Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Europas beste Bauten in Köln

Baukultur Nordrhein-Westfalen zeigt die Ausstellung zum „Mies van der Rohe Award 2019“ im Landeshaus

Der Mies van der Rohe Award – Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur – ist der wichtigste europäische Architekturpreis und zeigt die aktuellen Entwicklungen in der Architektur. Baukultur Nordrhein-Westfalen präsentiert die Ausstellung zum „Mies Award 2019“ von 22. Oktober bis 20. November 2020 im Landeshaus des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) in Köln – der einzigen Ausstellungsstation in Deutschland. Vorgestellt werden die 40 überzeugendsten Projekte aus den vergangenen zwei Jahren in der europäischen Union. Die Ausstellung in Köln ist ein Kooperationsprojekt mit der Fundació Mies van der Rohe Barcelona, dem Deutschen Architekturmuseum und dem LVR. Die aktuelle Ausgabe des alle zwei Jahre verliehenen  EU Mies van der Rohe Awards wurde zwar bereits 2019 juriert, aber seine architektonischen Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen könnten nicht aktueller sein: Wie wichtig guter Wohnungsbau ist, welche Bedeutung neue Mischungen von Wohnen und Arbeiten hat und welche entscheidende Rolle großzügig geplanter öffentlicher Raum hat, das verdeutlicht die Corona-Pandemie.

Wohnbauprojekt in Bordeaux ausgezeichnet

Gewinner des Mies Awards 2019. Cité du Grand Parc, Bordeaux/ Frankreich, Architekten: Lacaton & Vassal mit Frédéric Druot Architecture und das in Bordeaux ansässige Büro Christophe Hutin Architecture. Gebäude vor und nach dem Umbau. Fotos: © Philippe Ruault
Die Auszeichnung des Mies van der Rohe Awards geht an ein wegweisendes Wohnbauprojekt: der geschickte Umbau von drei Wohnblöcken aus den 1960er Jahren in Bordeaux durch das Architekturbüro Lacaton & Vassal gemeinsam mit Frédéric Druot und Christophe Hutin. Die 530 Sozialwohnungen wurden erweitert durch vorgefertigte Wintergärten, die einerseits als thermischer Puffer funktionieren und andererseits mehr Wohnraum und gemeinschaftlichen Kommunikationsraum für die Mieter schaffen. Das Umbaukonzept der Architekten erwies sich als weitaus wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer als ein zunächst geplanter Neubau.

Berliner Projekt im Finale

Im Finale waren außerdem der Lobe Block in Berlin von Brandlhuber + Emde, Burlon und Muck Petzet Architekten, bei dem durch die außen liegenden Treppen und Terrassen öffentlicher und privater Raum miteinanderverschmelzen, ein radikales Experiment.
Lobe Block (Terrassenhaus), Berlin Architektur: Brandlhuber+ Emde, Burlon / Muck Petzet Architekten Foto: © David von Becker, im Rahmen des ARCH+ Features 78: Terrassenhaus Berlin
 
Die Neugestaltung des Skanderbeg-Platzes in Tirana, Albanien, von 51N4E gemeinsam mit Anri Sala, Plant en Houtgoed und iRI zeigt, wie die Monumentalität dieser kommunistischen Anlage gebrochen werden kann, um individuelle Aufenthaltsqualitäten zu schaffen.
 
Den desolaten Pavillon einer psychiatrischen Klinik im belgischen Melle verwandelten architecten de vylder vinck taillieu in einen vertikalen Freiraum.
 
Das Plasencia Auditorium und Kongresszentrum in Spanien von selgascano ist ein „optimistisches Gebilde“ in einer strukturschwachen Region.
 
Den Nachwuchspreis erhielt das junge französische Büro BAST für seinen minimalistischen Anbau einer Mensa an die Dorfschule in Montbrun-Bocage in der Nähe von Toulouse. 
 

Die Beiträge der fünf Finalisten werden in der Ausstellung ausführlicher vorgestellt, unter anderem anhand von Modellen und Videos. Ferner zeigt die Ausstellung noch 35 weitere Bauten, die aus den knapp 400 nominierten Projekten von der hochkarätigen Jury unter dem Vorsitz von Dorte Mantrup ausgewählt wurden. In Zentrum der Jurydiskussionen standen die gesellschaftlichen Aufgaben der Architektur: Was kann gute Architektur zu den großen Fragen unserer Zeit beitragen, zum Umgang mit Ressourcen, zur Wohnungsfrage, zur Bodenfrage, zu Orten sozialer Begegnung? Nachhaltigkeit wird nicht mehr ausschließlich mit energetischen Standards und ressourcenschonenden Materialien in Verbindung gebracht, sondern mit einer kreativen Herangehensweise an bereits Vorhandenes. Der beste Beweis dafür ist, dass von den 40 Projekten auf der Shortlist fast 20 Umbauten oder Erweiterungen sind.

Die Präsentation in Köln wird erweitert um eine zusätzlichen Ausstellungsteil zur Architektur des Landeshauses. Das Gebäude aus den 1950er Jahren ist ganz im Sinne des architektonischen Konzeptes von Mies van der Rohe von den damals noch jungen Architekten Eckhard Schulze-Fielitz, Ernst von Rudloff und Ulrich Schmidt von Altenstadt entworfen worden. Foto ©Barbara Schlei

 

Eine Ausstellung der Fundació Mies van der Rohe – Barcelona mit Baukultur Nordrhein-Westfalen, in Kooperation mit dem DAM Deutschen Architekturmuseum und dem Landschaftsverband Rheinland sowie der Unterstützung von Creative Europe.
 
22. Oktober – 20. November 2020
Landeshaus, Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln
 
Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa: 12 – 18 Uhr; Do: 12 – 20 Uhr; Eintritt frei
Kurator*innen der Hauptausstellung: Ivan Blasi, Anna Sala Giralt
Kuratoren der Ausstellung zum Landeshaus: Daniel Lohmann, Norbert Hanenberg
Ausstellungsgestaltung: Jordi García
Grafikdesign: Valentina Pulian and Spread
Video Produktion: Nihao Films
Gestaltung Ausstellungblatt: Lars Staack, derserve.de
 
Diskussionsveranstaltungen:
Mi., 28.10.2020, 19 Uhr: „Masse und Klasse: Funktion und Gestaltung. Investitionen in die Zukunft“.
Mi., 11.11.2020, 19 Uhr: „Masse und Klasse: Bedingungen für den bezahlbaren Wohnungsbau am Beispiel der Region Köln-Bonn“.
 

Mies van der Rohe Award 2019

Preisträger, Finalisten, Nachwuchspreis

Preisträger
FR
Umbau von drei Wohnblöcken, 530 Wohnungen – Grand Parc Bordeaux, Bordeaux, Lacaton & Vassal architectes; Frédéric DruotArchitecture; Christophe Hutin Architecture
 
Nachwuchspreis
FR
E26 (Speisesaal einer Schule), Montbrun-Bocage, BAST
 
Finalisten
DE
Terrassenhaus Berlin Lobe Block, Berlin, Brandlhuber+ Emde, Burlon, Muck Petzet Architekten
ES
Plasencia Auditorium und Kongresszentrum, Plasencia, selgascano
AL
Skanderbeg Square, Tirana, 51N4E; Anri Sala; Plant en Houtgoed; iRI
BE
PC Caritas, Melle, architecten de vylder vinck taillieu
 
 
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