Architekten lieben Container, denn wer Architektur mit Containern macht, muss nicht bei Null anfangen. Der erste Schritt ist gemacht und das Projekt steht schon mal stabil, ist endlos addierbar, unglaublich funktional, international, global und sogar nachhaltig da wiederverwertbar. Und das ganz ohne Design-Ambitionen.
1966 lief das erste Containerschiff in Bremen ein, seitdem ist der 20-Fuß- Container das weltweit normierte Großbehältnis zum Lagern, Verladen und Transportieren von Gütern aller Art geworden. Er ist immer und überall auf der Welt gleich, in bis zu neun Lagen stapelbar, regendicht und extrem stabil und darin liegt seine funktionale und wirtschaftliche Stärke. 28 Millionen dieser Container wurden im vergangenen Jahr auf Schiffen und LKWs, in Häfen und Verladestationen gezählt. Sollte irgendwo mal einer dieser vielen Container vergessen werden, wird es nicht lange dauern, bis er eine neue Funktion findet: er macht einfach alles mit, auch Architektur.
Weltweit standardisierte Transportmodule
Wer einen Container haben möchte und keinen findet, kann sich auch einen kaufen, die Preise für gebrauchte und echt patinierte Exemplare liegen bei rund 600 Euro. Das ist nicht viel für 33 Kubikmeter Raum im Stahlmantel, und wie die aktuelle Ausstellung „Container-Architektur“ im NRW-Forum zeigt, kann man viel damit anfangen. Oder man lässt ihn als Sinnbild unserer Zeit stehen einfach erstmal stehen.
Werner Lippert und Petra Wenzel vom NRW-Forum erreichten nach ihrem international geposteten Aufruf rund 250 Container-Architekturen, von denen 144 in der Ausstellung zu sehen sind. Bereits realisierte und visionäre Projekte sind in dieser Auswahl gleich stark vertreten. Doch egal ob Foto oder Montage, ob Hilfsprojekt oder Wohnexperiment, allen Entwürfen gemein ist ihr spielerischer Charakter. Wie Bauklötze im Riesenformat werden die Container mit Freude gestapelt und das modulare Bauen neu erfunden. Sie werden knallbunt bemalt und mit immer neuen Inhalten gefüllt.
Elementiertes Bauen, universell einsetzbar
Egal ob Luxuswohnhaus, Streetsoccerarena, Kindermuseum, Bibliothek im Eis, Wüstenkino oder Skulptur – die Frachtkisten sind so universell, mit ihnen können Architekten alles. Richtig zweckentfremden lassen sie sich allerdings nicht, denn sie machen einfach alles mit. Sogar ein bisschen die Welt retten, wenn daraus eine smarte Notunterkunft für Krisengebieten wird.
Präsentiert werden alle Entwürfe in einem umlaufenden Bild- und Textfries, 22 sorgfältig detaillierte und sogar patinierte Holz-Modelle im Maßstab 1: 5 vermitteln einen räumlichen Eindruck.
Einen Original-Container gibt es in der Ausstellung nicht. Schade, sonst hätte man sich dort hineinsetzen können um über den Ausspruch von Hartmut Miksch nachzudenken:
„Container sind das Gegenteil davon, was Architekten machen.“
Uta Winterhager
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