Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Mitten im Grün um Köln: Wo bin ich hier?

Die Grüngürtel-App hilft weiter – auch bei Dauerregen

Planen wir also den Sommer für demnächst, solange das Wetter uns bei jeder Aktivität noch mit einem satten Guss von oben überrascht. Denn solange es dauerregnet, mühen wir uns nicht auf dem Fahrrad ab, um die Grüngürtel-App zu testen, sondern sitzen bequem und trocken mit dem Handy auf dem Sofa.

 

Das rechtsrheinische Grün als Trockenübung

Auch wenn die Kölner Grün Stiftung ihre App sicher nicht als Trockenübung geplant hat, kommt uns diese Möglichkeit doch grade sehr zugute. Die App für Android und iPhone kann kostenlos in den einschlägigen Appstores herunter geladen werden und erklärt sich mit einer kleinen Einführungstour zunächst selbst. Über 63 Kilometer können wir dem Kölner Grüngürtel Rundweg nun gemeinsam durch Wald und Wiese folgen. Entlang der grün markierten Strecke, die als der geführte Weg durch den Grüngürtel bezeichnet wird, sind über 200 Punkte markiert, an denen es etwas zu sehen „Besondere Orte“, zum Essen und Trinken „Speis und Trank“, zu bewegen, „Spielplatz“, „Trimm Parcours“ oder „Hundefreilauf“, eine „Haltestelle“ oder ein „Stiftungsprojekt“ gibt. Mit denn gewohnten Fingergesten können die Benutzer auf der Karte zoomen und sich so dem eigenen Ziel annähern. hat man etwas Schönes gefunden, wird man schließlich aufgefordert, seinen Lieblingsplatz mit seinen Freunden auf Facebook zu teilen.

Wer hier schon genug von der Virtualität hat, der sei an die kostenlos erhältlichen Faltkarten erinnert, die im letzten Jahr ebenfalls von der Kölner Grün Stiftung herausgegeben wurde.

 

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Screenshot der App Mein Grüngürtel Rundweg

 

So viele Besondere Orte im Grün

Nun bin ich bereit meine tour zu starten. Die Übersichtskarte ist dicht an dicht gespickt mit den kleinen Markern, die auf die Besonderheiten an der Wegstrecke hinweisen – nur im Norden zwischen Longerich und Niehl dünnt es sich etwas aus. Weil ich mich im Rechstrheinischen zugegebenermaßen leider immer noch schlecht auskenne beginne ich meine Tour an einem vollkommen fremden Ort, an der Haltestelle der S-Bahn Linie 1 an der Frankfurter Straße in Gremberghoven/Höhenberg. Wer nicht virtuell reist wie ich, schafft es vom Hauptbahnhof in zehn Minuten hier hin. Und tatsächlich ist es hier bald sehr grün, denn schon mein erster „Besonderer Ort“ ist die Merheimer Heide, eine 150 Hektar große Parkanlage aus den frühen 30er Jahren, damit also ein Urgestein des Grüngürtels noch aus der Adenauer-Ära. In der weitläufigen Grünanlage findet sich bereits alles, was ein Städteherz sich wünschen kann: Spielplatz, Trimmpfad, Hundewiese und viel Grün – alles in der App gut zu lokalisieren.

 

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Screenshots der App Mein Grüngürtel Rundweg

 

Der nächste Zielpunkt ist der Haselberg, ein kleiner, baumbestandener Hügel im Norden der Merheimer Heide, der direkt an das Autobahnkreuz Köln-Ost grenzt. Kleine Geschichten zur Historie des Ortes finden sich auch in der App, die mich knapp darüber informiert, dass ich mich hier auf einem ehemaligen Exerzierplatz des preußischen Militärs befinde – hier wurde das Erstürmen von Forts und Anhöhen geübt.

Grade nervt mich etwas, dass mich der Bildschirm nach dem Aufwecken immer wieder in die Neustadt-Süd schickt – warum nur? Kann man selbst einer App das Übergewicht des Linksrheinischen nicht abgewöhnen?

 

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Screenshots der App Mein Grüngürtel Rundweg

 

Niemand soll verloren gehen

Ich überquere die B55 und peile drei neue „Besondere Orte“ an: die Herler Mühel, den Strunder Bach und Haus Herl und lande mitten in der Geschichte Buchheims an der ältesten Ritterburg im rechtsrheinischen Köln. Wer hätte das gedacht? Und dass der Strunder Bach einmal als fleißigster Bach Deutschlands galt, ist heute vielleicht auch noch eine nette Überraschung.

Auf der andren Seite der Autobahn finden sich zwei weitere Attraktionen, aber Kreuzwasser und die Wichheimer Mühle klicke ich nur kurz an, sonst wird mir das hier alles zu viel.

Nach Hause komme ich dann wieder mit der Bahn oder per Klick. Die nächste Haltestelle ist die an der Wichheier Straße in Buchheim , wo ich die Auswahl zwischen den Linien 3, 13 und 18 habe, um wieder in die Stadt zurück zu kommen. Hier sollte ich dann auch einsteigen, wenn ich nicht bis Höhenhaus weiterlaufen oder radeln möchte.

Immer bietet mir die Grüngürtel-App ihre Zielführung an – verloren gehen sollte hier also niemand. Und falls unterwegs mal der Akku schlapp machen sollte, ist die weitere Orientierung im echten Leben auch kein Problem. Die Stiftung hat den Weg durch den Grüngürtel mit den offiziell bestellten Wegemarkierungen des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) auszeichnen lassen.

Wo ich genau jetzt aber die Bilder meiner Lieblingsorte mit meinen Facebookfreunden teilen kann, habe ich nicht gefunden. Offenbar ist dies nur meht als ein Aufruf zu verstehen, hinzugehen, sich zu erfreuen und dann den eigenen Account für die Verbreitung zu nutzen.

Und irgendwann hört es dann sicher mal auf zu regnen, dann bewege ich mich auch wieder freiwillig in der echten Welt.

 

Uta Winterhager

 

 

Die App ist im App Store und bei Google Play für iPhone und Android-Smartphones kostenlos erhältlich.

Allen, die nicht alleine mit ihrem Handy den Grüngürtel erradeln wollen, sei hier noch die linksrheinische Tour des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz am 11. Juni empfohlen.