Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Weiterhin Alles offen

Wie die Umgestaltung des Areals um den Deutzer Bahnhof letztlich aussehen wird, will der Stadtentwicklungsausschuss im Januar 2007 entscheiden.

Von den Rahmenkonzepten dreier Stadtplanungsbüros, die in einem moderierten Werkstattverfahren entwickelt wurden, hatte ein Expertengremium den Entwurf des Kölner Büros Jaspert, Steffens, Watrin und Drehsen (JSWD) hoch favorisiert. Doch gegenüber diesem Votum möchte der Stadtentwicklungsausschuss souverän bleiben.

Der Stadtentwicklungsdezernent Bernd Streitberger hatte am Mittwoch, den 6. Dezember, bei einem Pressetermin zur Fertigstellung der Constantin Höfe noch einmal die Planungsperspektive der Deutzer Stadtplanung skizziert. Voraussichtlich im Januar nächsten Jahres sollen alle drei Entwürfe noch einmal auf den Prüfstand des Stadtentwicklungsausschusses, der dann abschließend entscheiden will, wie es auf dem Gelände um den ICE-Bahnhof weitergehen soll.

Ein schwieriges Spiel von Vision und Pragmatik

Es zeichne sich ab, so Streitberger, dass keiner der Entwürfe in Reinform realisiert werde, sondern dass man „das beste aus allen Welten zusammenfügen wolle“. Denn Planung ist das Eine, Finanzierung das Andere. Die Poesie des Planungswunsches – für eine „große Lösung“ sprechen sich im Prinzip alle Parteien aus – reibt sich hier mit der Prosa der Finanzierbarkeit. Es geht um Entscheidungen, die nicht nur im Feld divergierender Interessen der Akteure bestehen, sondern gleichzeitig auch den Anforderungen eines abrupten Strukturwandels Rechnung tragen müssen. Und hier ermöglicht Pragmatismus eine höchstmögliche wirtschaftliche Flexibilität.

Das Beste aus allen Welten

Das Büro astoc schlägt vor den Bereich um die Messehallen mit einer Kulisse abzutrennen. Die gesamte Bebauung von einheitlichen 30 Metern Höhe soll südlich davor verlegt und um einen großen Bahnhofsvorplatz gruppiert werden. Das Büro Trojan und Trojan aus Darmstadt platzierte eine modulare Baustruktur, die das geplante große Volumen von 150.000 qm Bruttogeschossfläche aufnehmen soll. Darunter ein Platzhalter für ein Kongresszentrum und/oder Musicaltheater im Westen des Areals. Für Streitberger war offensichtlich die große Flexibilität dieser Rahmenplanung attraktiv, die vor allem die schwierige Beziehung der Freifläche zum Rhein lösen wollte. JSWD plant ähnlich wie Trojan und Trojan eine Blockstruktur mit hoher funktionaler Offenheit, aber unterschiedlicher Höhenentwicklung.

Zwischenlösungen

Alle wollen im Prinzip immer noch die große Lösung, insbesondere für den Bahnhof.

Von der großen Lösung für das Areal scheinen aber nur einzelne Bausteine finanzierbar. Einige davon sind bereits realisiert, wie die eben fertig gestellten und schon gut vermieteten Constantin Höfe. Andere sind in unmittelbarer Planung wie der Umbau des Bahnhofes Deutz zum neuen ICE-Terminal, dessen altes Eingangsgebäude als Verteiler erhalten und integriert werden soll. Die Kuppel mit ihrer spektakuläre Tragekonstruktion – zurzeit mit einer Decke abgehängt – möchte besonders das Büro JSWD wieder freilegen. Die Finanzierung ist unklar. Geplant ist auch die Verlegung der Opladener Straße nach Süden, um den attraktiven Baugrund unmittelbar vor dem Bahnhofseingang freizumachen. Voraussichtlicher Baubeginn soll Anfang bis Mitte 2007 sein.

Axel Joerss

Der Entwurf von JSWD

Der Entwurf von Trojan und Trojan

Der Entwurf von astoc

Die Trägerkonstruktion der Kuppel in der alten Eingangshalle des Deutzer Bahnhofes

Die große Lösung für den Bahnhof: vier ICE-Gleise und ein alles überspannendes Dach.

So sehen JSWD die große Lösung für den Bahnhof

2 Kommentare

Wo bitte schön bleibt die Bürgerbeteiligung im Vorfeld?
Die erste Planung zum B-Plan wurde nach dem Modell 2, Bürgerversammlung, in der Messe vorgestellt.
Wie ernst nehmen eigentlich die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung ihre eigenen Vorgaben und zum Beispiel die Aussagen im Leitbild Köln 2020?

Der am 09.01.07 vorgestellte „Vorentwurf“ für Deutz von Streitberger(aus allen drei Entwürfen etwas, keine Umsetzung des Entwurfes von JSWD), läßt schlimmes ahnen. Von einem Extrem ins Andere. Dieser Mann kann nicht verhehlen, das er aus der Provinz kommt.