Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Weile trotz Eile

Das letzte BDA-Montagsgespräch fragte: koelnmesse 2006 – Planungen für die Zukunft?

Seit dem alle Seiten überraschenden Coup des Fernsehsenders RTL, nebst Töchtern 2008 in den Rheinhallen seinen Sendebetrieb aufzunehmen, steht die koelnmesse unter enormem Zeitdruck. Denn spätestens im Dezember 2005 muß der alte Standort direkt am Rhein aufgegeben sein, um Platz für die umfangreichen Umbau-, besser Neubauarbeiten der Kölner Senderfamilie zu machen. Nicht innerhalb von sechs, sondern von zwei Jahren muß das gesamte Messegelände komplett umstrukturiert und Ersatz für die verloren gegangene Ausstellungsfläche geschaffen werden.

Diesem ambitionierten Vorhaben zollten alle Teilnehmer des Montagsgespräch Respekt – und beneideten klammheimlich Dr. Weber als Vertreter der koelnmesse um die Aufgabe, das viertgrößte Messegelände der Welt und Herzstück aller rechtsrheinischen Planungen weiterentwickeln zu dürfen.

Zur Verbesserung der aktuellen Planungen baten Vortragende, Podiumsteilnehmer und das Publikum sowohl darum, stadträumliche Gegebenheiten weniger als Hindernis, denn als Chance zu begreifen, als auch trotz und gerade wegen des Termindrucks ein Beratungs-Gremium für die städtebauliche und ästhetische Gestaltung zu schaffen – denn für die neuen Hallen zeichnet ein einzelner, direkt beauftragter „Architekt mit Erfahrung im Messebau“ verantwortlich.

So wurde denn auch die nicht vorhandene gestalterische Interaktion und bauliche Öffnung des Messegeländes zum umgebenden Stadtraum, also etwa zum Rheinpark, zur ICE-Trasse oder zu den Wohngebieten an der Deutz-Mülheimer Straße ebenso kritisiert, wie die fehlende Verbindung zwischen den einzelnen, sehr unterschiedlichen Siedlungsstrukturen.

Und der ca. 1 km vom Bahnhof Deutz entfernt gelegene Nordeingang benötige dringend ein Merkzeichen, um als zweiter Haupteingang überhaupt wahrgenommen zu werden. Innovativer Städtebau könne das als „Stachel im Fleisch“ bezeichnete Arcor-Hochhaus sowie die 22 m hohe Zoobrücke durchaus für seine Zwecke nutzen.

Auch solle man die Anwesenheit der Deutz-Mülheimer Straße mit all ihren stadträumlichen Wirrungen nicht ignorieren, sondern vielmehr als Rückgrat und zweite Achse neben dem zentralen Messe-Boulevard begreifen. Wenig Verständnis galt hierbei der Aussage des Messevertreters, den Boulevard und die Freiflächen nicht übermäßig attraktiv gestalten zu wollen. Schließlich sollen Messebesucher nicht auf dem Boulevard schlendern, sondern die aufwändig errichteten Stände der Aussteller in den sanierten Südhallen sowie den neu errichteten Nordhallen besuchen. Eine mindere architektonische Qualität der Hallen werde die koelnmesse nicht zulassen.

Bleibt zu hoffen, daß die Befürchtungen der Besucher des Montagsgesprächs unberechtigt sind, aufgrund der Mietvertragskonstruktion könne die Messe nur wenig Einfluß auf die Gestaltung der neuen Hallen und des Gesamtgeländes zu haben – mit einem Immobilienfonds als Bauherren, der Stadt als Mieter und der koelnmesse nurmehr als Untermieter.

Ulrich Grützner

Mehr zum Thema:

02-Weile trotz Eile

Prof. Dieter Prinz führte durch den Abend.

03-Weile trotz Eile

Das neue Messegelände:

Rot – die Nordhallen,

Blau – die Südhallen,

Gelb – der Boulevard.

04-Weile trotz Eile

Das Podium im Domforum.