Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan02: in-di-reference

Positionsbestimmungen im Klang- und Medienraum

Bettina Bachem zeigt in ihrem Kölner Atelier in der Antwerpener Strasse 50 eine Collage aus Video- und Klanginstallationen, die sich – obwohl unabhängig voneinander entstanden – einem gemeinsamen Themenkomplex widmen:

Die Notwendigkeit von Referenzpunkten zur Positionsbestimmung; zunächst als Betrachter der Installationen; im übertragenen Sinn dann auch in der

persönlichen Standortbestimmung wie auch den Auswirkungen auf Architektur und Städtebau.

Zunächst zeigt eine Installation mit Mitteln experimenteller Videokunst die Eigendynamik einer visuellen Rückkopplung, die ihre Ausdehnung, Form und Abgrenzung eigendynamisch und für den Betrachter unvorhersehbar selbst bestimmt.

Eine sich anschliessende 4-Kanal-Klanginstallation macht die Klangräume ober- und unterhalb einer Wasseroberfläche erfahrbar; man definiert je nach eigenem Standpunkt und Orientierung zu den Lautsprechern seine eigene Position im oder über dem Wasser. Schliesst man die Augen, verliert man sich im Tanz von Wellen, Gluckern, entfernten Geräuschen von Schiffen; schwimmt obenauf oder droht zu in den Fluten zu versinken. Auch hier verschwimmen die

Fixpunkte, die zu einer Orientierung notwendig sind.

Eine weitere Videoinstallation suggeriert zunächst den Blick aus dem Bullauge eines Schiffes auf die Wellenbewegung an der Grenze zwischen Luft und Wasser. Unerwartet kippt jedoch der Horizont in die Vertikale; die Kamera scheint sich um 90° gedreht zu haben. Doch etwas scheint nicht zu

stimmen; „nicht mitgedrehte“ Wolken und Bewegungsmuster der vermeintlichen Wasseroberfläche stellen die Orientierung des Betrachters auf die Probe; zumal der die Galerie überflutende Meeres-Klangteppich doch so gut zu den Bildern zu passen scheint. Je mehr man sich auf die Klänge und Bildsequenzen einlässt, Reflektionen des Filmes auf Decke, Schaufenster (und gegenüberliegender Fassade) in die Betrachtung mit einbezieht, desto größer wird die Unsicherheit im Spannungsfeld von Wahrnehmung und Interpretation.

Da jedoch die Bezugspunkte (references) fehlen, ist des Rätsel’s Lösung scheinbar unmöglich und dann – in Kenntnis des wahren Motivs – wieder verblüffend einfach. Mehr wird hier nicht verraten…

Empfehlung: Die Installationen wirken abends intensiver, da das Streulicht von der Straße nicht mehr stört, man sich besser auf die Klänge und Videoeffekte konzentriert und Spiegelungen auf Fensterscheiben die Eindrücke

zusätzlich verstärken. cw

21.-27. 09. jeweils von 13 bis 21 Uhr