Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Architekturfotografie – Abbild oder Kunst

Hochhäuser, Hinterhöfe, Garagen und Serienausstattungen. In der Bonner Kunsthalle zeigt derzeit eine Ausstellung die 25 besten Bildserien des db Architekturfotografiepreises 2003.

Urbanität – ein weitgestecktes Feld, das die unterschiedlichsten Assoziationen auslöst. Umso überraschender die Ergebnisse des fünften europäischen Architekturfotografie-Preises. Die Preisträger beschränkten sich nicht auf makellose Hochglanzbilder städtischer Kulissen, sondern sie wagten Blicke hinter die schönen und blank polierten Fassaden der Architekturgazetten, legten mit Ironie die Doppeldeutigkeit der inszenierte Urbanität von Marketing und Fernsehen bloß und fordern zwischen Bild und lebendiger Wirklichkeit zur Auseinandersetzung mit der Stadt. So wird die Fotografie zum Mittel der Architekturkritik und damit zur eigenständigen Kunstgattung.

Genau das fordert der zum fünften Mal von der db – deutsche bauzeitung ausgelobte Europäische Architekturfotografie-Preis „db architekturbild“ um „die lange Zeit vernachlässigte Architekturfotografie als eigenständige Gattung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“.

Insgesamt beteiligten sich an diesem weltweit einzigartigen, mit 8500 Euro dotierten Preis, der unter dem diesjährigen Thema „Urbane Räume“ stand, 663 Fotografen aus neunzehn Ländern. Dementsprechend schwierig war die Wahl der diesjährigen Preisträger.

Die Entscheidung der sechsköpfigen Jury der unter anderem Wilfried Dechau, db Stuttgart, Martin Charles, Fotograf, London, Ute Noll, Frankfurter Rundschau, Kuratorin, Frankfurt am Main und Josef Schulz, Fotograf, Düsseldorf, Preisträger des letzten Preises db architekturbild angehörten, fiel auf die fast surreal anmutende Fotoserie über das Gartenschaugelände in München von Susanne Wegele.

Obschon ihre Fotoserie, die das schneeverwehte Gelände zeigt, im Vergleich zur Konkurrenz eigentlich am wenigsten den urbanen Raum im allgemeingültigen Sinne, beschreibt. Doch ihre Interpretation des Wettbewerbsthemas „Urbane Räume“ überzeugte die international besetzte Jury durch „konsequente Motivauswahl und Bildsprache“. „Urbanität“ lässt sich ja durchaus doppeldeutig interpretieren.

Der Münchner Fotografin wurde am 31. März in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zusammen mit dem Preis der Titel „Europäische Architekturfotografin des Jahres 2003“ verliehen. Zwei weiter Preise gingen an Andreas Menke, Stuttgart für die Serie „Straßburger Markt“ auf dem Stuttgarter Karlsplatz 2002 und an Robert Voit, München für die Serie „China Planet“, die im Jahr 2002 in Hongkong entstand. Ob Hochhäuser, Hinterhöfe, Garagen oder Serienausstattungen, ob in Hongkong, Armenien oder im Schwarzwald – allen ausgestellten Fotoserien, die jeweils aus vier Bildern bestehen, ist die überzeugende und in sich schlüssige Motivwahl gleich.

Eine Auswahl der preisgekrönten fünfundzwanzig weiteren besten Fotoserien kann in der Ausstellung im Original noch bis zum 4. Juni in der Bundeskunsthalle in Bonn betrachtet werden.

Noch im laufenden Jahr wird der Preis von dem neu gegründeten gemeinnützigen Verein „architekturbild e.V.“ übernommen und 2005 erneut ausgelobt. Auch ist geplant, 2005 alle preisgekrönten Fotoserien der ersten fünf Architekturfotografie-Preis-Wettbewerbe in der Pinakothek der Moderne in München in einer Sonderausstellung zu zeigen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit der Dokumentation der achtundzwanzig besten Fotoserien. Der Katalog kostet 19,80 Euro und ist ab

Ende März im Handel erhältlich. bs