Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Warten auf Schafhausen

Die Europäische Kunsthalle hat einen Gründungsdirektor

Noch vor einigen Wochen wurde heftig diskutiert, wie denn wohl die Kriterien sein sollten, die eine Auswahl des neuen Gründungsdirektors für die Europäische Kunsthalle Köln in die richtigen Bahnen lenken können. Denn eigentlich ist nur eines sicher: Köln braucht eine Kunsthalle. Auf welche Weise aber sich diese zukunftsorientierte Idee ohne festes Gebäude, ohne städtischen Etat und ohne vorgeschriebenes Konzept überhaupt umsetzen lässt, bleibt eine so spannende Frage, dass nicht nur in Köln viele mit großer Ungeduld darauf warten, welche Visionen der neue Gründungsdirektor Nicolaus Schafhausen nach seinem Antritt im Juni 2005 für Köln entwickeln wird.

Das Projekt einer frei finanzierten Europäischen Kunsthalle für Köln geht auf die private Initiative des Vereins „Das Loch e.V.“ zurück. Der Verein hatte sich als Protest gegen den Abriss der Josef-Haubrich-Kunsthalle gegründet und treibt seither das Vorhaben mit großer Intension voran. Mit der Berufung von Nicolaus Schafhausen ist die Phase der Absichtserklärung nun entgültig überwunden. Über die virtuelle Aktion hinaus erhält das Projekt nun auch Name und Profil.

Heimatlos aber programatisch

Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurde Ende März die einstimmige Wahl bekannt gegeben: Mit Nicolaus Schafhausen als neuem Gründungsdirektor sind die zahlreichen Fragen damit zunächst einer großen Hoffnung gewichen: „Sein zukunftsorientiertes Konzept, seine institutionelle Erfahrung, sein internationales Netzwerk und seine gute Kenntnis der lokalen Bedingungen haben uns überzeugt.“ So kommentierte der international besetzte Gründungsrat seine glückliche Wahl. Mit der Verpflichtung von Schafhausen ist dem Verein „Das Loch e.V.“, der diesen Modellversuch im Vorfeld mit einer erfolgreichen Benefiz-Auktion finanziell für die ersten zwei Jahre gesichert hatte, also ein großer Schritt in die Zukunft gelungen.

Schafhausen, der zuletzt als Leiter des Frankfurter Kunstvereins sein neues konzeptionelles Verständnis von Kunstinstitution erfolgreich zur Diskussion stellte, findet nun schon seit einigen Jahren mit seinen innovativen Ausstellungskonzepten in der Kunstszene Beachtung.

Folgerichtig steht nicht der Kontext des lückenhaften Kölner Umfeldes für ihn im Vordergrund seiner zukünftigen Arbeit, sondern die grundlegend neue Umsetzung einer Kunsthalle des 21. Jahrhunderts. Für den Zeitraum von zwei Jahren hat Schafhausen nun in Köln die Möglichkeit, inhaltlich, organisatorisch und finanziell die anspruchsvolle Idee einer Europäischen Kunsthalle in eine möglichst kompromisslos neue Form zu bringen.

Im Kampf gegen das Loch

Der Kampf gegen die klaffende Lücke sowohl im Stadtbild als auch in der Kölner Kulturpolitik wird nun mit der Europäischen Kunsthalle zum Ringen um eine große kulturelle Chance für die Stadt. Und wie steht die Stadt Köln in Bezug zu dem bisher einmaligen Konzept der europäischen Kunsthalle Köln? Es gibt eben keinen Etat für die Kunsthalle und damit auch keinen für eine konzeptionelle Unterstützung durch die Stadt.

Sie kämpft gegen das Loch und bekennt tapfer: Ein Parkhaus soll bis zum Jahresende das Loch der abgerissenen Kunsthalle ausfüllen, doch das sind schon die Ziele der Investoren und nicht mehr der Stadt Köln – ganz zu schweigen also von allen städtebaulichen und kulturellen Fragen, die den Prozess des Lochs bisher begleitet haben und immer noch unverändert im Raume stehen. Bis 2008 ist der städtische Neubau der Kunsthalle anvisiert – kostbare Zeit für die Europäische Kunsthalle und die Arbeit des Vereins „Das Loch e.V.“ – vielleicht können ja den Visionen bald konkrete Projekte folgen. Wir wünschen Nicolaus Schafhausen viel Erfolg.

Ragnhild Klußmann

Zum gleichen Thema:

->Der Blick von unten

Nicolaus1

Der amtierende Leiter des Frankfurter Kunstvereins, Nicolaus Schafhausen, wurde 1965 in Düsseldorf geboren. Er wird sein Kölner Amt im Sommer 2005 antreten.