Die Initiative hat der Stadt Köln differenzierte Pläne für die Zukunft des Geländes am Neumarkt und der Kölner Kultur vorgelegt. Trotz der zur Zeit denkbar schlechten Vorzeichen in Sachen Kölner Kultur, skizzieren sie die Idee einer europäischen Kunsthalle, das „neue forum köln“. Definiert ist bereits ein wohlüberlegtes Finanzierungs- und Partizipationskonzept und ein städtebauliches Konzept des Kölner Architekten Bernd Kniess. Finanziert soll das neue forum köln sowohl aus privaten als auch aus öffentlichen Mitteln werden.
Die Initiative fordert:
„Wir fordern eine Kunsthalle, die eine Politik des Nichtidentischen, eine Politik des Diversen verfolgt und mit dieser Praxis nicht nur international arbeitet, sondern insbesondere einen strukturellen Bezug zu Europa herstellt. Eine kulturwissenschaftlich versierte Leitung könnte Kuratoren, Wissenschaftler oder Künstler aus dem europäischen Ausland einladen, um vor Ort und in direkter Zusammenarbeit mit einer hiesigen wissenschaftlichen Institution (Universität, Museum, private Forschungsinstitution) ein Projekt zu entwickeln.
Hier könnten Diskurse und künstlerische Praktiken, die außerhalb des unmittelbaren lokalen Umfelds verhandelt werden, vorgestellt und der Austausch zwischen den Ländern im wissenschaftlichen und kulturellen Bereich endlich gefördert werden.
Eine neue Kunsthalle sollte ein Ort der Produktion sein, mit Wohnmöglichkeiten für Gastkuratoren, Künstler und Stipendiaten. Darüber hinaus wäre am Josef-Haubrich-Forum die einmalige Chance gegeben, die Kunsthalle räumlich direkt mit Institutionen wie der Museums-, der Stadtbibliothek und der Volkshochschule zu verbinden.
Das Projekt einer Kunsthalle für Europa soll ab sofort aktiviert werden. Ein Container im Loch könnte der Anfang sein. Denn: das Loch gähnt weiter! Rütteln wir es wach.“
Es folgen Auszüge aus der Veröffentlichung 2010.
Herausgeber: Initiative Haubrich-Forum, Das Loch e.V.,
Städtebauliches Konzept: Bernd Kniess Architekten und Stadtplaner
„Wir meinen zunächst, daß die Welt verändert werden muß. Wir wollen die größtmögliche emanzipatorische Veränderung der Gesellschaft und
des Lebens, in die wir eingeschlossen sind. Wir wissen, daß es möglich ist, diese Veränderung mit geeigneten Aktionen durchzusetzen.“
Guy Debord, Rapport zur Konstruktion von Situationen
Die Herausforderung annehmen
Vor dem Hintergrund des tiefgreifenden sozio-ökonomischen Strukturwandels, der öffentlichen Finanzknappheit auf allen Ebenen sowie des vielfach beklagten Verlustes politischer Steuerungsmöglichkeiten wird auf der Grundlage bürgerschaftlichen Engagements mit dem Entwicklungsprojekt „neues forum köln“ der Versuch unternommen, die Handlungsfähigkeit der Betroffenen in der Stadtentwicklungspolitik zurückzugewinnen. Als Stadtplaner, Kulturschaffende, Künstler und Bürger überlassen wir die Realisierung der zentralen Bauvorhaben nicht mehr allein privaten Investoren, so gut sie auch sein mögen. Es geht auch nicht um „architektonische Highlights“, die für sich genommen noch keine urbane Qualität erzeugen. Es geht um weit mehr, nämlich die Entwicklung unserer Stadt als Lebensform.
Unter dieser Maßgabe suchen wir selbst die Kooperation mit Investoren und übernehmen die Regie bei der Entwicklung eines neuen Stadtbausteins, der seine (auch architektonischen) Qualitäten aus dem Kontext seiner Entstehung generiert.
Grundlage ist ein ökonomisches Modell, das partnerschaftliche Beteiligungen der öffentlichen Hand an einer gewinnoptimierten, privatwirtschaftlichen Projektentwicklung und an den dafür notwendigen Betreibergesellschaften vorsieht. Damit bleibt die Stadt in der Verantwortung ihrer eigenen Entwicklung und partizipiert an den daraus entstehenden Gewinnen und Werten. Die politische und ökonomische Durchsetzbarkeit eines solchen Modells wird vor dem Hintergrund des wiederauflebenden, auch von der Politik geforderten bürgerschaftlichen Engagements realistisch, mit dem ein Selbstbewusst werden der eigenen kulturellen Werte und Geschichten einhergeht.
Tatsächlich baut das ökonomische Modell auf den kulturellen, politischen und stadtplanerischen Parametern auf, wie sie sich aus den initiativen Eingaben der Betroffenen formulieren. Sie beziehen die ökonomischen Faktoren von vornherein mit ein und fordern sie zugleich heraus, indem sie sie auf den gegebenen Kontext verpflichten. So führt die Einsicht in die Spielregeln des Marktes zu einer Repolitisierung des Ökonomischen, das sich nicht mehr abgelöst verwirklichen kann und für sich Kultur und Stadt einfach überformt, sondern im Befragen der kulturellen Kompetenzen seine Gestaltungskraft legitimiert. Der Gegenwert sind Handlungsräume, die Selbstentwürfe urbaner Öffentlichkeit möglich machen.
Optionen
Veränderte Rahmenbedingungen fordern zu einer Neubewertung der zur Disposition stehenden Nutzungen und Standorte heraus. Dazu gehört auch die Entstehung des neuen Stadtquartiers am Rheinauhafen, das ein qualitativ verändertes Umfeld für alle kulturellen Institutionen in der Südstadt schafft.
Kulturpolitisches Modell
Städtebauliche Betrachtungen
Das Areal des Josef-Haubrich-Hofes ist ein eher unglückliches Beispiel für eine städtische Insellage, wie sie typisch ist für die Kölner Innenstadtquartiere (Dom/ Altstadt, Neumarkt/Oper/Verwaltungsgericht, Rheinuferstr./ Heumarkt/ Bäche, Griechenmarktviertel). Die Tatsache, dass das Gelände zur öffentlich belebten Neumarkt- und Cityseite im Grunde genommen durch die Cäcilienstraße verschlossen wird, ebenso nach Osten durch die Nord-Süd-Fahrt, desgleichen zum Wohnviertel Griechenmarkt durch Bausünde des Ärztehauses, und sich einzig zur sich ihrerseits dem öffentlichen Leben verschließenden Kaufhofverwaltung öffnet, stellt die genaue Umkehrung einer sinnvollen städtebaulichen Disposition dar.
Dabei könnte gerade die Grenzlage zwischen der Einkaufscity und dem in seiner Kleinmaßstäblichkeit erstaunlich innenstadtnahen Wohngebiet Griechenmarktviertel dem Standort eine reizvolle Note verleihen, wenn er denn die Spannung des Ambientewechsels in sich aufnähme und in Stadterlebnis verwandelte. Hierdurch würde ein neuer Blick auf das Griechenmarktviertel mit seinen Stärken und Schwächen möglich und die City könnte den Blick öffnen zur Vielgestaltigkeit und Tiefe des Stadtraumes. Sie würde sich aus ihrer Sonderfunktion als Insel des Konsums lösen: Auch der Handel kann nur Zukunft entwickeln, wenn er sich im Kontext des Stadtraums neu positioniert. Insgesamt fordert das Grundstück dazu heraus, mit der Eigenart voneinander abgewandter Teile der Stadt produktiv umzugehen.
Die oben beschriebene Schlüsselposition und seine Geschichte als Ort des Öffentlichen und der Kultur machen seinen besonderen Wert aus, dies sowohl städtebaulich als auch wirtschaftlich. Ein integratives städtebauliches Konzept muss hier ansetzen. Es wird in der offensiven Zusammenarbeit mit Investoren eben keine Homogenisierung des städtischen Geflechtes betreiben. Vielmehr wird ein solches Konzept die Heterogenität, die die Eigenart des Areals ausmacht, als verdichteten Stadtraum erfahrbar und lebenswert machen.
Stadtbausteine
Stadtentwicklungsmodell
Ökonomisches Modell
->Köln braucht eine Kunsthalle
www.haubrich-forum.net
Initiative Haubrich-Forum, Das Loch e.V.
Ausgewählte Textpassagen: Barbara Schlei/Redaktion

Abriss der Kunsthalle am Josef-haubrich-Hof im Dezember 2002
Foto: Ilka&Andreas Ruby/textbild
->Köln braucht eine Kunsthalle

Stadträumliche Optionen: Einbeziehung von Stadtbibliothek, Ärztehaus, VHS-Gebäude und Parkhaus
Foto: Loch e.V.
1 Kommentar
Gibt es Beteiligungs-/Unterstützungsmöglichkeiten bei Das Loch e.V.?