Vor einem Jahr begannen die Bauarbeiten für das Projekt „Stuttgart 21“, welches weit mehr beinhaltet als den Umbau und die Erweiterung eines Bahnhofes. Das ambitionierte Stadtentwicklungskonzept stellt durch den Umbau der Bahnflächen enormes Entwicklungspotenzial zur Diskussion und steht somit im Fadenkreuz unterschiedlichster Interessen. Dieser Konflikt entlädt sich quer durch alle Bevölkerungsschichten mit höchster medialer Präsenz und bundesweiter Aufmerksamkeit.
Ähnlich konfliktträchtig verhält es sich in Köln. Etliche Architektur-, Städtebau- und Stadtentwicklungsprojekte werden von einer zunehmenden Zahl Bürger kritisiert. Sie organisieren sich in Bürgerinitiativen, sorgen für mediale Aufmerksamkeit und bringen Projekte zu Fall, welche die etablierten Entscheidungsstrukturen von Politik und Verwaltung bereits durchlaufen haben. Dort herrscht verstärkt Irritation und Angst. Groß- und zunehmend auch kleinere Projekte lassen sich nicht mehr ohne weiteres gegen die Kritik und den Widerstand aus der Gesellschaft durchsetzen. Bürger engagieren auf eigene Kosten Spezialisten, um sich in die Fachterminologie einzuarbeiten, Zusammenhänge zu verstehen, Argumente zu entwickeln und Gegenentwürfe zu erstellen. Diese bürgerlichen Initiativen erwarten einen Diskurs auf Augenhöhe. Sie wollen ihre Belange ausreichend berücksichtigt sehen und wehren sich gegen eine mangelnde Kommunikation und fehlende Transparenz in Planungs- und Vergabeverfahren.
Die Stadt reagiert auf die Forderung nach Mitwirkung und setzt zunehmend moderierte Verfahren und Runde Tische ein. Erwartungshaltungen sollen so früher und strukturiert abgeglichen, Zielkonflikte herausgearbeitet und einer von allen getragenen Lösung zugeführt werden. Dabei geht es im Kern nicht um gestalterische und Detailfragen, sondern darum, was bei dem Projekt öffentliches und was privates Interesse ist und wie angesichts gegensätzlicher Interessen ein gesellschaftlicher Konsens erreicht werden kann. Allerdings geschieht dies oft erst zu spät, wenn die Fronten bereits verhärtet sind, bereits Verbindlichkeiten gegenüber Investoren bestehen oder die Politik bereits entschieden hat. Hier sind definierte Standards dringend erforderlich, um Vorhaben rechtzeitig und umfassend zu behandeln, Investoren Planungssicherheit zu geben und der Bevölkerung die Gewissheit, umfassend informiert und beteiligt worden zu sein.
Der BDA Köln hat sich in 2010 u.a. beim „Symposium Planungskultur“ mit fachlichen Fragen des Vergabe- bzw. Wettbewerbswesens und eben diesen Entscheidungsprozessen beschäftigt. Das Montagsgespräch am 28.02.2011 wird sich nun auch den gesellschaftlichen Aspekten der Planungskultur stärker widmen.
Begrüßung und Einleitung: Gert Lorber, stv. Vorsitzender BDA Köln
Impulsreferat:
Mediating Urbanism – Städtebauliche Verhandlung als Designaufgabe: Frau Prof. Dr.-Ing. Tanja Siems, Architectural Association School of Architecture London / Bergische Universität Wuppertal
Anschließend diskutieren wir mit den Podiumsgästen:
und dem Publikum.
Moderation: Prof. Dr. Michael Koch, HafenCity Universität Hamburg
Montag, 28. Februar 2011
19:30 Uhr
Domforum
Domkloster 3
50667 Köln
Christian.Wendling@BDA-Koeln.de