Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Akt 06

Ausstellung der Freihandzeichnen-II-Klasse 2006

Das Hauptgebäude der Fachhochschule Köln am Claudiusweg in der Kölner Südstadt ist ein imposanter Bau. Hier verdient es die Haupterschließung so genannt zu werden, wie es im Volksmund üblich ist: Treppenhaus.

Es ist wahrlich nahezu ein Haus, welches die Treppen aufnimmt und den Besucher in einem Zentralbau nach oben geleitet, ja förmlich lockend nach oben zieht.

Im obersten Galerieumgang dieses Treppenhauses nun haben Studierende der Freihandzeichnen-II-Klasse von Professor Klaus Kette die Arbeiten ihres letzten Seminars ausstellen wollen. Ja und man muss sagen, sie wollten, denn eine tatsächliche Ausstellung der Aktzeichnungen kam nicht zustande. Das ist für alle Beteiligten bedauerlich: Für die Studierenden, die ihre Werke nicht angemessen präsentieren konnten, wie für alle anderen, denen die Möglichkeit vorenthalten wurde einmal zu sehen, was in der Fakultät 05 der Fachhochschule außer Modellen und Planzeichnungen noch entsteht.

Stell dir vor es ist Vernissage und keiner geht hin

Die eigentliche Vernissage von akt_06 wurde von etwa zwanzig Menschen besucht, die ausgestellten Arbeiten mussten wegen Brandschutzauflagen gegen 22 Uhr in den voll bestuhlten Mevissensaal geräumt werden, welcher für den Grossteil der verbleibenden Woche abgeschlossen und somit unzugänglich blieb.

Warum nun kam es dazu, dass die vermeintliche Ausstellung keine tatsächliche wurde? Schließlich und endlich ließe sich das wohl als eine Verkettung unglücklicher Umstände umschreiben, die von Missverständnissen mit dem Brandschutzbeauftragten bis hin zu fehlendem Wein reichten.

Am Augenscheinlichsten war jedoch das offensichtliche Desinteresse vor allem auf Seiten derer, die an der Fakultät für Architektur beheimatet sind.

Eine Hand voll Studierender gesellte sich zu den Ausstellenden und sage und schreibe je ein Professor und ein Mitarbeiter der Fakultät empfanden es als nötig sich die Ausstellungseröffnung anzusehen. Die Ausstellung wurde innerhalb der Fakultät mit Plakaten und einem Hinweis auf der Internetseite angekündigt, außerhalb der Fakultät 05 erhoffte man sich die Aufmerksam- keitserregung durch die Positionierung der Arbeiten im öffentlichkeitswirksamen Treppenhaus in der Claudiusstraße – ein Trugschluss.

Sowohl Plakate als auch der Verweis im Netz stießen offenkundig auf Ignoranz und pures Desinteresse. So verkündete etwa Professor Michael Werling, seines Zeichens immerhin ehemaliger Dekan und selber mit großem zeichnerischen Talent gesegnet, freimütig, er habe das Plakat zwar gesehen, es sich aber gar nicht erst näher angeschaut.

Hohes Niveau der Zeichnungen

Entsprechend hat er, wie all die anderen auch, die Chance vertan, sich teilweise großartige Aktzeichnungen anzusehen. Die Blätter von Hadi Saidi etwa, die in ihrer Exaktheit und dem, das Blatt modellierenden Strich an da Vinci erinnern oder jene Zeichnungen von Christopher Schriner, der mal nur die das Licht reflektierende, mal nur die verschatteten Stellen der nackten Körper zeichnete, so dass ein vollständiges Abbild des Modells erst im Auge des Betrachters entsteht. Bemerkenswert auch die Zeichnungen der Chinesin Yuefeng Wagler, die scheinbar mühelos jede nur erdenkliche Technik ausprobierte und ausnahmslos mit jedem Blatt überzeugen konnte. Sie zeigte teils bis auf äußerste reduzierte Strichzeichnungen neben mit Rotwein koloriertem Tuschestrich. Alles in allem bot sich damit ein Überblick über verschiedene Zeichen- und Maltechniken, aufgebracht auf interessante Formate, die den Modellen stets angenehm gerecht wurden. Präsentiert wurden die Arbeiten, in Anlehnung an ihre Entstehung, auf großformatigen, auf Staffeleien stehenden Tafeln, die jeweils von einem Studenten nach eigenem Gutdünken bestückt werden konnten.

Dank des Besuchermangels war es letztendlich jedoch ein recht trauriger Abend in dem doch so schönen Ambiente, der für die Studierenden mit dem ernüchternden Fazit endete, dass die Ausstellung, hätte sie im latent vermüllten Keller der Fakultät für Architektur in der Siegburgerstraße stattgefunden, immerhin noch von den Putzfrauen und all denen gesehen worden wäre, die sich dort unten einen Kaffee holen, was einem Mehr an Publikum von etwa 400 Prozent entsprochen hätte. Teils großartige Aktzeichnungen wurden ignoriert, wieder einmal wurde eine Chance vergeben, an der Fachhochschule Köln Publikumswirksam zu agieren. Schade drum.

David Kasparek

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Zeichnung von David Hasselberg