Inseln mit Insektenzuchtanlagen, Inseln als Wellenbrecher, Inseln mit Privat-Bunkern, mit Konsumtempeln im buchstäblichen Sinne, mit einer Tsunami-Frühwarnanlage …
Tina Hauser interessiert das Verdauungssystem unserer Gesellschaft. Das was nach dem Konsum übrig bleibt, der Ausstoß, also der Müll, die Müllhalden, die Schlacke. „Ich habe mich gefragt, was kann ich sinnvolles damit machen?“, schildert die überaus kommunikationsfreudige Künstlerin ihren Ansatz. Unbeauftragt und in einem freien Planungshorizont spielt sie durch, wofür man die Restmaterialien unserer Gesellschaft einsetzen kann – in diesem Projekt am Beispiel der Müllschlacke. Durchaus inspiriert von aktuellen Problemen – Versorgung mit hochwertigem Eiweiß, Tsunami-Bedrohung etc. – aber auch von ganz privaten Wünschen: „und hier, das ist mein Privatbunker, wenn ich von der Welt und ihren Tsunamis nicht mehr gestört werden möchte.“
Nutze das, was hinten heraus kommt
Die Modelle auf diesen Schlacke-Inseln, die in einem Container auf der Maastrichter Straße ausgesellt sind, wurden sämtlich vergoldet und verweisen auf die symbolische Identität von Kot und Gold. Soll heißen: Nutze und interpretiere das, was hinten heraus kommt.
Tina Hauser nutzt offensiv das Privileg des Künstlers, der spielen darf (und soll). Das ist herrlich naiv, oder anders gesagt, von unverblümter, gedanklicher Frechheit. Hier scheint der Künstlerhabitus des 19. Jahrhunderts noch einmal sinnvoll, der mit tiefem Ernst verkündete: „Ich und die Welt, das machen wir mal folgendermaßen …“ Das ist auch ein Weg, der Übermacht der Sachzwänge zu begegnen. Gleichzeitig vertritt sie ihre Projekte mit einer symphatischen Vehemenz und Professionalität, die den Pressesprechern so mancher Planungsbüros gut zu Gesicht stünde.
Ort:
Container, Maastrichter Straße 26, Belgisches Viertel
Öffnungszeiten:
23.–29.09., 13–21 Uhr
Info:
Galerie Rachel Haferkamp, Hanjo Scharfenberg
Tina Hauser
www.tinahauser.ch
Axel Joerss
Golden Platform mit Leuchtturm und Bunker.
Niemand ist eine Insel. Deswegen verfügt das Ein-Mann-Zelt auch über eine Satelitenschüssel.
Insel mit Eiweißzuchtanlage. Hier sind die schockgefrosteten Isekten bereit für den Weltmarkt.
Die Verbindung zur Außenwelt, Symbol der Kommunikation.