Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Die Oper bewegt Köln

Redkordkulisse bei den BDA-Montagsgesprächen

Im Foyer der Oper wurden im Rahmen der BDA-Montagsgespräche die Entwürfe für den Kölner Opernkomplex vorgestellt. Aufschlussreich und informativ, doch am Grundproblem vorbei ging dabei die Podiumsdiskussion.

Am Montag den 25. August fand in gewohnter Manier an ungewohnter Stelle das BDA-Montagsgespräch zum Thema „Bühnen Köln“ statt. Gewohnt gut, sowohl fachlich, wie auch sprachlich, war die Einführung des Kölner BDA-Vorstandsmitglieds Bernd Kniess und die eloquente Moderation der anschließenden Podiumsdiskussion durch Jürgen Keimer. Ungewohnt war jedoch der Ort: Statt wie üblich im Domforum fand man sich, aus gegebenem Anlass, im Foyer der Oper ein. Schließlich stand und steht der 1957 von Wilhelm Riphahn vollendete Opernkomplex im Mittelpunkt des ausgelobten Wettbewerbes. Und so wurden die Entwürfe, die von der Jury um Professor Jörg Friedrich mit den Plätzen fünf bis eins ausgezeichnet wurden, am künftigen Ort des Geschehens vorgestellt. Über die bestplatzierten Entwürfe ist an anderer Stelle bereits ausführlich berichtet worden, die eingereichten Arbeiten sind darüber hinaus derzeit ebenfalls im Foyer der Oper am Offenbachplatz ausgestellt.

Das Thema lockt die Massen

So war für viele der Anwesenden die im Anschluss an die Vorstellung angeschlossene Podiumsdiskussion der wirklich interessante Teil des Abends. Neben dem Vorsitzenden des Preisgerichtes Jörg Friedrich fanden sich der Dezernent für Kunst und Kultur Georg Quander, der Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen Bernd Streitberger, der Landeskonservator Udo Mainzer sowie der Geschäftsführende Intendant der Kölner Bühnen Peter F. Raddatz und Andreas Rossmann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf dem Podium ein. Neben all den architektonisch-entwerferischen Qualitäten der einzelnen Entwürfe – die unisono von allen Beteiligten gelobt wurden – machte die Diskussion jedoch deutlich, dass vielen der geplanten Architekturen in einem größeren Maßstab ein Scheitern droht.

Zwar betonte Bernd Streitberger, dass der Siegerentwurf der Planungsgemeinschaft aus Chaix & Morel (Paris) und JSWD Architekten (Köln) endlich die am Ort so nötige Adresse kreiere, doch Kritiker mögen hier ins Felde führen, dass diese architektonische Fähigkeit auch schon dem Riphahn-Bau inne wohnte. Die eigentliche Problematik liege jedoch an anderer Stelle: Der gesamte Komplex ist von allen wichtigen Fußgängerströmen abgekoppelt, zeigt allein zur lauten Nord-Süd-Fahrt eine Schaufassade und kehrt dem Rest der Stadt den Rücken. Zwar, so wandte Udo Mainzer ein, bildet der Bau aus den fünfziger Jahren zur Krebsgasse einen Ehrenhof, dieser ist durch die dort stehenden Container als solcher jedoch nicht wahrnehmbar.

Architektur oder Stadtplanung?

Die Grundproblematik der fehlenden Anbindung an das städtische Leben versuchen fast alle Entwurfsvorschläge in den Griff zu bekommen, doch eine tatsächliche Lösung bieten die wenigsten. Das liegt nun jedoch nicht an den Entwürfen selber, sondern an der Ausschreibung des Wettbewerbes: Nicht genug damit, dass das Gros der jungen und kleinen Büros durch die Zulassungsbeschränkung der Mitarbeiterzahl und des Jahresumsatzes ausgeschlossen wurden – schwerer mag wiegen, dass nicht das Dezernat für Stadtentwicklung, sondern die Gebäudewirtschaft als Auslober des Wettbewerbes fungiert. Von Keimer auf diese Merkwürdigkeit angesprochen, reagierte Streitberger mit der einfachen Antwort, dass es sich beim Opernkomplex schließlich nur um ein Gebäude handele, in seinem Dezernat dagegen würde Stadtplanung betrieben.

Doch wie, wenn nicht städteplanerisch wäre das eigentliche Übel am Offenbachplatz zu lösen? Zwar leuchtet es ein, dass im Rahmen des vom Wettbewerb vorgeschriebenen Budgets viele stadtstrukturelle Defizite – etwa eine Tieferlegung der Nord-Süd-Fahrt – nicht zu lösen gewesen wäre, dennoch lassen sich die Missstände rund um die Oper wohl nur schwer einzig mit einer Architektur lösen, die wie gefordert „zeichenhaft“ ist.

Es bleibt also spannend rund um die Kölner Oper. Wie etwa werden die Architekten der Forderung nach einer Angleichung der Höhe ihres Entwurfes nachkommen? Noch ist er etwa drei Meter zu hoch, galten doch die Werkstatttürme des Bestandes als Maßgeber für die Maximalhöhe des Neubaus.

Trotz offener Fragen heißt es: „Feuer frei!“

Und welche Bedeutung wird der entstehende Komplex in den Speer´schen Überlegungen zum Kölner Masterplan haben? Mitarbeiter des Büros AS&P (Albert Speer und Partner) waren als Gäste in der entscheidenden Sitzung des Preisgerichtes anwesend, um sich ein Bild von dem zu machen, was am Offenbachplatz entstehen könnte. Eine Frage aus dem Publikum konnte Bernd Streitberger jedoch mit großer Sicherheit beantworten: Bereits in dieser Woche rechne man mit dem Ratsbeschluss, so dass der Bau der neuen Bühnen Köln 2010 beginnen könne und bis 2013 abgeschlossen sei. Ein Siegerentwurf sei gekürt und nun hieße es „Feuer frei!“ für das Projekt. Doch die spannende Frage nach der Einbindung des Areals in den städtischen Kontext wird wohl erst die Zukunft beantworten können.

David Kasparek

Alle Wettbewerbsarbeiten sind vom 20. August bis 2. September 2008 im Foyer des Opernhauses ausgestellt.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 11:00 bis 18:00 Uhr.

Zur Ausstellungseröffnung erscheint eine gedruckte Dokumentation der Wettbewerbsarbeiten.

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4 Kommentare

Herr Kasparek, das Erste was mich damals als „Neukölner“, vorher sehr lange wohnhaft in Rotterdam, an dem „Hochbunker“ Kölner Oper verwunderte war, das man dieses Gebäude auch nur annähernd als erhaltenswert bezeichnen konnte. Sowas ist sicherlich nur in Köln möglich.

In Köln kann man mittlerweile nur eins – es ist zu hoch, muß reduziert werden. Wirkt anschließend provienziell und unausgegoren – siehe Türmchen der LVA.
Man sagt auch Kirchturm (Dom) Politik.

Am besten wäre es, das gesamte Gebäudeensemble der Oper komplett abzureissen und neu zu bauen. So eine optische Wüste wie die Oper habe ich selten gesehen. Das ist keine Architektur…..

Die Beiträge des Wettbewerbs zeigen meiner Meinung nach vor allem eines:
Das vorgegebene Raumprogramm sprengt wie so oft den Rahmen des zur Verfügung stehenden Grundstücks, und konnte von keinem Teilnehmer in befriedigender Weise untergebracht werden: Geboten wurden wahlweise bis zum Platzen nach allen Seiten aufgeblasene Volumen, alternativ hierzu Arbeitsplätze unter Tage !

Hat mittlerweile jemand in Erwägung gezogen, die ganzen über das Stadtgebiet verstreuten Produktionsbetriebe beispielsweise an einem andern, hierfür besser geeigneten Ort zusammen zu fassen, ohne sich dem rigorose Korsett des beschränkten Platzes und städtebaulicher Zwangspunkte unterordnen zu müssen ?

Auch der 1.Preisträger konnte die Aufgabenstellung nicht befriedigend lösen. Ein Neubau fürs Schauspiel, eingezwängt zwischen Oper, Brüderstrasse und N-S-Fahrt, völlig überdimensioniert. Dahinter dafür gähnende Leere: die geplante Freifläche mit ihren vier heterogenen Fronten und einem Lichtgraben als Zwangspunkt für die Funktion der Untergeschosse ernsthaft als `Platz´ anzubieten, ist dreist.

Das bestehende Ensemble aus Oper und Schauspiel ist in meinen Augen architektonisch und städtebaulich nach wie vor eine gelungene Anlage (ja, ich stehe auf 50er-Jahre Architektur, zumindest manche, da diese oftmals mehr Charme hat, als die meisten neuen Stahl-Glas-Bauten), und kein Beitrag bietet eine wirkliche Verbesserung am Offenbachplatz an. Das wahre Problem sind nämlich nicht die Bauten von Riphahn, sondern die ganze desolate Situation der Umgebung. Aber an die Aufgabe traut sich ja keiner ran !