Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Blick hinter polierte Fassaden

Alle ausgezeichneten Gewinner des KAP auf einen Blick: Objekte, Architekten und Bauherren

Bürogebäude, Umnutzungen, städtebauliche Lösungen und immer wieder Wohnbauten: Die diesjährigen Gewinner des alle drei Jahre ausgelobten Kölner Architekturpreises (KAP) stehen fest. Sechs Auszeichnungen und zehn Anerkennungen für beispielhafte Architektur werden an Architekten und auch an deren Bauherren vergeben. „Die Würdigung gilt dem Werk, dem Architekten und gleichermaßen dem Bauherrn“ schreibt Ernst Kasper im Vorwort des Katalogs zur Vergabe des KAP, der zu den ältesten deutschen Architekturpreisen gehört.

Stilistische Unterschiede der Preisträger

Prämiert wurden Bauten von großer Unterschiedlichkeit: In Maßstab, Aufgabe, Budget und in ihrem Anspruch. Auch stilistisch ist kaum Verwandtschaft feststellbar, das spricht für die Geschlossenheit der Jury, der Dr. Dieter Bartetzko, Dr. Birgitt Borkopp-Restle, Almut Ernst, Martin Gostner, Prof. Fred Humblé und Prof. Ernst Kasper angehörten.

PreisträgerAusgezeichnete Gebäude mit „Vorbildcharakter“

Durch die Auszeichnung von Gebäuden mit Vorbildcharakter soll die Qualität gebauter Beispiele veranschaulicht und in das öffentliche Blickfeld gerückt werden. Im Gegensatz zu Architekturwettbewerben prämiert der Preis bereits Realisiertes. Denn hier am fertigen Bauwerk ist ablesbar, ob die Idee der konkreten Realisierung standgehalten hat und die einst gedachten Konzepte, die oft lange Entwicklung mit vielen Beteiligten hinter sich haben, noch ablesbar sind.

Blick hinter polierte Fassaden

Folgerichtig wagten die Juroren den Blick hinter die schönen und blank polierten Fassaden der Architekturfotografie und entschieden in Rundgängen durch die Stadt, direkt vor Ort. Deutlich ist erkennbar: der Vorbildcharakter als Positivbeispiel war der Jury wichtiger als die Jagd nach dem Besonderen. “Nicht die ‚Ahs und Ohs‘ haben uns veranlasst eine große Anzahl der Projekte aufzusuchen“, so Ernst Kasper, „sondern die Neugierde, die uns dann vor Ort entdecken ließ was wir so nicht vermutet hatten.“

Alltägliches als Bereicherung der Stadt

Welcher Architekt träumt nicht davon, einmal in besonderer Lage oder ein Museum zu bauen? Prämiert wurden jedoch Objekte der ganz alltäglichen Bauaufgaben, denn vor allen diese sind es, die Stadt und Lebensraum bereichern. Eine erste Vorentscheidung mussten die Juroren bereits anhand der eingereichten Tafeln treffen, etwa ein Drittel der Projekte wurde schließlich vor Ort besichtigt. Auffällig ist, dass in diesem Jahr immerhin zwei Projekte von der „öffentlichen Hand“ eingereicht und prämiert wurde. Dagegen stellen mehr als die Hälfte der Preise Wohnbauten dar.

Beispielhafte Umnutzung: Die Spichern Höfe

Einen großen Stellenwert widmet der KAP in diesem Jahr dem Thema Umnutzungen und Bauten im Bestand und spiegelt damit die aktuelle Tendenz der städtebaulich wichtigen Aufgabe wider. Hierzu gehören die Spichern Höfe, ein Ensemble aus verklinkerten, reizvoll verschachtelten Industriebauten, das derzeit behutsam und langwierig umgewandelt wird und „dank der ausgewogenen Mischung von Büro-, Wohnungs-und Ladenbereichen tatsächlich die Revitalisierung und Qualitätssteigerung eines städtischen Quartiers vollbringt“, so das Juryurteil.

Neue Lebensräume in der Innenstadt

„Und so waren es diesmal die kleinen Dinge die größer waren“, ist im Vorwort des Kataloges zu lesen. So zum Beispiel beim Projekt „neo_leo / wohnen vertikal“ der Kölner Architekten Dirk Lüderwaldt und Josef Verhoff. Ihnen gelang das Kunststück, mit einem nach ihrer Idee entwickelten, komplett in der Werkstatt vorgefertigtem und aus Tischlerplatten zusammengebaut Stiegenhaus – eigentlich ein Stiegenobjekt -, und mit einem Kran über das Dach eingehobenen Treppenturm drei Etagen in einem konventionellen Gründerzeithaus in Köln-Ehrenfeld zu einem neuen innerstädtischen Lebensbereich für eine Familie umzuwandeln. Das Projekt wird auch auf der gerade eröffneten diesjährigen Architekturbiennale in Venedig vorgestellt.

Neue, alte Bekannte

Zu Neuem und Unbekannten gesellen sich auch „alte Bekannte“: Immer wieder auffällig sind die Arbeiten der Architekten b&k +brandelhuber&co. Auch im Projekt Standart+, drei Werkstattgebäude im neuen Gewand, sucht das Büro neue Wege in der Architektur und benutzt Materialien, die bisher in der konventionellen Architektur kaum keine Rolle spielten. Auch Lückenfüller sind zu verzeichnen: Mal in vorsichtig, traditioneller Weise wie die Praxis in der Lücke, des Kölner Büros Luczak Architekten, mal mit irritierender und doch klarer Bezugnahme auf den Ort, wie der von Peter Kulka in der Dagobertstrasse.

58 in den letzten drei Jahren fertig gestellte Projekte wurden eingereicht. 25 davon kamen in die engere Wahl des Kölner Architekturpreises, der in diesem Jahr zum zehnten Mal, seit 1960, vergeben wird.

Alle ausgezeichneten Gewinner des KAP auf einen Blick: Objekte, Architekten, Bauherren.

Auszeichnungen:

  • Spichernhöfe

    Köln-Innenstadt

    Architekten: LK/Architekten – Regina Leipertz, Martin Kostulski, Köln

    Bauherren: Armin W. Müller, Ulrich Kikillus, Köln

  • neo-leo

    Umbau eines Mehrfamilienhauses, Köln-Ehrenfeld

    Architekten: lüderwaldt verhoff architekten, Köln

    Bauherren: Marlies Schmitz-Kneuper, Michael Kneuper, Köln

  • Pfarrzentrum St. Nikolaus

    Wipperfürth

    Architekten: Martini Architekten BDA, Bonn

    Bauherr: Kath. Kirchengemeinde St. Nikolaus, Rendatur Wipperfürth

  • G94 – Neubau Verwaltungsgebäude Stadtentwässerungsbetriebe Köln, Köln-Mehrheim

    Architekten: Prof. Johannes Schilling Architekt BDA, Köln

    Bauherr: Stadtentwässerungsbetriebe Köln AöR

  • „Haus der Bilder“

    Neubau eines Einfamilienhauses, Köln-Junkersdorf

    Architekt: martin schneider architektur, Köln

    Bauherr: Michael Wienand, Köln

  • Wohnhaus Strunk+Wenzel

    Odenthal-Voiswinkel

    Architekten: Trint + Kreuder d.n.a., Köln

    Bauherren: Birgit Strunk + Johannes Wenzel, Odenthal-Voiswinkel

    Anerkennungen:

  • Katholisches Gemeindezentrum

    Köln-Blumenberg

    Architekt: Architekturbüro Nikolaus Bienefeld BDA, Swisttal-Odendorf Bauherr: Kath. Kirchengemeinde, Köln-Fühlingen
  • Standart+

    Architekten: b&k+ brandlhuber&co, Köln-Niehl

    Bauherren: Eheleute Cramer & Jens Wentzsche, Köln
  • Doppelhausensemble im Stadtwaldviertel

    Köln-Junkersdorf

    Architekt: Bernd Hellriegel Architekten BDA, Köln

    Bauherren: Campus Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH mit 12 privaten Bauherren
  • Baulückenschließung

    Wohnen und Arbeiten, Köln-Innenstadt

    Architekten. Peter Kulka mit Henryk Urbanietz, Köln

    Bauherren: Karl-Flach-Verwaltungsgesellschaft mbH
  • Praxis in der Lücke

    Köln-Deutz

    Architekten: Luczak Architekten, Thomas Luczak Architekt BDA, Köln

    Bauherren: Dr. Alexander und Marika Hardung
  • Corpus-Haus

    Revitalisierung eines Bürogebäudes, Köln

    Architekt: Klaus Müller Architekt BDA, Köln

    Bauherr: Corpus Projektentwicklung Gewerbe GmbH, Düsseldorf
  • Neubau der Domtreppe / Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes

    Köln-Innenstadt

    Architekten: Schaller /Theodor Architekten BDA, Köln

    Bauherr: Stadt Köln
  • Wohn- und Atelierhaus

    Köln-Junkersdorf

    Architekten: Scheuring u. Partner Architekten BDA, Köln

    Bauherren: Scheuring u. Partner Architekten BDA, Köln
  • Neubau Hauptverwaltungsgebäude DKV-Plus

    Köln-Braunsfeld

    Architekten: Jan Störmer Partner, Hamburg

    Bauherr: DKV Deutsche Krankenversicherungs AG
  • Umbau Dachgeschosswohnung

    Köln-Nippes

    Architekten: Wallrath + Weinert Architekten, Köln

    Bauherr: Dr. Godehard Menge
  • Die Preisverleihung findet am 21. September um 18 Uhr im Spanischen Bau im Kölner Rathhaus statt.

    Alle eingereichten Arbeiten sind dort vom 22. bis 29. September täglich von 13 bis 21 Uhr zu besichtigen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

    Die Träger des KAP sind der Kölnische Kunstverein, der Bund Deutscher Architekten Köln, der deutsche Werkbund NW sowie das Architekturforum Rheinland.

    Barbara Schlei
    Redaktion

    ‚Kap prämiert‘: Die Spichern Höfe.

    Dirk Lüderwaldt und Josef Verhoff ließen den Treppenturm für ein Wohnhaus in Köln-Ehrenfeld quasi ‚einfliegen‘.

    Das ‚leo_projekt‘: Ein konventionelle Gründerzeithaus wandelten die Architekten in ein aus Tischlerplatten zusammengebautes Stiegenhaus.

    In Wipperfürth gestalteten die Bonner Martini Architekten das Pfarrzentrum St. Nikolaus neu.

    Prof. Johannes Schilling schuf für die Stadtentwässerungsbetriebe einen Neubau in Köln-Merheim.

    Detail des Verwaltungsgebäudes in Merheim.

    Das Büro von Martin Schneider wurde für den Bau eines Einfamilienhauses in Köln-Junkersdorf ausgezeichnet.

    Überraschende Einblicke: Das Schneider-Haus in Junkersdorf.

    Ebenfalls ausgezeichnet wurde dieses Wohnhaus in Odenthal-Voiswinkel des Architekturbüros Trint + Kreuder.