ inkl. des Bereichs ´Hermann-Pünder-Straße und ihrer Verträglichkeit mit dem Stadtbild von Köln. Die städtebaulichen Entwicklungsziele, den Bereich des historischen ´Deutzer Bahnhofes´ im Zuge der Anbindung an die Hochgeschwindigkeitsstrecke der DB umzustrukturieren, ihn als zukunftsorientierten, zentralen und markanten Ort innerhalb des Kölner Stadtgebiets zu entwickeln und damit auf der rechtsrheinischen Seite in Köln-Deutz ein stadtbildwirksames Zentrum auszubilden, sind aus planerischer und städtebaulicher Sicht sehr gut begründet.

Die hohe Konzentration von Funktionen, Infrastrukturelementen und Imageträgern von internationaler Bedeutung (Messe, ICE-Anbindung, Rhein) im unmittelbaren Umfeld des Ortes, legitimieren die angestrebte vertikale bauliche Verdichtung und die Entwicklung eines stadtbildwirksamen, zeichenhaften Erscheinungsbildes an diesem Standort.

Aufgrund seiner relativen Nähe zum Dom können prinzipiell Überlagerungseffekte mit dem historischen Stadtbild und seinen Baudenkmälern entstehen, vor allem aus östlich oder westlich gelegenen Betrachtungspositionen.

Im westlichen lrh. Kernstadtbereich wurden an strategisch ausgewählten Orten, mit mittleren Wahrnehmungsdistanzen von ca. 2 bis 4 km, mögliche Überlagerungssituationen simuliert. Daraus konnten unter Berücksichtigung der Abmessungen des Doms Kriterien für die Höhenentwicklungen von Hochhäusern abgeleitet werden, die im Hintergrund des Doms störend in Erscheinung treten könnten. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass Höhenentwicklungen bis zu ca. 120 m in diesen Situationen, insbesondere auf der rrh. Stadtseite nahe des Rheins, als unproblematisch bewertet werden können. Das aktuelle Hochhauskonzept, das im Umfeld des neuen ´ICE-Terminals´ mögliche bauliche Höhen bis zu 120 m vorsieht, deckt sich mit diesem Ergebnis.

Aus südlicher oder nördlicher Perspektive ergeben sich keine Überdeckungen der neuen Hochhausplanungen auf der rrh. Seiten mit der lrh. Stadtsilhouette. Hier kommt vielmehr der planerische Ansatz der Kölner Stadtplanung zum tragen, das bislang wenig stark ausgeprägte rrh. Stadtprofil zu akzentuieren und als neues Pendant, als Ergänzung zur Kernstadt, zur Wirkung zu bringen. Hier wird besonders anhand der Sichtergebnisse des Betachtungsstandortes ´Zoobrücke´ erkennbar, dass sich die geringe Distanz von ca 1.3 km zwischen den baulich markanten Ausprägungen der beiden Konzentrationspunkte Dom und ICE-Terminal nicht nachteilig auf den visuellen Wirkungsraum des Doms und das historisch geprägte Stadtbild von Köln auswirkt. Vielmehr wird hier ein neues Spannungsfeld zwischen ´Alt und Neu´, zwischen ´linksrheinisch´ und ´rechtsrheinisch´ spürbar, das aus einer deutlichen stadtgestalterischen Aufwertung der ´Deutzer Seite´ erwächst und als Ergebnis eine klare Verbesserung der städtischen Gesamtsituation bewirkt, die nicht ausschließlich auf dem Kontrast sondern wesentlich auf der Ergänzung von Neu zu Alt beruht.

CFK-Gelände

Die weiteren in der Untersuchung mitberücksichtigten Hochhausstandorte befinden sich mit Ausnahme des Hochhauspaares auf dem ´CFK-Gelände´ an Wasserlagen, in ehemaligen Hafenbereichen (Rheinauhafen, Mülheimer Hafen, Deutzer Hafen) und damit in unmittelbarer Nähe zum Rhein. Für sämtliche Bereiche sind Hochhausreihungen mit drei, vier und fünf Elementen konzipiert, die jeweils entlang der örtlichen Hafenbecken, prinzipiell in Nord-Süd-Richtung, parallel zum Rhein angeordnet sind. Aus nördlichen und südlichen Perspektiven entstehen durch Bebauungen auf der rrh. Seite am Mülheimer und Deutzer Hafen, die mit baulichen Höhen von max. 120 m konzipiert sind, keine negativen Einflüsse auf das Stadtbild der lrh. Seite. Deutliche Überlagerungen sind jedoch mit den Hochhausobjekten auf der rrh. Seite selbst zu erkennen. Das Hochhaus-Ensemble am Terminal-Bereich wird teilweise verdeckt, was seine geplante zentralen Wirkung im Stadtbild beeinträchtigt.

Kranhäuser am Rheinauhafen

Auf der lrh. Seite lassen die ´Kranhäuser am Rheinauhafen´ von südlich gelegenen Betrachtungsstandorten aus, dargestellt am Beispiel des Sichtfelds ´Rodenkirchener Brücke´, eine deutlich dominante Wirkung im Vordergrund der historischen Stadtsilhouette erkennen. Hier kommt es trotz einer gemäßigten, dennoch stadtbildprägenden Höhenentwicklung der Gebäude von ca. 60 m an spezifischen Betrachtungspunkten auch zu Überlagerungen mit dem Dom. Da im Umfeld des Rheinauhafens großmaßstäbliche Bebauungen charakteristisch sind, bewirken die ´Kranhäuser´ zwar keine dramatische Veränderung einer gewohnten Kulisse, dennoch wird an dieser Stelle empfohlen, die Höhenentwicklungen der neuen Objekte vor dem Hintergrund der benannten Überlagerungseffekte zu überprüfen und die zu erwartenden Auswirkungen gezielt zu untersuchen.

Mühlheimer und Deutzer Hafen

Östlich und westlich gelegene Betrachtungsstandorte lassen ein anderes Bild erkennen. Hier zeigen vor allem die mit Höhen von max. 120 m konzipierten Hochhausreihungen am ´Mühlheimer und Deutzer Hafen´ eine dominante Präsenz im Stadtbild. Aus den nahezu orthogonalen Blickrichtungen auf die Hochhausreihen erscheinen diese in ihrer maximalen Flächenausdehnung und lassen generelle Überlagerungsphänomene mit dem Dom und der Stadtsilhouette erwarten. Sie zeigen sich aufgrund dieser Konstellation im Stadtbild als markante Hochhauskonzentrationen, die mit der genannten Höhenentwicklung die Hochhausgruppierung am ´ICE-Terminal´ übertreffen und dadurch die geplante zentrale Wirkung dieses Ortes im Stadtbild deutlich schwächen und verunklären.

Für die Entwicklung dieser beiden Standorte ist zu empfehlen, vorrangig horizontale bauliche Verdichtungen anzustreben, die ihre Themen und Qualitäten aus den konkreten Vorgaben der Orte, den attraktiven Wasserlagen am Rhein gewinnen. Profilüberragende Bebauungen sollten deutlich unter dem Höhenmaß der geplanten Hochhäuser des Zentrums am ´ICE-Terminal´ liegen und 60 m nicht überschreiten. Ihre Wirkung wird damit deutlich zurückhaltender ausfallen, vergleichbar zu den Kranhäusern, die aus östlichen und westlichen Blicksituationen betrachtet eine stadtbildverträglichere Wirkung zeigen. Die beiden Entwicklungsbereiche ´Mülheimer und Deutzer Hafen´ besitzen mit diesen Vorgaben nach wie vor ein stadtbildprägendes Potenzial, das generell in Abstimmung mit der Zentrumswirkung der Hochhausgruppe am Terminalbereich zu bewerten und zu entwickeln ist. Die Option, einzelne Hochhäuser in diesen Bereichen im Zusammenspiel mit den lokalen horizontalen Verdichtungsmaßnahmen zu positionieren, kann hier nicht generell ausgeschlossen werden und ist im Einzelfall zu prüfen.

Abschließend ist festzuhalten, dass vor allem die Konzepte und Ideen zur Entwicklung eines leistungsfähigen Knotenpunktes um den Standort des ´ICE-Terminals Köln-Deutz / Messe´ inklusive ´Hermann-Pünder-Straße´ hinsichtlich der Wirkung im Stadtbild eine tragfähige Basis haben. Die Nähe der geplanten Hochhauselemente dieser Entwicklungsbereiche zu Dom und Kernstadt wird als stadtbildverträglich bewertet. Die untersuchten Perspektiven verschiedener Betrachtungsstandorte wie ´Gremberg, Dom Süd-Turm, Heinrich-Böll-Platz´ lassen deutliche Abstände und breite Durchblicke zwischen den einzelnen Hochhauselementen am ´ICE-Terminal´ und dessen Umfeld erkennen. Um den beabsichtigten stadtbildprägenden Ausdruck dieses spezifischen, zentralen Ortes zu erreichen, ist eine möglichst kompakte Wirkung der Hochhausgruppierung anzustreben. Es ist daher zu überprüfen, inwieweit trotz der erforderlichen Abstandsregelungen, den einzuhaltenden Sicherheitsabständen von Trassenführungen und den logistisch begründeten Distanzzonen von Infrastruktur- und Versorgungselementen die Abstände und Positionen der einzelnen Hochhauselemente optimiert werden können, um den Ausdruck der Gesamtkomposition, die zeichenhafte Wirkung einer kompakten, vertikalen Formation im Stadtbild zur Entfaltung zu bringen. Da sich das gesamte Umstrukturierungsvorhaben am ehemaligen Deutzer Bahnhof aufgrund der offensichtlichen Potenziale als zentrale Aufgabe der Kölner Stadtplanung stellt und als Auslöser weiterer Entwicklungen gelten kann, sollte dieser Hochhausstandort vorrangig vor allen anderen entwickelt werden. Um das erklärte planerische und städtebauliche Ziel zu erreichen, sind die strategischen und ökonomischen Kräfte zu bündeln und auf die Umsetzung dieses Vorhabens zu konzentrieren. Es besteht dadurch die Chance, dass zusätzlich zur zeichenhaften Wirkung der Hochhausgruppe, die sich allein aufgrund ihrer Höhenentwicklung ergibt, eine innovative, gestalterisch und architektonisch hochwertige Ausprägung für die einzelnen Elemente entstehen kann, die das Erscheinungsbild der Stadt Köln bereichert und wirkungsvoll ergänzt.

München August 2003

Peter Eisenlauer

Robert Neuberger

weitere Ausschnitte aus der Stadtbildverträglichkeitsstudie:

Anlass und Ziele

Hochhausstandorte und Eckdaten



Aufbau und Vorgehensweise



Sichtfeldanalysen



Betrachtungsstandorte



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