Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Jungkur

RheinEnergie plant den Neubau ihrer Hauptverwaltung

Seit Beginn des Jahres wirbt der Energieversorger RheinEnergie in und um Köln mit einer neuen Kampagne für sich und seine Leistungen. Nun soll dem just aufgefrischten Image auch ein entsprechend zeitgemäßes Erscheinungsbild der Hauptverwaltung folgen.

Bereits im Herbst letzen Jahres entschieden sich Vorstand und Aufsichtsrat zur Auslobung eines Architektenwettbewerbs zum Neubau einer solchen Firmenzentrale in Köln-Ehrenfeld, bei der nicht zuletzt auch energetische Optimierung und Umweltfreundlichkeit des Entwurfs entscheidende Kriterien waren. Hintergrund ist die zu alt, zu unwirtschaftlich und zu klein gewordene Hauptverwaltung am Parkgürtel – an ihre Stelle soll nun der Neubau treten. In einem ersten Bauabschnitt entsteht in direkter Nachbarschaft der alten Zentrale das neue Hauptgebäude mit Platz für insgesamt 1900 Mitarbeiter.

An die Stelle des Altbaus treten dann in einem zweiten Bauabschnitt „Sozialgebäude“ mit Restaurant, betriebsärztlichem Dienst und einer Kinderkrippe.

Es geht voran

An dem einstufigen Realisierungswettbewerb, dem ein europaweites Ankündigungsverfahren mit mehr als 200 Bewerbungen voranging, nahmen schließlich 21 Büros teil: Die Jury, die ihre Entscheidung am 12. Juli verkündete, sprach dem Entwurf der Frankfurter Architekten NHT + Partner (mit Norbert Sinning) den ersten Preis zu. Jeweils einen dritten Preis erhielten die Büros Bothe Richter Teherani (Hamburg) und Gewers Kühn & Kühn (Berlin). Über die Preise vier, fünf und sechs durften sich KBK Architekten (Stuttgart), RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau (Düsseldorf) sowie JSWD Architekten (Köln) freuen.

Kurven und Riegel

NHT + Partner entwarfen in Zusammenarbeit mit Norbert Sinning einen fünf- beziehungsweise sechsgeschossigen Hauptbaukörper, der sich in „freien“ Kurven auf das Grundstück legt und damit der innovativen Energietechnik im Inneren ein Gesicht verleihen soll. Dieser Bau wird von zwei kleineren Gebäuden flankiert, die dem Parkgürtel abgewandt das Grundstück im Süd-Osten begrenzen. Die beiden niedrigeren Sozialgebäude folgen im zweiten Abschnitt anstelle der jetzigen Hauptverwaltung nach deren Abriss.

Die drittplatzierten Büros arbeiteten jeweils mit kammartigen Gebäuderiegeln, die mit ihren Schmalseiten zum Parkgürtel hin ausgerichtet und durch Brücken miteinander verbunden sind. Beiden Entwürfen ist zudem die Verbindung des ersten und zweiten Bauabschnitts über weit gespannte Dachkonstruktionen gemeinsam.

Energetisch zukunftsweisend und familientauglich

Das Gebäude soll nach den Wünschen des Kölner Energiekonzerns bis Ende 2010 fertig gestellt werden und dann die bis dato über das Stadtgebiet verstreuten Arbeitsstätten – im eigentlichen Sinn einer Firmenzentrale – zusammenfassen. Die Beachtung energetischer Gesichtspunkte versteht sich für RheinEnergie ebenso selbstverständlich wie die Berücksichtigung sozialer Aspekte: So soll die Krippe für den Nachwuchs von Angestellten eingerichtet werden, um die Arbeitsstätte den zunehmenden Forderungen nach einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf anzupassen.

Solide, aber schön…

Es bleibt abzuwarten, ob der prämierte Entwurf in seiner jetzigen Form gebaut werden kann. Zum einen muss erst einmal der Aufsichtsrat im September die geschätzten 100 Millionen Euro Baukosten bewilligen, zum anderen werden auch die Architekten noch einige Punkte klären müssen: Denn ob neben der Energieeffizienz des Entwurfs auch eine Effizienz der Grundrissfigur bestehen kann, bleibt im Wettbewerbsbeitrag fraglich. Auch im Äußeren gibt es Fragezeichen: Die nur vage formulierten Höfe zerfließen entsprechend der umgebenden Gebäudeformen und können nicht recht gefasst werden – Gleiches gilt für die Gebäude des zweiten Bauabschnitts und ihren „Zwischenraum“.

Der Vorstandsvorsitzende Dr. Rolf Martin Schmitz jedenfalls verspricht sich von dem neuen Firmensitz ein „solides, aber schönes, freundliches und sympathisches Verwaltungsgebäude“: Das „aber“ hat an dieser Stelle einen faden Beigeschmack, denn es lässt zwar auf den Wunsch nach Offenheit, gleichzeitig aber auch auf Ängste vor Massivität schließen, der zu schnell eine „altmodische“ Tendenz zugesprochen wird. Glas allein garantiert noch keine Transparenz – diese kann vielmehr und am besten durch eine entsprechende Firmenpolitik erreicht werden.

Rainer Schützeichel

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Der 1. Preis von NHT + Partner (mit Norbert Sinning) mit seinen fließenden Formen im Modell

Foto: RheinEnergie

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BRT arbeiten in ihrem drittplatzierten Entwurf mit parallelen Gebäuderiegeln

Foto: RheinEnergie

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Der weitere drittplatzierte Wettbewerbsbeitrag von Gewers Kühn & Kühn verbindet den zweiten Bauabschnitt in ‚großer Geste‘ mit dem Verwaltungsbau

Foto: RheinEnergie

1 Kommentar

Ein weiteres langweiliges Gebäude (s. LH Hauptverwaltung), bestehend aus Riegeln, bloß nicht zu hoch, mit dem Kölner Trend, die meisten Geschosse am liebsten unterirdisch zu bauen. War an dieser Stelle etwa der Dom auch schon im Wege!? Unnötiger Verbrauch von Land – s. Bodenversiegelung.