Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Parcoursmarathon14

Interims-plan: Architektur im Kontext | 19.–26.09.2014 | Köln

 

Leider sind Fördergelder, Spenden und Sponsoring keine sichere Bank mehr. Auch wenn es 15 Jahre lang gut gegangen ist, muss sich die plan, die inzwischen zum Biennale-Format übergegangen ist, in diesem Jahr mit einer Interimslösung begnügen. Allerdings hört sich das Programm des plan14-parcours, dessen Höhepunkt ein 24-stündiger Architekturmarathon am 20. und 21. September bildet, nicht nach Notlösung an.

Das Thema „Architektur im Kontext“ wurde bereits bei dem im letzten Jahr stattfindenden Prolog lanciert. Inzwischen habe die plan-Initiatoren Kay von Keitz und Sabine Voggenreiter ein Buch unter gleichem Titel veröffentlicht.

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Architektur im Kontext. Die Entwicklung urbaner Lebensräume jenseits von Masterplan und Fassadendiskussion. Kay von Keitz, Sabine Voggenreiter (Hg.) Erschienen im Jovis Verlag

 

• Am Freitag, dem 19.09., um 18 Uhr im Café Hallmackenreuther, Brüsseler Platz 9, 50674 Köln findet die Vorstellung des Buches „Architektur im Kontext. Die Entwicklung urbaner Lebensräume jenseits von Masterplan und Fassadendiskussion“ mit Kay von Keitz und Sabine Voggenreiter mit anschließender Diskussion statt. Anschließend wird es dort Gespräche und Getränke zum Auftakt des plan14-parcours geben.

 

Hier ist unsere Auswahl aus dem Katalog – Daten und Veranstaltungsorte werden über den jeweiligen link angezeigt.

Im Programm finden sich neben vertrauten Kölner Namen und arrivierten Institutionen

kap 2014

Via Culturalis (jetzt bei Nacht!)

• BDA Köln (hier mit der Ausstellung „Aus allen Richtungen“ im AIT Salon)

 

auch einige neue Positionen und Akteure:

 

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Martin Bachem, Stadtplastik – Form der Größe, das nächste Köln

 

 

Stadtplastik – Form der Größe, das nächste Köln Der Kölner Architekt Martin Bachem hat ein neues visionäres Bild von Köln entworfen, eine „Stadtplastik“, die an die monumentalen Utopien der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts denken lässt: „Das Volumen der ‚Stadtplastik‘ gliedert sich in 236 Hochhäuser, die Wohn- und Arbeitsraum für 80.000 Menschen in der Innenstadt bereiten, die die Kölner Ringe schließen, die Deutz einbinden und letztlich der Stadt eine größere Form auf morphologischer und mythologischer Ebene geben. Die ‚Stadtplastik‘ drückt die Form der Größe des nächsten Kölns aus und ist damit vielleicht sogar wieder ein skulpturaler Masterplan.“ Bachems Zukunftsvisionen können vor Ort betrachtet und beurteilt werden: Fotomontagen, die man mittels QR-Codes auf dem Straßenpflaster herunterladen kann, zeigen seinen Hochhaus-Ring im Kölner Straßenbild.

• Der niederländische Theatermacher Gert-Jan Stam und der belgische Architekt Breg Horemans als Initiatoren des Projekts TAAT (Theatre as Architecture, Architecture as Theatre) haben die Kirche St. Michael am Brüsseler Platz als Ort ihres plan-Projektes gewählt. Hier inszenieren sie in Kooperation mit der Studiobühne Köln und der Kunstinitiative Art&Amen das architektonische Theater- oder auch theatrale Architekturerlebnis HALL02. In diesem Setting bewegen sich die Besucher immer zu zweit durch einen Raumparcours, so dass sie dort nicht nur als Publikum, sondern zugleich auch als Protagonisten ihrer eigenen aus dem Moment heraus entstehenden „Performance“ agieren.

 

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Boris Becker BDI © Boris Becker und VG Bild-Kunst Bonn 2014

 

 

• Die Ausstellung Urbane Landschaften – KölnIstanbul von Boris Becker und Murat Germen vermittelt sehr unterschiedliche künstlerische Blicke auf architektonische und stadtlandschaftliche Situationen in den Partnerstädten Köln und Istanbul. Die Fotoarbeiten, die sowohl als Projektionen wie auch als Prints gezeigt werden, sind das Ergebnis einer intensiven Beschäftigung mit zwei urbanen Gebilden, die trotz aller Globalisierungserscheinungen noch immer eine Vielzahl von kulturellen, strukturellen und ästhetischen Eigenheiten aufweisen. Initiiert und kuratorisch betreut wurde das Projekt von Barbara Hofmann-Johnson in Zusammenarbeit mit Necmi Sönmez – die, wie die Künstler, in Köln und in Istanbul leben. Die Betrachtung beider Städte und ihre fotografische Interpretation werden in mehreren öffentlichen Gesprächen mit den Künstlern und den Kuratoren vertieft.

 

• Immer wieder dabei ist Boris Sieverts mit seinem Büro für Städtereisen. In diesem Jahr bietet er eine Nachtwanderung durch Köln an. Start ist am Sonntag, 20.9. um zwei Uhr nachts am Ebertplatz. Wer mit Boris Sieverts unterwegs ist, wird die Stadt von einer vollkommen anderen Seite entdecken, auf Wegen die keiner kennt, hinter Türen, die niemand zu öffnen gewagt hätte, und im Gespräch mit Leuten, denen man alleine lieber nicht begegnet wäre. Vielversprechend klingen in jedem Fall die Inweise auf festes Schuhwerk, wetterfeste und warme Kleidung sowie eine Taschenlampe.

 

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Kiosk Studies. Janine Tüchsen, Marco Hemmerling

 

• Jaaa, alle lieben die Kölner Büdchen! Deshalb veranstalten Marco Hemmerling und Janine Tüchsen einen während der plan14 Woche einen Kiosk-Parcours, für den sieben Büdchen im Belgischen Viertel ihre Türen besonders weit öffnen.

 

• Martin Stankowski erklärt die Stadt rund um das Literaturhaus Köln. Dort wird er von Maria Medici und Anna Maria von Schürmann, dem Wasserturm und Goethe, Karl Berbuer und Karl Marx, der Weberschlacht und dem Kampf der Kölnischen Resistance gegen die SS erzählen.

 

•  Markus Schaden, der Gründer des gerade in Köln eröffneten PhotoBookMuseums im Mülheimer Carlswerk, spricht begleitend zu der Ausstellung Die neue US-amerikanische Architekturfotografie der 1970er Jahre über die Wechselbeziehung von Architektur und Fotografie. Dabei bezieht er sich vor allem auf zwei Meilensteine in der Darstellung und Rezeption von US-Urbanität: Zum einen die legendäre und bis heute immer wieder zitierte Publikation „Learning from Las Vegas“ aus dem Jahr 1972 von Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steven Izenour, die damit nicht nur die allgemeine Wahrnehmung von Architektur, sondern auch den fotografischen Blick darauf verändert haben. Zum anderen „La Brea“, das berühmte 1975 in Los Angeles aufgenommene Tankstellen-Motiv von Stephen Shore, das als Inkunabel der New-Color-Fotografie gilt. Schaden hat sich intensiv mit dieser Arbeit beschäftigt und ihr auch sein Projekt „The La Brea Matrix“, unter Beteiligung von sechs deutschen Fotografen, gewidmet.

 

• Die Ausstellung O.M. Ungers: Morphologie City Metaphors im UAA  Die Ausstellung „O.M. Ungers: Morphologie City Metaphors“ veranschaulicht Ungers stark von Bilder geprägtes Denken auf besondere Weise: Anhand eines Modells wird eine Installation rekonstruiert, die 1976 Teil der Eröffnungsausstellung „MAN transFORMS“ des Cooper Hewitt Museum of Arts and Design in New York war. Gezeigt wird auch eine Auswahl an Tafeln der „City Metaphors“, die dort zu sehen waren und Analogien zwischen Stadtgrundrissen und alltäglichen Bildmotiven herstellen. Ungers verstand sie als Dialoge, die Anstoß geben sollten zum Neu-Denken von Stadt und Möglichkeiten des Entwerfens. Ein überraschender und humorvoller Blick, der bis heute seine Wirkung nicht verfehlt.

 

(red./uw)