Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Der Flugplatz wird zum Spielplatz

Erster Spatenstich für die Grünfläche am Butzweilerhof

Der Flughafen Butzweilerhof war der erste zivile Flughafen der Stadt Köln. Er wurde 1911 angelegt und nach einer bewegten Geschichte während und nach den Weltkriegen im Dezember 1995 geschlossen. Heute stehen das Flughafengebäude aus den Jahren 1935/36 und das davor liegende Rollfeld aus Betonplatten unter Denkmalschutz und sind verpachtet. Das weitere Flughafenareal bildet mit umfangreichen Wohnbauprojekten und Gewerbestandorten das Kernstück des städtebaulichen Entwicklungsgebietes im Stadtteil Ossendorf.

Haupteingang des Kölner Flughafens 1937 © Bundesarchiv, Bild 183-S28276 / CC-BY-SA 3.0

 

In der vergangenen Woche fand der erste Spatenstich für die neue Grünanlage Butzweilerhof auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens statt.

Auf der etwa 17.000 Quadratmeter großen, annähernd dreieckige Freifläche zwischen Fitzmauricestraße und der Butzweilerhof-Allee, die an das Rollfeld des ehemaligen Flughafens Butzweilerhof anschließt, baut das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen eine Grünanlage mit integrierten Spielplätzen. Die Anlage selbst und die Spielplätze nehmen in ihrer Gestaltung Thermen auf, die sich auf die Vergangenheit des Geländes als Flughafern beziehen. Verantwortlich für das pädagogische Konzept und die Planung der Spielbereiche ist das Amt für Kinder, Jugend und Familie, die landschaftsplanerische Gestaltung entwarf das Büro förderlanschaftsarchitekten (Essen). Die künftigen Nutzer wurden in die Planung mit einer mehrteiligen Bürgerbeteiligung intensiv einbezogen.

 

Plan der Grünanlage am Butzweilerhof © förderlandschaftsarchitekten (Essen)

 

Der Traum vom Fliegen

Die Dimension und Schlichtheit des Flughafengebäudes prägen das Areal der zukünftigen Grünfläche am Butzweilerhof. Die unverbaute Weite und die damit einhergehende Großzügigkeit sind charakteristisch für den Ort und werden durch das geplante Raumgerüst der Anlage gestärkt: Grünbögen aus Baumpflanzungen, Gehölzkissen und begleitenden Wegen zeichnen die nördliche und südliche Grenze zu den Verkehrstrassen nach und verdichten so diese Seiten des Dreiecks. Die verbleibende dritte Seite nach Osten bleibt frei von höherer Bepflanzung und lenkt den Blick auf das denkmalgeschützte Flughafengebäude. In der Mitte dieses geöffneten Dreiecks liegt eine großzügige Rasenfläche, die durch einen Kreis aus Säulenbäumen und Masten mit Windsäcken als Zentrum der Parkanalage gestärkt wird und eine Reminiszenz an die vormals kreisrunde grasbewachsene Landebahn des Flughafens darstellt. Die Spiel-, Sport- und Aufenthaltsbereiche gliedern sich an die Wegebögen und unterstreichen so das Spannungsfeld zwischen der Dichte entlang der Ränder und der Weite in der Mitte. Einzig der Ballsport-Treffpunkt mit Bolzplatz, Streetball und Tischtennis schiebt sich bedingt durch den zur Wohnbebauung einzuhaltenden Abstand vor das historische Flughafengebäude.

 

Blick nach Westen über das Gelände der geplanten Grünanlage am Butzweilerhof: links liegt die KVB-Trasse © Foto Johannes Zell

 

Rollfelder und Grünflächen

Die neu anzulegende Grünfläche liegt weitgehend eben auf Höhe des bestehenden Rollfeldes. Die Verkehrstrassen im Norden und Süden liegen zum Teil leicht erhöht über dem Niveau der Parkanlage, insbesondere die KVB-Trasse im Südosten verläuft bis zu 1m über dem Niveau der Grünfläche. In unmittelbarer Nähe der KVB-Haltstelle befinden sich sechs zu erhaltende Bestandsbäume auf dem Grundstück. Ihr Standort liegt ungefähr einen Meter über dem Anschlussniveau an der Rollbahn. Diese Höhensituation wird genutzt, um eine kleine Aussichtsterrasse unter den Bestandsbäumen mit Blick auf die Parkanalage und das Flughafengebäude zu schaffen. Zum bestehenden Rollfeld wird die Grünfläche leicht abgeböscht, um unerwünschtes Befahren zu verhindern.

 

Blick nach Osten über das Gelände der geplanten Grünanlage am Butzweilerhof mit Ansicht des alten Flughafen-Hauptgebäudes © Foto Johannes Zell

 

Flugplatz wird Spielplatz

Alle Wege und Plätze der neuen Grünanlage werden in wassergebundener Decke angelegt. Ein Rundweg wird die Spiel- und Aufenthaltsbereiche verknüpfen und den neuen Park an alle wichtigen Anschluss- und Querungspunkte im Umfeld anbinden. Durch den Hauptverbindungsweg wird die kürzeste Verbindung von der Butzweilerhof-Allee zur KVB-Haltestelle betont, an der die mit Bänken und Boulebahn als Treffpunkt gestaltete Aussichtsterrasse befindet.

Die Spielplätze, vorrangig für ältere Kinder entworfen, werden Themen aufnehmen, die sich auf die ehemalige Flughafennutzung beziehen und werden Spielmöglichkeiten bieten, die dies nachvollziehbar und erlebbar machen. Schilder mit schwarzen Symbolen auf gelbem Grund dienen als Wegweiser, so verweist z.B. ein landendes Flugzeug auf den Bereich Ankunft – Landebahn. Hier lädt ein asphaltierter Platz zum Inlineskaten, Roller- und Radfahren ein. Im Spielbereich Abflug steht neben einem Sandspiel- und Klettergerät für Kleinkinder alles unter dem Motto Schneller-Höher-Weiter: Verschiedene Schaukeln, zwei Trampoline und eine Seilbahn stehen für Höhenflüge bereit. Ein großer Bolzplatz und ein kleinerer Platz für Streetball sowie eine Tischtennisplatte werden Treffpunkte für Ballsportler. Spielgeräte mit schwarzen Gummigurtbändern erinnern an die Gepäckaufgabe und -abholung am Flughafen und fordern zum Balancieren und Drehen auf. Den Abschluss bildet der Tower in Form eines 6 Meter hohen Raumnetzes: hier kann man den Überblick über das gesamte Areal genießen und über eine Rutsche dem Flughafen entgegensausen.

 

Blick nach Osten über das Gelände der geplanten Grünanlage am Butzweilerhof mit Ansicht des alten Flughafen-Hauptgebäudes, rechts die KVB-Trasse © Foto Johannes Zell

 

Nichts Ortfremdes

Das Material- und Farbkonzept für die neue Grünanlage verfolgt einen reduzierten Ansatz, der der Schlichtheit des Flughafengebäudes nichts entgegensetzt, sondern diese unterstreicht: Weiß, Schwarz, Silbriggrau, Signalgelb als Farben für sämtliche Ausstattungsgegenstände und Wassergebundene Decke, EPDM, Asphalt und Beton als zur Verwendung kommende Materialien. Das ruhige Gesamtbild der Anlage wird durch das Pflanzkonzept unterstützt: Bäume in wenigen Arten, weiß-blühende Gehölzkissen, Rasenflächen und Wiesenbänder.

Zentrum und Blickfang bildet die zentrale Rasenfläche mit einem Kreis aus Säulenbäumen. Diese Runde erhält als Ergänzung Esskastanienbäume in Einzelstellung und kleinen Gruppen. Die Grünbögen entlang des nördlichen und südlichen Grenzverlaufs werden durch Reihen von gleichmäßig wachsenden Hochstämmen mittlerer Größe gefasst. Am entgegengesetzten Ende der Grünanlage im Bereich der Spielwiese am ‚Tower‘ laden Apfel- und Birnbäume zum Naschen ein. Die Gehölzkissen entlang der Grenzen nehmen die Zäune im Bereich der Spielplätze in sich auf und bilden einen Rhythmus aus weiß-blühenden Blütensträuchern und ruhigen blattwirksamen Sträuchern. Die punktuellen Gehölzkissen zum Flughafenrollfeld sind artenarm und in ihrer Höhe von maximal 1,50 Meter gut zu überblicken.

Die großzügige Mitte der Parkanlage wird als Spiel- und Liegewiese angelegt. Wiesenbänder mit ein- und mehrjährigen Pflanzen, die sich als Pollen- und Nahrungsquelle für Insekten anbieten, begleiten den Rundweg.

Die Eröffnung der neuen Grünanlage soll voraussichtlich im Frühjahr 2019 stattfinden.

 

Johannes Zell, förderlandschaftsarchitekten, red|uw