Auf Einladung des Dezernats für Stadtentwicklung, Planen und Bauen der Stadt Köln veranstaltete die Bundesstiftung Baukultur am 25. Mai eine Diskussion zum Thema Bauen und Bildung. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Michael Braum moderierte das Gespräch zwischen Vera-Lisa Schneider vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW, der Architektin Bernadette Heiermann, der Privatschulleiterin Helga Boldt, Kathrin Möller von der GAG Immobilien AG und Bernd Streitberger. Einleitende Vorträge hielten Frauke Burgdorff (Montag Stiftung Urbane Räume, Bonn) und Hildegard Fuhrmann (Schulleiterin des Abendgymnasiums Köln) zur Bildungslandschaft Altstadt-Nord und Arno Lederer (Universität Stuttgart) zu exemplarischen Schulbauten verschiedener Dekaden.
Positionen
Wir kümmern uns nicht in erster Linie um pädagogische Konzepte, sagte Braum in seiner Einleitung, das können andere besser. Dem widersprachen die Vertreterinnen des Projektes Bildungslandschaft Altstadt Nord: Planen und Bauen müssten auf den veränderten pädagogischen Bedarfen aufsetzen. Das Projekt führt in einem partizipatorischen Planprozess Pädagogen, Schüler, Anwohner und Entwerfer zusammen.
Im Ringen um das Verhältnis von Architektur und pädagogischen Inhalten brach Arno Lederer eine Lanze für den klassischen Schulbau. Er zeigte Beispiele guter Schularchitektur – etwa die Bürgerschule in Weimar –, die mit Dauerhaftigkeit und neutralen Nutzungsmöglichkeiten allen veränderten pädagogischen Konzepten gerecht geworden seien. An den Schulbauten zeige sich, wie stark in einer Gesellschaft die Liebe zu Kindern ausgeprägt sei.
Man könne aber die Schularchitektur der 70er Jahre nicht in Bausch und Bogen verurteilen, wurde bei der Podiumsdiskussion entgegnet. Die Schulbauten mussten große Schülerzahlen aufnehmen und häufig die Zentren neu gewachsener Städte bilden. Problematisch ist ihr Zustand heute größtenteils nur deshalb, weil kein Geld für Instandhaltung ausgegeben wurde.
Ein weiterer Diskussionspunkt des Podiums war die Frage, inwieweit Schulen Identifikationsorte für den Stadtteil werden können und sollen. Die Schule übernimmt notgedrungen auch immer mehr Familienfunktionen, wird zur „Schulwohnung.“ Gleichzeitig soll sie Immobilienstandorte aufwerten und Stadtteilzentrum werden. Kann dieser Spagat gelingen?
Handlungsempfehlung
Die Stiftung Baukultur hat Köln als Referenzort gewählt, weil hier mit dem Masterplan auf gesamtstädtischer Ebene, mit den „Bildungslandschaften“ Altstadt Nord und Höhenberg-Vingst in den Quartieren und zahlreichen Neubauten auf der Gebäudeebene ambitionierte Entwicklungen zu verzeichnen sind. Die Veranstaltung in Köln war ein Baustein zur Vorbereitung des im nächsten Jahr stattfindenden Konvents 2010. Dessen Ergebnisse werden in einen „Bericht zur Baukultur“ münden, der als Handlungsempfehlung auf dem Gebiet Öffentliches Bauen und Baukultur an die Politik gegeben werden soll. Die Mitwirkung interessierter Bürger ist erwünscht.
Weitere Informationen zu Veranstaltungen und einer Mitgliedschaft im
Förderverein Bundesstiftung Baukultur e.V..
Ira Scheibe