Ja, es gibt eine schlechte Nachricht, das Café Stanton wird abgerissen. Als Insel zum Luftholen im Kauf- und Konsumstrudel der Schildergasse ist das Café im Schatten der Antoniterkirche ein beliebter Ort. Aber nicht traurig sein, es wird alles viel besser.
Gemeindeort
Die Evangelische Gemeinde Köln möchte Lücken schließen und Platz schaffen. Das Nachdenken über eine komplette Umgestaltung des etwa 3.300 qm großen Grundstücks in zentraler Lage ist schon sehr lange im Gange. Die Antoniterkirche steht viel zu beengt, während große Teile der Fläche an der Antoniterstraße nur als Parkplatz genutzt werden. An die Schildergasse anbinden, auf das Weltstadthaus von Renzo Piano baulich reagieren und eine Front zur Cäcilienstraße zeigen, die mehr ist als nur Rückseite: das sind die städtebaulichen Herausforderungen für das Projekt.
Den richtigen Weg finden
Vor etwa eineinhalb Jahren wandte sich die Gemeinde an die Projektentwickler Ulrich Hartung aus Bonn. „Der Prozess war von der Gemeinde exzellent initiiert,“ sagt Hermann Ulrich. „Wir erhielten eine Aufgabenstellung, die es sonst gar nicht gibt: die Entwicklung einer Projektidee.“ Ein halbes Jahr dauerte es, bis diese formuliert war: „AntoniterQuartier. Kirche. Platz. Leben in der Stadt“ – so firmiert das Projekt seitdem. Die erste Leitidee ist, der Kirche mehr Platz zu geben. Die zweite Idee besteht darin, rund um den Kirchplatz ein evangelisches Quartier anzusiedeln – Handel, Gastronomie und auch Bewohner finden sich unter einer evangelischen Identität zusammen.
Der Wettbewerb
Aus über 180 Bewerbungen lud die Evangelische Gemeinde, in Abstimmung mit dem Baudezernat, 16 Architekturbüros zum Verfahren ein. Die Entwürfe können bis Ende Juli im Pfarrsaal besichtigt werden. Das lohnt sich, denn es gab durchweg sehr hochwertige Einreichungen. Die Jury hat nun den Wettbewerb entschieden:
- Preis: Trint + Kreuder d.n.a, Köln und greenbox Landschaftsarchitekten, Köln
- Preis: Staab Architekten GmbH, Berlin
- Preis: eins:eins Architekten, Hamburg
Anerkennung: F 29 Architekten, Dresden
Rund 20 Millionen Euro soll das neue Projekt mit 6.500 qm Bruttogeschossfläche kosten und bis spätestens Anfang 2020 fertig sein. Es entsteht ein Citykirchenzentrum und weitere gemischte Flächen für Wohnen und Gewerbe, wobei auf die Gastronomie circa 1.000 qm entfallen werden.
Vom Trubel zur Stille: das neue Quartier von Trint + Kreuder
Die Antoniterkirche erhält einen Kirchplatz. Die Abfolge der städtischen Räume führt dann in den umbauten, ruhigeren Kirchhof und öffnet sich mit einem einfachen Durchgang zur Cäcilienstraße. Nach außen schirmt sich der Block durch einen kräftigen Gebäudewinkel ab, der die städtebaulich mögliche Höhe ausschöpft.
Ein niedrigerer Gebäudetrakt im Blockinneren komplettiert das Ensemble. Das „neue Café Stanton“ wird in zwei Etagen gegenüber von P&C untergebracht. Der Haupteingang zum Citykirchenzentrum liegt direkt am Kirchplatz und führt hinauf ins Foyer. Ebenerdig sind flexibel teilbare Einzelhandelsflächen angeordnet und oberhalb von Café und Gemeindeamt unterschiedlich große Büroeinheiten. In den oberen Geschossen des Blockrandes entstehen Wohnungen mit „Schallschutz-Grundrissen:“ 2- bis 5 Zimmer groß mit einem von Süd nach Nord durchgesteckten Wohnraum, der in beide Himmelsrichtungen eine Loggia haben. Zur lauten Seite hin wird sie nur von der Küche oder auch vom Duschbad aus betreten.
Sandsteinfarbenes Betonsteinpflaster schafft einen durchgehenden Platzteppich. Ziegel und rau geschalter Beton bilden die vorherrschende Materialauswahl. Sämtliche Fenster sind als Nischen konzipiert, in die man sich hineinsetzen kann.
Pfarrer Mathias Bonhoeffer erläutert, warum sich auch das Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Köln für den Preisgerichtsentschluss ausgesprochen hat:
„Was uns überzeugt hat an diesem Entwurf, ist die städtebauliche Situierung und die innere Erschließung des Gebäudes. Aber besonders gut gefallen hat uns auch, wie das Gebäude unsere evangelische Sendung präsentiert: wenn man den Kirchplatz von der Schildergasse aus betritt, liegt der Eingang zum Citykirchenzentrum direkt links gegenüber – also nicht irgendwo hinten in einer Ecke versteckt und auch nicht gleich vorne auf dem Präsentierteller, sondern als Teil des Ganzen.“
Eindrücke des zweitplatzierten Wettbewerbsbeitrages:
Staab Architekten GmbH, Berlin
Weitere Informationen
Die 16 Wettbewerbsentwürfe für das AntoniterQuartier sind bis zum 31. Juli 2015 im Großen Saal der Antoniterkirche ausgestellt, zu erreichen über das Café Stanton. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.30 bis 1.00 Uhr, Samstag 9.00 bis 1.00 Uhr und Sonntag 10.00 bis 1.00 Uhr.
Zur Webseite der Evangelische Gemeinde Antoniter Kirche
Ira Scheibe
2 Kommentare
Danke fuer einen weiteren Seelenlosen Klotz in Koeln!
Du sagst es Christopher: Ein weiterer Flachnachbau! Ohne wirkliche Unterscheidungsmerkmale zu vielen anderen Bauten in Köln. Ein Lob aber an das Rendering. Der blühende Baum schmückt das Bild. In Wirklichkeit leider nur 2 Jahreswochen.