Betrachtet man aktuelle soziologische Forschungsergebnisse, so stellt man fest, dass eine immer feinere Differenzierung der Alltagskultur in unterschiedliche Lebensstile und Lebensentwürfe im Bereich der Wohnungseinrichtung deutlich wird. Das Thema Wohnen im architektonischen Sinne scheint hiervon jedoch nur sehr partiell berührt.
Studierende der Universität Kassel, Fachbereich Architektur, haben in Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären Entwurfsstudio von Marc Kirschbaum, wiss. Mitarbeiter am Fachbereich Architektur, und Kai Schuster, Psychologe und Lehrbeauftragter an der Universität Kassel, Untersuchungen unterschiedlicher Gesellschaftsbereiche vorgenommen.
Ausgehend vom heute einordnenden Begriff der „Lebensstile“ wurden Definitionen entwickelt, die zeigen wie gesellschaftliche Strukturen in architektonischen Strukturen Ausdruck finden können. Grundlage des soziologischen Experiments bildet die Befragung von Studierenden der Universität in Kassel. Um eine spezifische Zuordnung der befragten Personen zu ermöglichen, erfolgte nach Auswertung der Ergebnisse die Entwicklung fünf so genannter „Cluster“, die anhand detaillierter Lebensstilbeschreibungen definiert werden und bei der anschließenden Ausformulierung exemplarischer Bauherrn behilflich sind. Zielsetzung des Projektes war es keineswegs, wie man vielleicht vermuten könnte, verallgemeinerte Aussagen zu treffen, vielmehr war wichtig „ (…) nicht Prototypen zu entwickeln, sondern ein realitätsbezogener Prozess, der Stilisierungsvorlieben Aufmerksamkeit schenkt und vor allem Raumbedürfnisse beachtet.“
Konzeptfindung durch Persönlichkeitsprofile
Deutlich wird dies durch die weitere Herangehens- und Verfahrensweise der Studenten zur genaueren Untersuchung der Bedürfnisse und Wünsche des jeweiligen Bauherrn.
„Dominik, 26 Jahre, Marketing“ Cluster-Typ 5 „zurückgezogene Unterhaltungsmediennutzer“ ist fiktiver Bauherr des Entwurfs von Christian Geisser. Das Wohnhaus „(…) sortierte seine gewünschten Räume nach Wichtigkeit und stellte seine Interpretation der Räume sowie die vorgesehenen Aktivitätsmuster dar.“
Silke Hasanovic hat für den Entwurf des Cluster-Typs 2 „statusorientiert“ das Selbstschutzbedürfnis des Bauherren mit Hilfe von Bedrohungsszenarien detailliert betrachtet, um daraus bauliche Übersetzungen zu finden.“
Sowohl durch die Aufschlüsselung der durchgeführten Studie in Form von Dia- und Piktogrammen, bis hin zur clusterspezifischen Präsentation der entstandenen Arbeiten zeigt die Ausstellung in der Brüssler Straße 57 (Container) mit interessanten Ansätzen und Erkenntnissen einen der sinnvollsten Wege für Studienarbeiten.
Zu sehen bis 29.09. täglich von 13 – 21 Uhr.
Es findet jeweils um 18 Uhr eine Kurz-Führung durch die Ausstellung statt.
Kathrin Seifert
Redaktion A:Jugend
Container in der Brüssler Straße
aussen: Studie
innen: Entwürfe
Entwurf für Cluster-Typ 5 von Christian Geisser
Entwurf für Cluster-Typ 2 von Silke Hasanovic