Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Freude an der Farbe

Tag des offenen Denkmals 2014 lädt zum Entdecken und Erkunden ein

Als Anregung für den diesjährigen Tag des offenen Denkmals hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Motto „Farbe“ ausgegeben. Was die zahlreichen ehrenamtlichen Akteure – Denkmalbesitzer, Denkmalämter, Architekten und viele engagierte Bürgerinnen und Bürger – daraus als Programm entwickelt haben, kann nun bestaunt werden. Wie in jedem Jahr öffnen bundesweit wieder viele tausende Objekte ihre Pforten und laden Gäste zum Besuch ein.

Bundesweit wird der Denkmaltag am 14. September begangen. Für Köln müssen Interessierte eine Verschiebung berücksichtigen: Wegen des RheinEnergie Marathons am 14. September hat die Stadt ihr Programm um eine Woche verlegt, dafür aber auch ausgeweitet: Die Kölner Denkmäler sind daher am 20. und 21. September geöffnet (die jeweiligen Details im Kölner Programm).

 

Höhepunkte aus Köln

Die Metropole des Rheinlands wartet traditionell mit dem umfangreichsten Programm in NRW auf. Rund 130 eingetragene Angebote zählt die Übersicht der Deutschen Stiftung Denkmalkschutz. Wie in jedem Jahr sind zahlreiche „Klassiker“ geöffnet, darunter die großen Sakralbauten der Innenstadt, aber auch viele interessante Kirchen in den Stadtbezirken. Eine wie wichtige Farbe in unterschiedlichen Formen in der Sakralarchitektur spielt, kann man – natürlich – am Kölner Dom erleben.

Ein unbekannter Schatz ist die kleine Erzengel-Michael-Kirche in Rodenkirchen (Pfarrer-te-Reh-Straße 7). Die 1964 eingeweihte Kirche in Form eines Zeltdaches steht inmitten des Parks von Michaelshoven. Farbenfrohes Hauptstück der Ausstattung ist die lange Glaswand, die der Künstler Frère Eric aus Taizé entwarf. Nicht nur das Farbglas selber, auch das farbige Lichtspiel auf der Rückwand sind besondere Erlebnisse. Die Kirche ist am 20. und 21. September zu den Führungen (jeweils 14 und 16 Uhr) geöffnet. Der Denkmaltag ist auch eine gute Gelegenheit, um das sonst nicht zugängliche Priesterseminar in der Kardinal-Frings-Straße zu besuchen. Hans Schumacher und Willy Weyres gestalteten den Baukomplex 1957/58 und legten dabei großen Wert auf die Ausstattung der Seminarkirche: Der Glasmaler Wilhelm Buschulte schuf 1962 die die Apsis umrahmenden Fensterflächen, die vor allem von innen betrachtet eine sehr ansprechende Wirkung entfalten. Das Priesterseminar ist nur am 21. September geöffnet, und zwar zu den Führungen um 14, 15 und 16 Uhr.

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Ehemalige Staatliche Hochschule für Musik. © Stadtkonservator/in, Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege

 

Farbgestaltungen der Nachkriegsmoderne spielen im Kölner Programm wie auch in Bonn eine wichtige Rolle. Stadtführer Markus Graf lädt zu einem Rundgang „Die 1950er Jahre in der Kölner Innenstadt“ ein. Die farbenfrohe Ära „Rund und bunt“ wird anhand zahlreicher bemerkenswerter Beispiele dargestellt, wobei kritische Anmerkungen zu vernachlässigten oder nachteilig veränderten Fassaden nicht fehlen. Die 1950er Jahre erweisen sich einmal mehr als überaus qualitätvolle und zugleich sensible Zeitschicht. Treffpunkt für die Führung am 20. September um 14 Uhr ist vor dem Deichmannhaus (am Durchgang zum Gaffel am Dom). Wer das Thema vertiefen und sich zeitlich noch weiter wagen möchte, ist zum Besuch der Ehem. Staatlichen Hochschule für Musik (heute Hochschule für Musik und Tanz) eingeladen (Unter Krahnenbäumen 87, Altstadt-Nord). Das 1973-1977 von der Werkgruppe 7 und Bauturm errichtete Gebäude zeigt charakteristische Merkmale von Bauten der Zeit um 1970, nämlich kantige Profile und eine fast skulpturhafte Form. Ebenso typisch ist die Verbindung von Oberflächen aus schalungsrauem Beton und kräftigen Farbakzenten durch Aluminiumpaneele. Solche jungen Denkmäler brauchen gerade die ganze öffentliche Aufmerksamkeit, wie die Diskussionen um den Standort Deutz der FH Köln zuletzt gezeigt hat: eines der jüngsten Denkmäler Kölns.

 

Wer ältere Objekte bevorzugt, findet auch in Köln ein großes Angebot an Privathäusern, die am Denkmaltag zum Besuch einladen. In der Engelbertstraße 65 (Neustadt-Süd) kann die farbige Gestaltung im Eingangsbereich des historistischen Einfamilienhauses von 1895 bewundert werden, v.a. die üppigen Stuckdecken. Eine Besonderheit ist die Arbeit, die Studierende des Cologne Institute of Conservation Sciences hier geleistet haben: Sie führten die Freilegung der Malerei durch. Führungen gibt es nach Bedarf zwischen 12 und 14 Uhr am 21. September. Zurück ins 14. Jahrhundert führt schließlich ein Besuch im Haus der Goldschmiedefamilie Glesch (Gereonskloster 12, gegenüber St. Gereon, Altstadt-Nord). Die bemalte Holzbalkendecke wird auf etwa 1390 datiert, sie ist heute im ersten Stock des alten Gebäudes des historischen Stadtarchivs eingebaut. Die Decke gilt als einziges erhaltenes Beispiel einer mittelalterlichen bemalten Decke in Köln und ist schon allein deswegen einen Besuch wert. Am 21. September ist der Raum zwischen 14 und 16 Uhr zugänglich, die Restauratoren Prof. Dr. Regina Urbanek und Dipl.-Rest. Andreas Krupa lassen die Geschichte der Decke lebendig werden.

 

Höhepunkte aus Bonn

Die Katholische Pfarrkirche Sankt Cäcilia in Oberkassel bewahrt einen vollständigen Schatz an Glasfenstern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sehenswert sind die Chorfenster von Joseph Machhausen, die um 1885 entstanden sind. Um 15 Uhr bietet Prof. Dr. Wilfried Hansmann eine Führung zum Thema „Verkündigung durch Licht und Farbe“ an.

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St. Michaelskapelle © Vanessa Krohn

Ein verstecktes Kleinod aus dem 17. Jahrhundert ist die Michaelskapelle an der Godesburg: Der kleine Saalbau hat seine historische Ausstattung großteils bewahrt und ist heute das einzige unversehrt erhaltene Beispiel für die Hofkunst um 1700. Während der Öffnungszeiten von 11 bis 18 Uhr werden Führungen angeboten (11, 13 und 15 Uhr. Ein besonderer Leckerbissen ist das Konzert um 18 Uhr. Unter der Leitung von Prof. Gerald Hambitzer musizieren Studierende der Hochschule für Musik und Tanz Köln nach dem Motto „Cantare et sonare“. Die Godesburg selber kann von 10 bis 18 Uhr bestiegen und besichtigt werden. Ihr Bergfried ist zuletzt aufwendig von der Stadt restauriert worden. Heinz Fischer führt interessierte Bürger um 14 und um 16 Uhr herum.

 

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Bundespressekonferenz und Tulpenfeld © Constanze Moneke

Der ehemalige Saal der Bundespressekonferenz im Tulpenfeld 7 ist geöffnet von 11 bis 14 Uhr. Erkennungszeichen des Saals ist die meterhohe, mit Quadraten versehene Rückwand mit edlem Mahagoniholz: gedeckte seriöse Farbigkeit der 1960er Jahre. Führungen finden um 11 und um 13 Uhr statt, außerdem ist eine Fotoausstellung „Politische Farben in Schwarz und Weiß“ zu sehen. Einmalige Einblicke in die politischen Geschehnisse aus Bonner Hauptstadtzeiten werden Helmut Hohrmann und Günter Wagenknecht geben. Helmut Hohrmann war langjähriger Korrespondent für den Deutschlandfunk und RIAS sowie Mitglied der Bundespressekonferenz. Günter Wagenknecht war langjähriger Kanzleramtsmitarbeiter unter sechs Kanzlern. Beide werden die Bildausstellung mit ihren spannenden und witzigen Anekdoten begleiten, die Architekturführung übernimmt Martin Bredenbeck von der Werkstatt Baukultur Bonn.

 

Spaziergänge zum Thema „Farbe in der Stadt“ werden um 11, 14 und 16.30 Uhr angeboten. Treffpunkt ist das Juridicum in der Adenauerallee. Der Spaziergang zeigt Beispiele für Farbe in der Architektur vom barocken Bonn bis zu Neubauten der Gegenwart und wird von der Werkstatt Baukultur durchgeführt. Auch zukünftige Denkmäler wie die Bonner U-Bahn-Stationen der 1970er Jahre werden dabei gezeigt. Weitere Spaziergänge werden zudem in Buschdorf, in der Kölnstraße und in der Südstadt unternommen – immer häufiger findet sich dieses Spaziergangs-Format in den letzten Jahren im Programm des Denkmaltags.
Auch Bonner Privathäuser öffnen ihre Pforten: eine einmalige Gelegenheit, hier interessante Einblicke zu gewinnen. So beispielsweise in der Kaufmannstraße 65 in der Weststadt und das Palais Horst in der Poppelsdorfer Allee 65: Farbige Innenraumgestaltungen aus dem 19. Jahrhundert und ihre Nachempfindung mit zeitgemäßen Mitteln erwarten die Gäste.

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Alte Bachschule in Rüngsdorf © Eberhard Weible

In Rüngsdorf ist die Alte Bachschule von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Diese ehemalige Volksschule wurde seit den 1970er Jahren durch die Stadt Bonn als bildnerische Werkstatt genutzt, stand zuletzt aber viele Jahre leer. Nach einer Sanierung haben sich auf dem Gelände eine Kunstgalerie, ein Restaurant und weitere kreative Köpfe niedergelassen.

 

 

Erstmals wird es in Bonn eine Abschlussveranstaltung geben. Sie beginnt um 18 Uhr in der Namen-Jesu-Kirche in der Bonngasse mit einem ökumenischen Gottesdienst, ab 19 Uhr sind – je nach Wetterlage – Hof oder Kirche der Treffpunkt für einen gemeinsamen geselligen Ausklang bei Getränken und Gesprächen.

 

Martin Bredenbeck

 

Das Gesamtprogramm stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf ihrer Internetseite  zur Verfügung. Hier gibt es bequeme Recherchefunktionen, mit denen sich Gäste ein individuelles Besuchsprogramm zusammenstellen können. Das Programm für Köln kann auch beim Stadtkonservator Köln abgerufen werden, das Programm für Bonn bei der Werkstatt Baukultur Bonn.