Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan06: Küchenschrein & Hundekomfort

Wie muss die Wohnung eingerichtet sein, wenn ein Hund die zweitwichtigste „Person“ im Haushalt ist oder das Wohnzimmer eine Kleinmanufaktur beherbergt?

Das Problem ist bekannt: Die vier Wände sind starr, und das Leben ändert sich ständig. Die Planung von Wohnraum orientiert sich an abstrakten Nutzern, die traditionellen Sozialmustern zugerechnet werden, also in der Regel Kleinfamilie und Single. Doch selbst, wenn der Nutzer in seiner Rolle als Bauherr mit all seinen individuellen Eigenarten bekannt ist, kann in den folgenden Jahren alles Mögliche passieren: Die Kinder ziehen aus, die Ehe wird geschieden oder die Frau macht sich als Heilpraktikerin selbstständig und benötigt Praxisräume, eine neue Patchworkfamilie zieht ein und Jahre später belegt dann eine Alters-WG die Räume. Wer bekommt dann das repräsentative Wohnzimmer?

Bei dieser Fragestellung setzt Offsea an. Das „office for socially engaged architecture“, eine Zusammenarbeit der Architektinnen Andrea Benze und Anuschka Kutz, untersucht, wie die Planung auf Veränderungen der Nutzung reagieren kann. Sie fragen aber auch, ob es nicht auch einen ganz ungewöhnlichen Gebrauch der eigenen Wohnung gibt, der zu gänzlich anderen Planungen führen kann.

Die lustvolle erste Planungsphase

Offsea interessieren sich für Wohnrituale. Der Workshop im „ersten Stock“ der gestapelten Container auf dem Brüsseler Platz gleicht eher einem Werkraum als einer durchinszenierten Ausstellung. Der Besucher kann sich eines der liebevoll gestalteten Bastelsets nehmen – das sind diverse Papierbogen mit Umrissen von Wohnelementen und Alltagsgegenständen, die ausgeschnitten und in einen individuellen Wohnlayoutplan eingeklebt werden können. Die Ergebnisse werden anschließend ausgestellt und von Offsea archiviert und ausgewertet.

In erster Linie sind es Kinder (von Architekten), die dieses Angebot nutzen. Wahrscheinlich finden Erwachsene – verkrampft von dem Druck möglichst erfolgreicher (Lebens-)Planung – nicht mehr so leicht zurück zu dem lustvoll Spielerischen der ersten Planungsphase.

Auf der Internetseite von Offsea (www.offseaworks.com) gibt es zu dem Bastelset auch ein hübsche virtuelle Entsprechung, den „flatmaker“.

Daneben gibt es in der Ausstellung u.a. eine Videokabine, in der „normale“ Wohnungsbenutzer von ihrem ganz gewöhnlich unorthodoxen Gebrauch ihrer jeweiligen Wohnung erzählen. Ein Ehepaar, für das der Heimtrainer wichtiger ist als das Sofa, ein anderes Ehepaar ist sammelwütig, ein junger Mann betreibt von Zuhause ein Catering-Service …

Ort:

Containerturm, Brüsseler Platz, Belgisches Viertel

Öffnungszeiten:

23.–29.09., 13–21 Uhr

Termine:

Offener Workshop: Di–Do 26.–28.09., 18–19.30

Mo 25.09., 19 Uhr, Ausschnitte aus „8 Wochen“ von Buster Keaton, anschl. Diskussion mit Andreas Ruby

Fr 29.09., 19 Uhr Präsentation der Workshop-Ergebnisse

www.offseaworks.com

Axel Joerss

Kochen nur mit Blick aus dem Fenster …

Der Workshop von Offsea im Containerturm auf dem Brüsseler Platz

Faulenzen, küssen, essen & trinken …

Pilzzucht im Badezimmer und andere unorthodoxe Praktiken