Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Wallrafplatz vertikal auf Augenhöhe und darüber hinaus zur Wiedergewinnung der Urbanität

von Bruno Franken

1955

Fotografien von Chargesheimer zeigen den Platz im Charme der 50er Jahre: Abgegrenzt durch Straßen (Asphalt), eingestanzter Baumscheibe, Platzfläche „plattiert“. 40 x 40 cm, angrenzend an die nördl. und westliche Bebauung (WDR), Schild mit Klumpfuß: Parkverbot, Passanten den Platz überquerend, die Häuserfronten mit einfachen Schriftzügen der dort ansässigen Firmen und Geschäfte belegt.

Der Platz als Durchgang und Leerfläche, aber Raum und Architektur erlebbar!

1999

Vermöbelt! Kleinteilige Stadtmöblierung mit Leuchten, Telefonzelle, Reklametafel mit Stadtplan („mein“ Standort als Orientierungshilfe), Blumenkübel, Fahrradständer, Bänke. Fliegende Händler, Auflösung der Trennung zwischen Fahrstraße und Platz. „Flickerl“-teppich aus Asphalt, Kleinpflaster und Betonplatten 40 x 40 cm (auch befahrbar) bis an die Gebäudekanten und ausufernd in die Nebenstraßen. Der Bau, zunehmend „raumgreifend“, 45 Jahre älter. Die Architektur der 50er Jahre überwuchert – umetikettiert – mit marktschreiender Reklame (visueller Müll oder: „meine Lieblingsfarbe ist bunt“).

Ausufernde Außengastronomie.

Verlust des Raums und seiner architektonischen Qualität.

Verlust der Fläche: Trampelpfade längs, quer und diagonal: Durchgangsschleuse.

Konzepte zu Fläche und Raum.

Mittendrin: Die Fläche, der Platz.


Ein Entwurf existiert bereits seit 1989. (Wettbewerb Neugestaltung Wallrafplatz. 1. Preis für das Büro Kölner Planwerkstatt.) Planung bis zur Ausführungsreife, abgesegnet von Verwaltung und Politik, 1990 auf Eis gelegt. Ein ideales Konzept und mit behutsamer Modifizierung übertragbar auf die Intentionen des Projektes „Wallrafplatz“ der „Chargesheimer Gesellschaft“.

Mittendrin: Der städtische Raum.

Kein anderer Platz in Köln hat vergleichbare Proportionen und räumliche Qualitäten. Das puristische Konzept der neuen Platzgestaltung (Fläche) muss sich widerspiegeln in der Vertikalen. Also: Rückbau, Abbau. Freilegung (Häutungen) aller mit großformatigen und bunten Reklameflächen überdeckten Fassaden. Initiierung eines Gestaltungswettbewerbes für das visuelle Erscheinungsbild der künftigen Werbeschriften und -bilder. Schließung der Baulücke „Kristallpassage/

Brameier“. Wettbewerb für eine virtuelle Fassade. Reduzierung und Erneuerung der Stadtmöblierung. Markierung der Eingänge zum Wallrafplatz (Fahnen?). Verlegung der Toilettenbox in der Straße „An der Rechtschule“. Begrenzung der Flächen für die Außengastronomie durch Einhaltung der Regel: Anzahl von Tischen und Stühlen im Innenbereich = Anzahl von Tischen und Stühlen im Außenbereich. Toilettennachweis. Begrenzung der Standflächen für „Fliegende“ Händler. Festlegung eines verbindlichen Gestaltungskonzeptes (horizontal und vertikal) für alle Anlieger des Wallrafplatzes und der Anlieger der unmittelbar angrenzenden Straßenzüge.