Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Zum Höhenkonzept für die linksrheinische Innenstadt

Die Frage nach der angemessenen Dimensionierung stellt sich nun auch in der Innenstadt.

Im aktuellen Montagsgespräch des BDA ging es nicht um den Jahn-Tower oder den Standort Deutz. Vielmehr wurden drei aktuelle linksrheinische Projekte näher beleuchtet. Der Bau der Deutschen Entwicklungsgesellschaft an Nord-Süd-Fahrt in Höhe der Leonhard-Tietz-Straße. Der ehemalige Nordstern-Komplex des Architekten Koep an der Gereonstraße, der von der Axa neu überplant wird. Zuletzt die Bauten an Tunisstraße und Komödienstraße, die zur Zeit noch von der Commerzbank genutzt werden.

Wie weht tut eigentlich eine Etage?

Die Eröffnungsfragen galten dem Podiumsmitglied, Dominic Müller-Jäger, der bei Hochtief für das Objekt an der Tunisstraße verantwortlich ist. „Wie wichtig ist es, dass es hoch hinaus geht“, wollte Moderator Jürgen Keimer wissen. Ökonomisch sei ein Gebäude erst ab einer Höhe von 20 Metern, lautete die Antwort. Und als Keimer mit der Frage nachlegte, ob eine einzige Etage finanziell schon richtig weh tue, gestand der Immobilienökonom unumwunden ein: „Nein, weh tut sie nicht.“

Schwarz als Vorbild

Erzdiözesanbaumeister Struck, der neben dem Dom die Romanischen Kirchen als besonders identitätsstiftend und schützenswert ansieht, zitierte Nachkriegsstadtbaumeister Rudolf Schwarz, der das Ideal der abendländischen Stadt in der ausgewogenen Verwirklichung der vier Momente Hoheit, Bildung, Wirtschaft und Anbetung sah. Schwarz fand an diesem Abend viele Anhänger, besonders die Idee der Balance gefiel.

Ob man diese besser durch ein verbindliches Höhenkonzept erreicht oder durch eine Kette von Einzelfallentscheidungen, das war die eigentliche Frage des Abends. Struck warnte vor „lauter lauwarmen Kompromissen“. Doch wo Einzellösungen möglich sind, spielen sofort wieder Macht und Klüngel eine Rolle – hieß es dagegen.

Ständiger Konzeptwechsel ist auch Konzeptlosigkeit

Als kölsche Art mit Regeln umzugehen gilt das Schaffen von Ausnahmegenehmigungen. Wie verbindlich können Regeln sein, wollte der Moderator von der SPD-Ratsfrau, Frau Doktor Bürgermeister, wissen. Man sei, so antwortete sie in Politikermanier, um Planungssicherheit bemüht und verfolge das Ziel, das historische Erbe zu wahren und gleichzeitig die dynamische Weiterentwicklung der Stadt sicherzustellen. Sie findet Regeln gut, ergänzte die Kunsthistorikerin, aber man sollte sie regelmäßig überprüfen. Für die Investoren muss vor allem die „Produktivität eines Grundstücks“ verlässlich sein, sagte der Immobilienökonom. Ein vorgegebener Bebauungsplan sei daher kein Problem, sondern eine kalkulierbare Größe.

Und so war man sich einig auf der Ebene, dass nicht die Höhe sondern die städtebauliche Qualität entscheidend sei. Dr. Norbert Heinze, Sprecher der Leitbildgruppe, nannte dafür ein Kölner Beispiel: Renzo Pianos Weltstadthaus, das der Antoniterkirche Respekt zollt – obwohl es deutlich höher ist.

Man brauche weniger Reglementierungen sondern eher grobe Entwicklungslinien. Das wurde auch aus dem Publikum gefordert. Auch Fritz Schaller unterstrich, es gehe um einen übergeordneten Gedanken für ein Quartier, der transportiert werden muss.

Stadtentwicklung – diese Idee stand am Schluss – sollte das Bild einer möglichen Zukunft entstehen lassen, ein Bild, das über eine Legislaturperiode hinaus tragfähig ist. Da hätte bestimmt auch Rudolf Schwarz zustimmend genickt.

Petra Metzger

bda-montag 23.05.05

Die Podiumsgäste v.l.n.r.:

Norbert Hilden, Architekt BDA, (FDP), Dominic Müller-Jäger, Immobilienökonom (Hochtief), Martin Struck, Erzdiözesanbaumeister, Dr. Norbert Heinze, Sprecher der Leitbildgruppe, Dr. Eva Bürgermeister, MdR, (SPD) und Moderator Jürgen Keimer.