Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Liebesbeweis unter Freunden

Die „Liebe deine Stadt“-Schleife geht an die Kölner Oper.

Eine riesige Schleife neben dem Haupteingang zeigt es an: Seit Freitagabend ist aus der Kölner Oper ein echtes Liebesobjekt geworden. Zum Auftakt der Plan06-Woche wurde der Riphahn-Bau im Rahmen von „Liebe deine Stadt“ als eines der Glanzstücke der Kölner 50-er Jahre-Architektur ausgezeichnet. Doch noch lange wird der Opernbau nicht nur Lust-, sondern auch Streitobjekt bleiben, das prophezeite nicht zuletzt die ehemalige Kölner Stadtkonservatorin Hiltrud Kier in einer kurzen Rede auf dem Offenbachplatz.

Debatten um den Erhalt der Oper

Die Geschichte des Opernbaus ist lang – die Debatte um seinen Erhalt noch länger. 1957 hatte Wilhelm Riphahn im Auftrag der Stadt das neue Opernhaus entworfen. Mit seinen klaren Formen sollte der Flankenbau gleichsam auf die Traditionen der 20er-Jahre und die neue Eleganz der Moderne verweisen – doch fast 50 Jahre später wollte sich im Kölner Rat niemand mehr an die ursprüngliche Bauidee erinnern. Lange Zeit stand ein Abriss des Gebäudes zur Debatte – nicht zuletzt, um seine zentrale Lage neu vermarkten zu können.

Werden Schauspielhaus und Opernterrassen Opfer der Abrissbirne?

Sicherlich war es eine gehörige Portion Bürgerwille, die solche Pläne glücklicherweise vom Tisch fegte, zumindest in Teilen. Die Stadt will die Oper nun sanieren, abgerissen werden sollen dafür allerdings die Opernterrassen und das angrenzende Schauspielhaus, die zwischen 1958 und 1962 nach den Plänen Riphahns fertig gestellt wurden. „Das ist ein schlechter Kompromiss“, sagte Kier, die zugleich von den rund 400 Bürgern auf dem Offenbachplatz „höchste Wachsamkeit“ forderte.

Heiterkeit und Offenheit

Gemeinsam ging es einmal quer durch das Gebäude, vom Foyer in den Opernsaal, dann wieder zurück zum Offenbachplatz, auf dem Peter Zumthor eine Laudatio hielt. Es wurde eine echte Lobeshymne, die der Schweizer Architekt, der sich im Rahmen seines Entwurfs für das Diözesanmuseum mit der städtebaulichen Situation des Offenbachplatzes auseinandergesetzt hatte, über den Opernbau verkündete. „Dieses Haus ist heiter, elegant und klar zugleich“, sagte Zumthor, der zugeben musste, erst einige Zeit gebraucht zu haben, um die Oper tatsächlich zu lieben. „Dieses komische Schiff, dieser seltsame Flankenbau muss einfach erstmal entdeckt werden“.

Lob von Peter Zumthor

Zumthor lobte die Oper nicht zuletzt als öffentlichen Raum, in dem die Bürger der Stadt sich immer wieder einem „Verwandlungsprozess“ unterziehen könnten: Der Wandlung eines Alltagsmenschen in einen Festbesucher. Eindrucksvoll sei vor allem die Eleganz und Feinheit der Gebäudekonzeption, die das Gebäude zu einem identitätsstiftenden „Charakterbau“ mache. „Die Rückseite ist mein absoluter Favorit“, schwärmte Zumthor – ob er den unsäglichen Parkplatz dort und die Containerbauten auf der Rückseite übersehen hat? Fest steht schließlich seit Jahrzehnten: Der Opernbau ist nicht nur in einem unsäglichen Zustand. Das Gebäude ist zu klein und in Teilen verbaut, nicht zuletzt durch die Kinderoper. Bleibt abzuwarten, wie sich die Stadtväter letztendlich entscheiden. In einem Gespräch mit koelnarchitektur hatte Baudezernent Bernd Streitberger den Erhalt der Oper bestätigt -allerdings auch den Abriss der Terrassen und des Schauspielhauses.

Luise Ernst

Peter Zumthor hält eine Laudatio zur Kölner Oper, die er erst entdecken musste um sie zu lieben.

Foto: Ernst