Und diese Tür könnte – zumindest anfangs – ein wenig zu schmal geraten sein. Denn die Bewohner der Stadt und des gesamten Umlandes warten nun bereits seit einigen Monaten ungeduldig auf die Eröffnung des neuen Hauses. Ob der scheinbaren Ereignislosigkeit wurde da aus kleinflächigen Salzausblühungen im alten Gemäuer schon einmal ein verheerender Wasserschaden und aus der Entlassung der ersten Museumsdirektorin ein politischer Riesenskandal.
Der Außenanlage immerhin scheint die lange Wartezeit gut getan zu haben: den Besucher empfängt am Bahnhof nicht mehr die Straße mit dem phantasievollen Namen „Am Bundesbahnhof“, sondern die „Max-Ernst-Allee“. Und statt der zumeist vernachlässigten Außenanlagen, erfreut dieser Museumspark mit gut angewachsenen Blumen, Pflanzen und Rasenflächen sowie ordentlich verlegten Gehwegplatten.
Im Inneren allerdings hat der Zahn der Zeit schon einmal kräftig zu nagen begonnen: für einen 17 Mio. € teuren, frisch sanierten Bau zeigen sich leider schon allzu viele Schmuddelecken.
Haustheater
Aber einer „weltweit einzigartigen zentralen Einrichtung, die Max Ernsts Leben und Werk über alle Zeiten und Gattungen hinweg darstellt, “ sollte der Besucher kleinere Kinderkrankheiten zugestehen. Denn schließlich wartet dieser „Meilenstein für die internationale Museumslandschaft“ in dem 1844 errichteten, ehemaligen Benediktusheim mit einer „nie gekannten Fülle“ von Werken des 1891 geborenen Brühlers auf.
So verfügt das Museum, neben zahllosen Grafiken, Bildern und Skulpturen in allen erdenklichen Größen auch über das sogenannte „Haustheater“: 60 Skulpturen aus dem Privatbesitz des Künstlers, die dieser auf allen Umzügen und über alle Kontinente hinweg stets mit sich führte. Für den Kurator der Dauerausstellung, Prof. Werner Spies, verfügen diese Werke durch Max Ernsts fortwährende, teils jahrzehntelange Berührung zugleich über die allergrößte Authentizität innerhalb des Gesamtoeuvres.
Die besondere Persönlichkeit des Künstlers entdeckt Spies, weltweit anerkannter Ernst-Kenner, allerdings auch in dem Gebäude der Architekten Thomas van den Valentyn, Gloria Amling und Mohammad Oreyzi wieder. Der moderne Anbau aus Glas und Stahl greift „wie eine Schere“ in das bestehende Gebäude aus dem 19. Jahrhundert und symbolisiert damit die Entwicklung des Künstlers vom zunächst romantischen Maler zu demjenigen, „ohne den es den Surrealismus nicht gegeben hätte“.
Ulrich Grützner
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