Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Aufbau und Vorgehensweise

Topographie, Morphologie, Bebauungsstruktur, Raum- und Erschließungsstruktur, Freiraumgefüge, Funktionsbereiche, etc. werden als physische Voraussetzungen des Erscheinungsbildes de…

Topographie, Morphologie, Bebauungsstruktur, Raum- und Erschließungsstruktur, Freiraumgefüge, Funktionsbereiche, etc. werden als physische Voraussetzungen des Erscheinungsbildes der Stadt Köln erfasst. Nach Klärung der Sichtbedingungen zwischen Betrachter, Objekten und Umfeld werden objektbezogene Bewertungskriterien wie das ´relative´ und das ´absolute Höhenniveau´ von Hochhäusern im Stadtraum, ihre umwelt- und umfeldbedingte ´Sichtbarkeit´ oder ihr Beitrag zum Erscheinungsbild der ´Stadtsilhouette´ definiert, um sie den Untersuchungen und der Beurteilung der Sichtergebnisse zugrunde zu legen.

Die Auswirkungen der Planungen werden im Rahmen einer ´Sichtfeldanalyse´, dem Kern der Studie, unter gesamtstädtischen Gesichtspunkten sowie hinsichtlich möglicher Beeinträchtigungen von Sichtbeziehungen zum Dom und anderen historischen Bauwerken untersucht.

Stadtstruktur und Topographie

Im Unterschied zu vielen anderen Großstädten ist das Stadtgefüge von Köln nach wie vor durch seine monozentrische Struktur und die Dominanz des historischen Zentrums geprägt. Sowohl auf funktionaler wie auf ikonographischer Ebene ist die Kernstadt, die sich auf der linksrheinischen Seite entwickelte, der zentrale Anziehungspunkt. Ihre eindeutige Mitte ist der alles überstrahlende und dominierende Dom, der die linke Uferseite des Rheins besetzt und damit eine prominente, zur Kernstadt periphere Position einnimmt. Er ist Imageträger und Identifikationsort für Bewohner wie für Besucher. Er ist zugleich ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor der Stadt und in dieser Funktion in der Lage, das gesamte Stadtbild von Köln alleine zu repräsentieren. Ein Kranz aus Romanischen Kirchen ergänzt die Wirkung des historischen Stadtbildes und stellt ebenso einen wichtigen Teil des schützenswerten Gesamtgefüges dar, das bis in die Nachkriegszeit hinein durch Neustrukturierungen in seiner Wirkung weitgehend unbeeinträchtigt blieb

Definition Hochhaus

Gemäß §2 Absatz 3 der Landesbauordnung NRW: ´Maßgeblich zur Ermittlung des Gebäudetyps ist die Höhenlage des Fußbodens des höchstgelegenen Geschosses mit Aufenthaltsräumen (Oberkante fertiger Fußboden) über der Geländeoberfläche. Die Grenze zwischen … und einem .Hochhaus. liegt bei 22 m, jedoch über der tiefstgelegenen, an das Gebäude anschließenden Geländeoberfläche.´

Typologie und stadträumliche Wirkung

Neben der gängigen Klassifizierung über die Gestalt von Hochhäusern in ´Punkt´ oder ´Scheibe´ gibt es eine Reihe struktureller und gestalterischer Nuancen, die für die räumliche Wirkung eines Hochhauses und damit für seine Verträglichkeit mit der direkten Umgebung und der Gesamtstadt von entscheidender Bedeutung sind. Anhand der Parameter von Masse und Anordnung können vorab grobe Einschätzungen und Differenzierungen von hohen Häusern erfolgen, die für die Silhouettenwirkung und damit im gesamtstädtischen Zusammenhang von Belang sind. Die Aspekte von Gebäudestellung und -orientierung, Erscheinungsbild, Gliederung, Materialwahl, und Sockelausbildung hingegen sind auch für die lokale Integration dieser Bauten entscheidend. Maßgebend für die Wirkung einzelner, solitär positionierter Hochhauselemente im Stadtraum sind ihre grundlegenden Proportionen, die sie als Turm oder Scheibe definieren. Schlanke Türme haben im Minimum ein Seitenverhältnis (Grundrissbreite / Gebäudehöhe) von 1:3 und wirken ab Verhältnissen von 1:4 deutlich schlanker. Sie gelten im Stadtbild als verträglicher, da sie Sichtfelder in geringerem Maße verdecken als Scheiben und mit ihrer Zeichenhaftigkeit Orientierungsfunktionen innerhalb des Stadtraums übernehmen. Hochhausgruppierungen hingegen setzen generell stärkere Akzente im Stadtbild als vertikale Einzelobjekte. Sie sind prinzipiell geeignet Bereiche und Orte mit besonderer Bedeutung in der Stadtsilhouette zur Darstellung zu bringen. Zudem bietet die Konzentration vertikaler baulicher Massen die planerische Chance, der Zergliederung der Stadtsilhouette konzeptionell entgegenzuwirken und Entwicklungskräfte an geeignete Orte zu lenken, um damit zur Klärung des Erscheinungsbildes der Stadt beizutragen.

Silhouettenwirkung

Aufgrund der Wahrnehmungseigenschaften des menschlichen Auges und atmosphärisch bedingter Sichtminderungen tritt mit zunehmender Distanz zwischen Betrachter und Objekt die Wirkung der Plastizität und Gliederung eines Gebäudes in den Hintergrund. Stattdessen werden die Umrisse des Gebäudes maßgebend, ihre Masse oder Aufrissfläche, sowie die Frage nach der Beziehung des betrachteten Objektes zu anderen Bauwerken mit vergleichbarer Massenwirkung im Umfeld. Bei gerichteten Gebäudeformen (z.B. Scheiben) verändert sich deren Massenwirkung in der Silhouette in Abhängigkeit zum Betrachtungsstandort. Ungerichtete Gebäudeformen (Idealfall Zylinder) sind in ihrer Silhouetten- und Massenwirkung weitgehend unabhängig vom Betrachtungsstandort. Einzeln stehende Hochhäuser markieren einen bestimmten Ort, gereihte Hochhäuser zeichnen wichtige lineare Strukturelemente, topographische oder morphologische Kanten in der Stadtansicht nach, und mit kompakten Hochhauspulks können wichtige Orte und Knotenpunkte innerhalb des Stadtgefüges oder ganze Quartiere in der Stadtsilhouette verankert werden (siehe ´ICE-Terminal´).

Lokale Integration

Mit abnehmender Entfernung zwischen Objekt und Betrachter treten die Fragen der Gebäudestellung, Baukörperfigur, Erschließung, Sockelausbildung, Materialität und der Gliederung in den Vordergrund. Dadurch wird die architektonische Qualität des Gebäudes sowie seine konkrete stadträumliche und funktionale Integration in das umgebende Stadtgefüge entscheidend für den Grad seiner Verträglichkeit mit dem Quartier und seiner Akzeptanz im Stadtraum. Die Höhe des Gebäudes ist dabei von deutlich geringerer Bedeutung als ihre Auswirkung auf die Silhouettenbildung der Stadt, da sich der Wahrnehmungsschwerpunkt des Betrachters im nahen Umfeld eines Hochhauses auf die unteren Bereiche des Gebäudes, das unmittelbare physische Gegenüber konzentriert.

Höhenprofil

Um den thematischen Kontext des Hochhauses in Köln zu erfassen, wird ein Höhenschnitt durch das Stadtgebiet erstellt, der das Höhenprofil der Gesamtstadt veranschaulicht und folgende Schlussfolgerungen zulässt:

– die Innenstadt stellt mit einem mittleren Höhenprofil (bis zur Hochhausgrenze) nach wie vor die Konzentration der baulichen Höhenentwicklung im gesamten Stadtgebiet dar,

– bauliche Dichte und Funktionsdichte spiegeln sich deutlich in diesem mittleren Höhenprofil (Hochhausgrenze) wieder,

– die Verteilung von Gebäuden im Stadtgebiet, die über der Hochhausgrenze liegen, ist dispers und lässt kein eindeutiges Ordnungsmuster erkennen,

– ein Blick über die Stadt zeigt bereits eine bestimmte Anzahl von Gebäuden mit Höhen, die über der Hochhausgrenze liegen,

– zur Zeit sind in Köln ca. ein Dutzend neuer Hochhausprojekte in Planung oder bereits projektiert,

– vermehrt sind Hochhäuser im rrh. Stadtteil Köln-Deutz geplant, darunter das Hochhausensemble am ´ICE-Terminal Köln-Deutz / Messe´.

weitere Ausschnitte aus der Stadtbildverträglichkeitsstudie:

Anlass und Ziele

Hochhausstandorte und Eckdaten



Sichtfeldanalysen

Betrachtungsstandorte



Bewertungen

Zusammenfassung und Empfehlungen

svu 13

Das Stadtbild als Imageträger der ´Kulturstadt mit hohem Freizeitwert´, dargestellt als Überlagerung einer durch ein Baudenkmal geprägten Stadtsilhouette mit einem Infrastruktuerelement aus dem Industriezeitalter

Quelle:

peter eisenlauer, architekt / münchen

maier+neuberger, architetken / münchen

svu 19

Horizontalschnitt durch die Gebäudestruktur der Stadt Köln, Köln 2003

Höhenschnitt bei ca. 24,0 m ü.Grund, dargestellt als Schwarzplan-Aussschnitt, mit der Bodenplatte des letzten Vollgeschosses

bei min. 22,0 m ü. Grund,

Traufhöhen bei min.25,0 m ü. Grund

Dach /-aufbauten bei min.27,0 m ü. Grund

Quelle:

Stadtplanungsamt / Vermessungsamt Köln

1 Kommentar

Sehr geehrte Damen und Herren,

Pfeilerförmige Riesen in der Landschaft(siehe Köln Tower), das ist auf die Dauer doch etwas wenig. Mehr Kreativität, auch farbliche Fassadengestaltung und Formenreichtum sind wünschenswert.

Viele Grüße

Wolfgang Stöcker