Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Vom trennenden zum verbindenden Element

Kann der Rhein als Mitte der Stadt auch zu deren Zentrum werden?

Der Architekten- und Ingenieurverein Köln-Bonn (AIV) lobte Mitte Mai einen Wettbewerb für Studierende und für Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Bauingenieurwesen, Stadt- und Landschaftsplanung aus. Gesucht wurde: Eine Vision, die den Rhein zu Kölns Mitte werden lässt und eine Verschiebung in der Wahrnehmung von einem trennenden zu einem verbindenden Element erreicht.

Insgesamt 55 internationale EinzelteilnehmerInnen und Teilnehmergruppen reichten Arbeiten ein. Die Jury vergab zwei erste Plätze mit einem Preisgeld von je 1000 Euro und zwei Anerkennungen, die mit je 500 Euro dotiert wurden.

Die Jury setze sich wie folgt zusammen:

Thomas van den Valentyn, Architekt Köln

Anne-Luise Müller, Leiterin Stadtplanungsamt Köln

Helmut Löhr, Vorstandsvorsitzender AIV KölnBonn e.V.

Prof. Jürgen Weidinger (als Landschaftsarchitekt hinzugeladen)

Prof. Dominik Lengyel, Fachhochschule Köln

Dominik Lengyel fasst im Juryprotokoll allgemeine Wettbewerbstendenzen zusammen: „In sehr vielen Arbeiten wird der vielversprechende Bedarf zusätzlicher Brücken thematisiert, die zumeist als Fußgängerbrücken ausgeführt sind. Auch werden Brücken mit gebäudeähnlichen Nutzungen vorgeschlagen, die den schon feststehenden Begriff „Living Bridges“ neu formulieren. Fast ebenso gerne wird mit Hilfe zusätzlicher Gastronomie direkt am Rhein versucht, die Ufer zu beleben. Ebenfalls mehrfach findet sich der Vorschlag, die in Köln historischen Flussschwimmbäder wiederzubeleben, oder ganz auf den Rhein zu gehen, was eindeutig an der Strömung scheitern würde.“

Die Preisträger

sensing cologne

Ein erster Preis ging an die Arbeitsgemeinschaft bk2architekten aus Darmstadt. Sie entwickelten zwischen Rodenkirchen und Mühlheim verschiedene Stationen, die zum Verweilen oder zur Mobilität einladen. Dazu gehört zum Beispiel der „Rheinraum“, ein gestalteter Platz auf dem Wasser, auf dem schwimmende Architektur zu finden ist. Nicht nur die hervorragende graphische Umsetzung der Arbeit überzeugt die Jury. Auch die gleichberechtigte Behandlung beider Rheinseiten ohne das explizite herausarbeiten eines Zentrums brachte den uneingeschränkten Zuspruch.

Rheinparkett

Die Arbeitsgruppe Stefan Dölle, Thomas Pyschny und Sven Schmidtgen aus Dresden konzentrierte sich in ihrem Beitrag auf die ungeliebte „Schääl Sick“. An sie ging der zweite erste Preis. Die Bearbeiter finden eine einheitliche Gestaltung, von der Messe bis hin zur Deutzer Werft, die so differenziert ausgearbeitet ist, dass sie nicht monoton wird. Entlang des Flussufers entwickelt der Entwurf ein hölzernes Band, auf dem man entweder direkt an den Rhein geführt wird oder das Wasser unerreichbar bleibt und nur Objekt der Betrachtung wird. Schön wäre ein gleichwertiger Ansatz für die gegenüberliegende Seite um auch die Altstadt neu entdecken zu können.

Kölns Mitte wird grün!

Eine der beiden Anerkennungen bekamen Gerwin Gruber und Caterina Michelini aus Paris, die viele der vorangegangenen Aspekte in ihrer Arbeit vereinen. „Der Ansatz wirft jedoch viele ungelöste Probleme auf, wie z.B. den Denkmalschutz, da die historischen Messehallen ersatzlos entfernt werden. […] Keine andere Arbeit verfolgt das Ziel der Würdigung des Flusses als Wasserlandschaft so leidenschaftlich und überzeugte in der Darstellung des Szenarios im Detail.“ So Auszüge aus dem Juryprotokoll.

2km Stadtmitte

Die zweite Anerkennung erhielt die Hamburger Teilnehmergemeinschaft Angela Silbermann und Felix Müller, deren Arbeit durch die differenzierte Ausarbeitung des Ufers gegenüber der Altstadt überzeugte.

„Zwar wird hierdurch der Widerspruch zwischen rechter und linker Rheinseite wieder einmal mehr als deutlich, dies aber auf so einladende Weise, dass dennoch beide Seiten davon profitieren. […] Als Lösungsvorschlag für einen der auffälligsten unklaren Bereiche in der rechtsrheinischen Ufergestaltung ist diese Arbeit ein wichtiger, wenn auch im Detail nicht immer überzeugender Beitrag.“

Funktioniert ein Fluss als Mitte einer Stadt überhaupt?

Alle Arbeiten lassen diese Frage unbeantwortet, denn die Aufgabe, den Rhein erkennbar zu Kölns Zentrum zu machen, bleibt ungelöst. Der Entwurf neuer Brücken bleibt eine rein architektonische Aussage und schafft nicht den Sprung in den übertragenden Sinn. Genauso wie die Sanierung der Rheinufer, die sicher zu einer Aufwertung der Stadt beiträgt, nicht aber den Charakter eines Zentrums ausmacht. Zu klären bleibt auch, wie der Begriff des Stadtzentrums neu definiert werden kann, wie man es schafft, einen „Unplatz“ zu einem Platz zu machen, oder ob es überhaupt wünschenswert und möglich ist, einen Fluss zur Mitte einer Stadt werden zu lassen.

Martina Schulz

Redaktion A:Jugend

Die prämierten Arbeiten sind hier bei koelnarchitektur.de zu sehen, eine ausführliche Übersicht der eingereichten Arbeiten finden Sie unter AIV

AIV-Wettbewerb 2006 1.Preis sensing cologne 50dpi

Preisträger

bk2a architekten – Sonja Becker, Rüdiger Karzel

AIV-Wettbewerb 2006 2.Preis Rheinparkett 50dpi (Image/Foto)

Preisträger

Stefan Dölle, Thomas Pyschny, Sven Schmidtgen

AIV-Wettbewerb 2006 Anerkennung Der Rhein als Mitte  50DPI

Anerkennung

Gerwin Gruber, Caterina Michelini

AIV-Wettbewerb 2006 Anerkennung Der Rhein2kmStadtmitte 50dpi (Image/Foto)

Anerkennung

Angela Silbermann, Felix Müller

1 Kommentar

Die Hamburger Teinehmergemein-schaft bekam für den über-zeugensten Entwurf natürlich in Köln nur eine Anerkennung. Da war je wieder ein Hochhaus eingeplant, so etwas schlimmes geht in Köln nicht. Obwohl man hier die Idee eines Stadttores mit vorhandenem LH Hochhaus (Verzeihung)umsetzen könnte.