Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Große Pläne

Startschuss für die Parkstadt Süd und die Verlängerung des Inneren Grüngürtels bis zum Rhein

Nun will die Stadt ihr langgehegtes Vorhaben wirklich umsetzen und den Inneren Grüngürtel linksrheinisch als urbane – nach ökologischen, klimatischen und städtebaulich-freiraumplanerischen Kriterien gestaltete Parklandschaft – bis zum Rhein fortzuführen. An seinen Säumen soll mit der Parkstadt Süd ein modernes, gemischtes Stadtquartier entstehen, das die südliche Innenstadt mit den angrenzenden gewachsenen Stadtvierteln von Bayenthal, Raderberg, Zollstock und Sülz verbindet und diese maßgeschneidert ergänzt.

Der Innere Grüngürtel, der in seiner heutigen Form rund sieben Kilometer lang ist, entstand in den 1920er Jahren auf Geheiß des damaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer nach Plänen von Fritz Schumacher. Bis heute trägt er wesentlich zur Unverwechselbarkeit des Stadtgrundrisses und zur hohen Lebensqualität in Köln bei. Allerdings konnte Adenauer die Idee das grüne Band auch im Süden der Stadt bis an den Rhein zu führen, nicht verwirklichen, weil die Industrialisierung in diesem Bereich damals schon zu weit fortgeschritten war. Nun, fast 100 Jahre später, hat der Stadtrat mit zwei Beschlüssen (der Verlagerung des Großmarktes bis 2020 und der Ausweisung eines Sanierungsgebietes) die Weichen für die Umsetzung dieser Pläne gestellt.

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Das Planungsgebiet des ESIE. Luftbild: Stadt Köln

 

ESIE?

Neben der Schaffung bezahlbarer Wohnungen und neuer Arbeitsplätze soll bei der Planung der Parkstadt Süd auch die Entwicklung einer guten Infrastruktur, der Bau von Kindertagesstätten, Schulen und Einrichtungen zur Nahversorgung im Blickfeld stehen. Das neue Stadtquartier soll sich durch innovativen Städtebau und gelungene architektonische Konzepte auszeichnen.

Auf Grundlage des vom Rat beschlossenen „Entwicklungskonzeptes Südliche Innenstadt-Erweiterung (ESIE)“ mit Grundzügen der künftigen Nutzung – die auch der Masterplan Innenstadt von AS&P aufzeigt – wird die Stadt Köln Ende diesen Monats das städtebaulich-freiraumplanerische Verfahren starten.

Die Gesamtfläche des Planungsgebietes beträgt rund 115 Hektar. Es umfasst Flächen der früheren Dom-Brauerei an der Alteburger Straße, des einstigen Güterbahnhofs Bonntor und des Kölner Großmarktes, aber auch Flächen am Südstadion, am Eifelwall und am Gleisdreieck Süd/Höninger Weg. Dabei hat die Stadt es sich zum Ziel gesetzt, die Planung innerhalb des mit Ratsbeschluss festgelegten Sanierungsgebietes im Dialog mit der Stadtgesellschaft, mit Grundstückseigentümern und Nutzern zu erarbeiten.

1. Nutzungskonzept

 

Planer, Bürger und Eigentümer

Fünf internationale Planungsteams aus Stadtplanern, Landschaftsarchitekten und Architekten: „Astoc – Architects and Planners (Köln)“, „AS&P Albert Speer und Partner (Frankfurt)“, „KCAP (Rotterdam)“, „RMP Stephan Lenzen (Bonn)“ und „West 8 Urban Design & Land-scape (Rotterdam)“ werden in einem Beteiligungsverfahren (Moderation: „Urban Catalyst studio (Berlin)“ und „neubig hubacher Architekten (Köln)“) mit den Potentialen des Ortes auseinandersetzen und Lösungsvorschläge erarbeiten. Der Arbeitsprozess der Planungsteams soll in öffentlichen Veranstaltungen vermittelt werden, die interessierten Kölnerinnen und Kölner, die Anlieger, Initiativen und Bürgergemeinschaften die Gelegenheit für einen direkten Austausch mit den Planern geben sollen. Außerdem ist eine Reihe so genannter Werkstattformate geplant, um Grundlagen zu erarbeiten. Die für den Spätherbst 2015 geplante Präsentation der Planungsergebnisse soll den planerischen Beteiligungsprozess abschließen. Die Stadt hofft, mit diesen Ergebnissen eine fundierte Grundlage für ein städtebauliches Gesamtkonzept, für eine anschließend eventuell erforderliche weitere Begleitung durch die Planungsteams und letztlich für die notwendigen Bebauungspläne zu schaffen.

 

Spaziergänge, Themenabende und Fragebögen

Parallel dazu finden ab April von lokalen „Scouts“ geführte Stadtspaziergängen im Planungsgebiet statt, um dort „lokale Ressourcen“ zusammenzutragen, die eine differenzierte Wahrnehmung der einzelnen Planungsräume ermöglichen sollen.

In den darauffolgenden Dialogphasen sollen mehrere Themenabende mit Experten angeboten werden, bei denen Fragen und Antworten zum Gebiet als „Stadt von Morgen“ diskutiert werden. Die städtebaulich-freiräumliche Planungsaufgabe wird dabei mit aktuellen Zukunftsthemen der Stadtentwicklung eng verzahnt.

Unabhängig von dem städtebaulichen Planungs- und Beteiligungsprozess, plant die Stadt von sämtlichen Einwohnern, Eigentümern und Unternehmen im Sanierungsgebiet per Fragenbogen Stellungnahmen einzuholen, von welchen Veränderungen sie sich besonders betroffen fühlen.

Es ist ein großes Vorhaben, das die Stadt hier in den nächsten Jahren planen wird. Überstürzt wird hier nichts, denn vor dem Umzug des Großmarktes kann mit einer Umsetzung nicht begonnen werden. Zeit genug also, einen vorbildlichen Planungs- und Beteiligungsprozess durchzuführen.

 

(red./uw)

 

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1 Kommentar

Die Parkstadt Süd ist bestimmt ein gutes und ehrgeiziges Projekt für die Stadt Köln.

Die Verlagerung des Großmarktes nach Marsdorf ist aber falsch. Einige Grundstücke muß die Stadt Köln noch erwerben bei verkaufsunwilligen Privateigentümern. Es müssen viele Straßen noch gebaut werden, die noch nicht da sind. Es gibt keinen Schienenverkehr (Bahn) in Marsdorf.
Ein Großmarkt wird nicht mehr benötigt; eher ein kleinerer Frischemarkt.

Es sollte in anderer Standort für den Frischemarkt gefunden werden, der besser angeschlossen ist und wo die Stadt Köln mehr an Bauland besitzt.