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Platzfolge

Wettbewerb zu Schauspielhaus und Oper entschieden

Am 27. Juni gaben die Vertreter des Preisgerichts die Sieger des Realisierungswettbewerbs „Bühnen Köln am Offenbachplatz“ bekannt. Die Jury unter Vorsitz von Jörg Friedrich wählte aus 31 eingereichten Arbeiten internationaler Teilnehmer acht Entwürfe aus, die mit Preisen beziehungsweise Anerkennungen ausgezeichnet wurden.

Stadtraumgedanke

Mit dem 1. Preis wurde der Entwurf des Büros JSWD – Jaspert Steffens Watrin Drehsen (Köln) ausgezeichnet, der in Kooperation mit dem Atelier d’architecture Chaix & Morel + Associés (Paris) entstand.

Der Entwurf antwortet mit einem Solitär auf das Operngebäude, das nach Abriss der Bauten von Schauspielhaus und Operncafé aus seinem eigentlichen städtebaulichen Ensemble enthoben sein wird. Anstelle der südlichen Anbauten entlang der Brüderstraße sehen die Architekten einen Platz vor, der im Norden von der freigestellten Oper flankiert und im Osten – in Richtung der Nord-Süd-Fahrt – vom neuen Schauspielhaus abgeschlossen wird. Unterhalb des Platzniveaus wird das in der Auslobung geforderte Produktionszentrum angeordnet, das durch einen Hof mit natürlichem Licht versorgt werden kann.

Die Qualität des Entwurfs, dem Jörg Friedrich aus funktionaler Sicht eine „enorme Zeitersparnis durch sehr gute Organisation“ attestiert und den er im architektonischen Urteil mit den Adjektiven „grandios, spannend, individuell“ bezeichnet, liegt vor allem in den städtebaulichen Aspekten: Während man „grandiose“, „spannende“ und „individuelle“ Architektur als Teil eines Opernensembles wohl auch in Frage stellen könnte, schafft der Entwurf, der die Funktionen von Kinderoper, Schauspiel und Studiobühne auf sieben Geschossen in der Vertikalen organisiert, die stadträumliche Definition zweier Plätze in Osten und Süden der Oper.

Der Offenbachplatz im Osten dient dabei durch die Öffnung der Foyers von Oper und neuem Schauspielhaus als städtisches Entree. Dessen Neugestaltung mit Berücksichtigung der direkten Nachbarschaft einer mehrspurigen Verkehrsschneise wird ausschlaggebend für die Annahme des Platzes durch die Bevölkerung sein. Im Süden stellt der neu geschaffene respektive großzügiger bemessene Platz den Bau der Oper frei – das Gebäude soll damit räumlich mit der Stadt verknüpft werden. Die Erdgeschosszone der Riphahn’schen Oper schließlich soll fremdvermietet werden, um eine Belebung dieses Platzes zu gewährleisten – hier wird es nicht zuletzt auf die Wahl der Mieter ankommen, damit der Ort angemessen aus dem Abseits rücken kann.

Preise und Anerkennungen

Den 2. Preis erhielt das Büro Nieto Sobejano Arquitectos S.L. (Madrid), das die bauliche Figur aus den östlichen Dachaufbauten der Oper zu entwickeln scheint und damit nach dem Urteil Jörg Friedrichs einen „Contra-Riphahn“ neben das denkmalgeschützte Gebäude stellt. Der 3. Preis ging an Atelier 5 Architekten und Planer (Bern) in Zusammenarbeit mit BAL – Bauplanungs- und Steuerungsgesellschaft mbH (Berlin). Hier, so Friedrich, sei ein Entwurf „raffinierter Einfachheit“ entstanden, der die Vertikale inszeniere. Die Arbeit von Max Dudler (Berlin), die die Preisrichter durch ihre „klassische Einfachheit und städtebauliche Eleganz“ überzeugte, erhielt den 4. Preis. Der 5. Preis schließlich ging an Auer und Weber Assoziierte (Stuttgart) für ihre „zurückhaltenden, niedrigen Bauten“ am Offenbachplatz.

Die Büros asp Architekten Arat – Siegel – Schust (Stuttgart), Hentrich-Petschnigg & Partner (Düsseldorf) sowie Kengo Kuma & Associates (Tokyo) erhielten jeweils eine Anerkennung.

Rainer Schützeichel

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Der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf von JSWD (Köln) und Atelier d’architecture Chaix & Morel + Associés (Paris): Blick auf den Offenbachplatz

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Im Lageplan zeichnen sich die stadtbaulichen Konturen ab

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Der erstplazierte Entwurf im Modell

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Der 2. Preis des Büros Nieto Sobejano Arquitectos S.L. (Madrid)

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Atelier 5 Architekten und Planer (Bern) in Zusammenarbeit mit BAL – Bauplanungs- und Steuerungsgesellschaft mbH (Berlin): der 3. Preis

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Max Dudler (Berlin) erhielt den 4. Preis

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Der 5. Preis ging an Auer und Weber Assoziierte (Stuttgart)

10 Kommentare

Das architktonische Grauen geht weiter. Ein weiterer unansehnlicher Klotz! Was ist nur mit den Architekten los?

Laut den Bildern sind alle Preisträger städtebaulich sehr ähnlich und klotzhaft ohne Bezug zum Ort -komisch oder?

Ich zitiere:
Die Qualität des Entwurfs, dem Jörg Friedrich aus funktionaler Sicht eine „enorme Zeitersparnis durch sehr gute Organisation“ attestiert und den er im architektonischen Urteil mit den Adjektiven „grandios, spannend, individuell“ bezeichnet, liegt vor allem in den städtebaulichen Aspekten: Während man „grandiose“, „spannende“ und „individuelle“ Architektur als Teil eines Opernensembles wohl auch in Frage stellen könnte, schafft der Entwurf, der die Funktionen von Kinderoper, Schauspiel und Studiobühne auf sieben Geschossen in der Vertikalen organisiert, die stadträumliche Definition zweier Plätze in Osten und Süden der Oper.

Kleine Anmerkung an Rainer Schützeichel:

Intelligenz ist: Komplizierte Dinge so zu beschreiben das Jeder sie versteht! 84 Wörter in einen Satz zu packen sind schon grandios, spannend, individuell;-)

PS: Sollte nicht falschverstanden werden. An sich ein sehr interessanter Bericht. Er läßt sich nur unheimlich schwer lesen…

Bin begeistert. So könnte im Gegenüber zur Riphahn-Oper ein spezifisches Gebäude- und Platzensemble entstehen, das es so wirklich nur in Köln gibt. Und ist damit vielleicht mehr als ein weiterer „Riverside“-Solitär a la Elbphilharmonie. Mämgel: Noch etwas zu hoch. Die offenen Kellerebenen im neuen Platz – funktioniert das?

Bekommt der neue rückwärtige Platz tatsächlich die Qualität, die eines Platzes würdig erscheint? Die angrenzende Bebauung (Rückseite Schildergasse) an diesem Ort ist eher als schrecklich zu bezeichnen. Die jeweiligen Nutzungen (seien es Anlieferung, Parkhauszufahrt, etc.) sind auch nicht so bald zu verändern… Was bleibt: Ein neuer Platz mit vielen Emissionen… (Blick, Lärm, Verkehr) aber das kennen wir ja schon – in diesem Köln!

Die vorgestellten Entwürfe sind nicht wirklich überzeugend, da zu zu groß, zu klobig und zu individuell konzipiert.
Zum Zwecke einer harmonischen städtebaulichen Gestaltung dieses sensiblen Innenstadtbereiches sollte das Schauspielhaus sich in Ausmaß und Gestaltung an der Oper orientieren und sich diesem unterordnen.
Bspw. wäre für das Schauspielhaus eine Gestaltung denkbar, die die vertikale Struktur der Opernfassade aufnimmt und weiterentwickelt. Dieses wäre der gestalterischen Wirkung des Offenbachplatzes sicherlich zuträglich und würde gleichzeitig das Operngebäude von Riphahn aufwerten. (Orientieren könnte man sich dabei am Lincoln Center in New York, wo zwei Operngebäude und eine Konzerthalle einen wunderbaren Platz umrahmen.)

Schrecklicher 1. Preis! Disney Architektur ohne Städtebau…sieht aus wie eine Juwelierzentrale

Es scheint wohl noch nicht genug Betonklötze in Köln zu geben. Deswegen packen wir doch direkt noch einen dazu. Da blickt man doch mit Wehmut zurück an die gute alte Zeit der schönen Oper am Rudolfplatz.