Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Jetzt doch noch!

Für die WRM-Erweiterung wurde nach 18 Jahren „gemeinsames Verständnis“ erzielt.

Die Adventszeit steht bevor, und nie ist die Bereitschaft auch der säkularisierten Gesellschaft, an Wunder zu glauben, so stark wie in diesen Wochen. Möglicherweise deshalb hat die Stadt die frohe Botschaft etwas zurückgehalten: Am 2. Oktober 2019 haben der Stifterrat des WRM und die Stadt Köln ein Kooperationspapier zur Erweiterung des WRM unterzeichnet. Die Ratsentscheidung soll bis zur Sommerpause 2020 herbeigeführt werden und die Ausschreibung bis spätestens Frühjahr 2021 erfolgen. Mit dem Bauen könnte man im Frühjahr 2022 starten. Erste Rundgänge durch die Fondation Corboud von Christ & Gantenbein könnten 2025 möglich sein. 

 

Absichtserklärungen, die das Papier nicht wert sind? Seit 18 Jahren wird um das Projekt gerungen, so lange, wie es dauert, seinen Nachwuchs in die Volljährigkeit zu entlassen: Kurz nach der Jahrtausendwende, im Jahr 2001, nahm die Stadt Köln die „ewige Leihgabe“ von Gérard Corboud an: eine Sammlung von Gemälden des Impressionismus, Spätimpressionismus und Pointillismus, die außerhalb Frankreichs einzigartig ist. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadt, diese Sammlung in einem Erweiterungsgebäude des WRM angemessen zu präsentieren.

 

Lange passierte so überhaupt gar nichts, dass der Stifterrat schließlich einen Architekturwettbewerb finanzierte, den 2013 Christ & Gantenbein aus Basel gewannen. Geld für die Umsetzung stand aber immer noch nicht bereit, so dass die Stadt einen Investorenwettbewerb hinterher schob. Diesen allerdings erklärte das Oberlandesgericht Düsseldorf 2017 letztinstanzlich für unzulässig. Gérard Corboud verstarb im März 2017.

 

Christ & Gantenbein haben in Zürich das Schweizerische Landesmuseum erweitert und renoviert (2012, 2016 (Neubau), 2020). © Walter Mair, Basel

 

Christ & Gantenbein und die Stadt Köln haben im April 2019 einen Vertrag unterzeichnet; der Rat beschloss im September das Raumprogramm des Museums und die Randbebauung. Ein dreigeschossiger Museumskopfbau mit 1000 qm Ausstellungsfläche und eine deutlich davon abgesetzte Wohnbebauung entstehen nun auf dem freien Grundstück östlich des WRM. Die Backsteinwand der Fassade erwirkt mit der Kleinteiligkeit des Mauerwerks und durch unterschiedliche Formate und Färbungen der Steine eine dezente horizontale Schichtung, die auf die Geschichte des Ortes verweist. Im Sockelbereich werden die Namen der Museumsstifter sichtbar. Der Zugang erfolgt durch das Foyer der Ungers Gebäudes  und eine Verbindungshalle unter der Martinstraße.

 

Kunstmuseum Basel, Erweiterung und Renovierung 2016 von Christ & Gantenbein © Rory Gardiner, London

 

Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Stifterrat-Vorsitzender Peter Jungen betonen: „Für die Stadt Köln, ebenso wie für den Stifterrat und die Fondation Corboud ist dies eine gute Grundlage für wachsendes Vertrauen in die Realisierung des gemeinsamen Projekts.“ Die Präsidentin der Fondation Corboud, Marisol Corboud, sagt: „Wir hatten, ganz offen gesagt, nicht mehr daran geglaubt, dass es noch zu einer solchen Lösung kommen wird. Wir freuen uns natürlich darüber. Wir werden die Stadt Köln daran messen, inwieweit nun die im Dokumentationspapier ‚Gemeinsames Verständnis‘ enthaltenen einzelnen terminlichen Meilensteine auch realisiert werden.“

Ira Scheibe

 

 

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