Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Europa, Asien, Afrika

Kölner Büro gewinnt den Wettbewerb zu einem neuen Zugangsgebäude für den Zoo

Der Kölner Zoo bekommt Zuwachs. Nicht etwa in Form eines neugeborenen Mehrbeiners, zu dessen Namensfindung Aufrufe mit mehr oder minder kreativen Ergebnissen in der Boulevardpresse gestartet würden. Vielmehr ist der Zuwachs anorganischer Art: Der Nebeneingang des Tierparks am Riehler Gürtel soll eine neue architektonische Formulierung erhalten. 2010 könnte mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Garten der Stadt

Der nördliche Zugang im Bereich der Themengebiete Asien und Afrika war Gegenstand eines Wettbewerbs, zu dem sieben Architekturbüros geladen waren: Neben Damrau Kusserow Architekten (Köln) nahmen dan pearlman erlebnisarchitektur (Berlin), Krumbe + Schäfer Architekten mit Bommert + Knoop (Köln), OXEN + Partner Architekten (Hürth-Efferen), Philippson + Partner Architekten (Köln), pier7architekten (Düsseldorf) sowie Rasbach Architekten (Oberhausen) am Wettbewerb teil. Den Juryvorsitz führte Martin Halfmann. Durchsetzen konnte sich der Entwurf des Kölner Büros Damrau Kusserow, der in Zusammenarbeit mit Club L 94 Landschaftsarchitekten entstand.

Die Gebäudekontur entwickelt sich aus den Grundstücksgrenzen des Zoos. In der Höhenentwicklung ordnet sich der Neubau der umliegenden Bebauung unter, ohne dabei auf Zeichenhaftigkeit zu verzichten. Anders als konkurrierende Entwürfe, die ihre Motivation beispielsweise aus der Plattentektonik der Nordamerikanischen Kontinentalplatte schöpften – eine Verbindung zum Kölner Norden sei einmal dahingestellt –, entwickelten die Architekten Karin Damrau und Bernd Kusserow ihr Gebäude aus der Kontur des Ortes. So findet die Grenze zwischen Zoologischem Garten und Wohnviertel ihre Entsprechung im Eingangsbauwerk, das den Übergang zwischen beiden neu ordnet: Der bis dato als Parkfläche genutzte Platz vor dem Nebeneingang soll durch eine Grünflächengestaltung aufgewertet werden, die die Achse des Riehler Gürtels zum neuen Zugang lenkt – die Parkanlage des Zoos wird so in das Stadtgebiet weitergeleitet. Die Grenze wird zur Schwelle, das Eingangsbauwerk zum Mittler zwischen den Artefakten Stadt und Garten.

Optische Überlagerung

Der Siegerentwurf ist als zweigeschossiger Baukörper konzipiert, der neben der Funktion eines Eingangsgebäudes auch eine gastronomische Nutzung und Verwaltungsräume aufnehmen wird. Das Restaurant ist sowohl vom Zoo als auch von der Stadt aus zugänglich und unterstützt somit die Anbindung des Gartens an sein urbanes Umfeld. Eine Terrasse, die durch ein Wasserbecken vom Parkgelände getrennt ist, ermöglicht auch dem flanierenden Städter, „auf ein Kölsch“ im Zoo vorbeizuschauen, ohne dabei gleich ein Ticket lösen zu müssen. In einem zweiten Bauabschnitt kommen schließlich die Räume der Verwaltung hinzu.

Die Fassade ist umlaufend mit horizontalen Holzbändern verkleidet, die sich auch in den offenen Bereichen zweier Dachterrassen fortsetzen. Dieser homogene Überzug der Fassade vereint im Äußeren die verschiedenen Nutzungen innerhalb des Gebäudes. Auch wenn die Einbindung der Materialität in das bauliche Umfeld abzuwarten bleibt, gelingt den Architekten ein Entwurf, der über die bloße Erfüllung funktionaler Abläufe hinaus eine Verbindung von Zoo und Stadt schafft, die zu beiderseitigem Nutzen sein dürfte.

Rainer Schützeichel

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Das neue Gesicht des Zoos am Riehler Gürtel: Der Siegerentwurf von Damrau Kusserow Architekten

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Ein Wasserbecken trennt die Gastronomie vom Zoo – die optische Verbindung bleibt gewahrt

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Der Park erfährt eine Erweiterung in die Stadt

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Viele Nutzer, ein Gebäude: Der Erdgeschoss-Grundriss des Neubaus