koelnarchitektur.de präsentiert eine Auswahl der Diplomarbeiten des Sommersemester 2005 der FH Köln:
Grenzen – Bonn Bahnhofsumfeld am Institut 01 bei Prof. Hannes Hermanns / Prof. Carola Wiese
Diplom von Susanne Dittrich und Thomas Schäfer
Diese Diplomarbeit setzt sich aus zwei Elementen zusammen: dem städtebaulichen Entwurf für den Bahnhof Bonn und einer Analyse von Arbeiten Aurelio Galfettis. Aufbauend auf Galfettis Gedankengut entwickelten die beiden Studierenden ein Nutzungskonzept für das „Tor zur Stadt“, dem Bahnhofsumfeld der Stadt Bonn. Situation, Parameter, Partitionierung, Korrespondenz und Transformation. Begrifflichkeiten, die in der Arbeit von Aurelio Galfetti eine außerordentliche Rolle spielen. Für die Lösung des städtebaulichen Problems in Bonn suchten die Diplomaten kein Rezept bei Galfetti. Es ging ihnen vielmehr um den Weg, seine Herangehensweise, die Strategie. Transformation bedeutet Umwandlung, das Übergehen in eine andere Form. So wie Galfetti begreifen auch die Studierenden den Entwurf in einer städtebaulichen Situation als Chance, einen Teilbereich der Stadt radikal zu verändern, indem er in Beziehung zum Gesamtkontext gesetzt wird.
Die Arbeit der beiden Diplomanden besticht durch ihre absolut stimmige Darstellung von der Analyse (Gruppenarbeit) bis zum einzelnen Entwurf. Und obwohl die beiden Arbeiten auf dem Gedankengut Galfettis aufbauen, entstehen doch zwei sehr unterschiedliche Konzepte: Während Susanne Dittrich das Problem der zerschnittenen Stadt mit zwei Passerellen über den Bahngleisen löst, entscheidet sich Thomas Schäfer für städtebauliche Verdichten durch eine zusätzliche Blockbebauung. Er integriert so den alten Bahnhof in die Stadt. Dessen Fassade wird zur Platzfassade, ein urbaner Vorplatz entsteht.
„Das Glück der Vision“ – ein neues Opernhaus für Köln am Institut 04 bei Prof. Dr. Michael Werling / Prof. Dr. Noderbert Schöndeling
Diplom von Christian Hartmann
Ein neues Opernhaus für Köln: viel diskutiert und noch immer ein spannendes Thema. Vielfältig soll es sein, multifunktional, visionär, aber auch realistisch und natürlich repräsentativ. Christian Hartmann wählte den Breslauer Platz als Standort der neuen Oper. Eine schwierige Lage direkt neben dem Kölner Dom. Zu extravagant sollte das neue Gebäude nicht sein und damit dem Dom seine Stellung als Wahrzeichen streitig machen. Aber auch nicht zu unscheinbar. Der Entwurf gelingt. Selbstbewusst leuchtend steht das neue Haus auf einem steinernen Sockel: ein homogener, kristalliner Bauköper. Tagsüber gewähren die Fassaden durch Opakglas rundum diffusen Lichteinfall – nachts setzt sich die Oper durch eine gleichmäßige Hinterleuchtung der Gebäudehülle in Szene. Raffiniert ist auch die Form: Der Kubus neigt sich zum Rhein, seine horizontalen Schichten sind leicht gedreht. Die Idee ist einfach: Musik = Schwingung = Rheinströmung = Rotation.
ChemEx, das deutsche Chemie-Exploratorium in Wesseling am Institut 02 bei Prof. Jochen Siegemund / Prof. Gunther Vettermann
Diplom von Hans Jörg Kurm
In vielerlei Hinsicht wird die Stadt Wessling von der chemischen Industrie geprägt. Das ChemEx soll als Forum und Bildungseinrichtung dienen, um Chemie als Naturphänomen, Wissenschaft und Industriezweig zu erleben. Folgende Nutzungen sollen integriert werden: ein Chemie-Lehrpfad, ein Science Center, Labors, eine Jobbörse sowie ein Konferenz- und Informationszentrum. Der Hintergrund dieser Aufgabenstellung ist real: Das ChemEx wurde von der „Regionale 2010“-Agentur zur weiteren Qualifizierung ausdrücklich empfohlen und hat sehr gute Chancen, in den Kategorien :stadt und :gärten der technik als ein Leuchtturmprojekt die höchste Priorität zu erreichen.
Als Ort für das Projekt wurde die innerstädtische Brachfläche entlang der Gleisanlagen gewählt. Das Grundstück liegt als langes schmales Band zwischen der Fußgängerzone und einer Grünachse am Ortsausgang. Hans Jörg Kurm entscheidet sich bewusst gegen eine weitere Überbrückung der Gleisanlagen und legt sein ChemEx als verbindende, neue Stadtachse parallel zu den Gleisen. Öffentlicher Raum entsteht – vor und auch im neuen Baukörper: Der Besucher wird über einen Rundgang durch eine Raumfolge mit variierenden Geschosshöhen und Lichtsituationen durch die Ausstellung geführt. Die privaten Bereiche, wie Labors und Konferenzräume, platziert der Diplomand als eigenständige Einheiten zwischen den Ausstellungsebenen. Eine komplexe und damit auch interessante Raumstruktur aus öffentlichen und nicht-zugänglichen Bereichen entsteht.
Auch in Zukunft wird koelnarchitektur.de die Entwicklung an der FH Köln begleiten und jedes Semester eine Auswahl der besten Diplomarbeiten präsentieren.
Natalie Gemmrig