Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Wir unterrichten Kinder, keine Fächer!

Ausstellung „Pädagogische Architektur“ im Kölner Rathaus

PISA-Studie, Offene Ganztagsschule, neue Lehrpläne – Bildung steht immer mehr im Blickfeld der öffentlichen Meinung.

Bildung als Basis

Bildung wird zunehmend die Basis unserer Gesellschaft. Bildung grenzt ab, Bildung teilt. Auch Industrie und Wirtschaft verlangen zunehmend Mitarbeiter, die selbst aktiv werden, die souverän auch in neuen und unbekannten Situationen handeln können. Methodisches Wissen und soziale Kompetenzen sind notwendige Ergänzungen zum fachlichen Können.

Schule steht vor der Aufgabe, Kinder und Jugendliche auf ein Leben vorzubereiten, das nicht bzw. nur bedingt plan- und vorhersehbar ist.

Kann dies das alte Modell Schule noch leisten?

Kann das der Lehrer, wie wir ihn noch kennen vermitteln? Welche Rolle nimmt er in dieser ständig sich verändernden Gesellschaft ein? Fachautorität oder herausfordernder Partner?

Neue Lernmethoden

„Schüler werden noch viel mehr improvisieren müssen als ihre Eltern und Lehrer. Statt ihr Leben brav vom Blatt zu spielen, werden sie immer neue Stücke komponieren. Sie müssen ihren Rhythmus finden und immer wieder aus der Not eine Tugend machen. Wenn nichts Vorgegebenes mehr nachgespielt werden kann, kommt es auf Dialoge an.“ (Kahl 2004)

Menschen wählen unterschiedliche Arten und Weisen, sich Wissen anzueignen – in ihrem eigenen Rhythmus, ihrer eigenen Gangart und über vielfältige Kanäle.

Neue Schultypologien

Und genau das sollte das neue Modell Schule auch leisten können: Selbstständiges Lernen, individuelle Betreuung, Ganztagsschule und coachende Lehrer passen nicht mehr in die Grundrisse der Vergangenheit, die sich im Wesentlichen aus den Raumtypen Klasse, Flur, Lehrerzimmer, Sanitäranlagen und Schulhof zusammensetzen.

Die Grundrisse der Vergangenheit müssen angepasst werden und auf die neue, dynamische Situation reagieren.

Vorzeigebeispiel Scharoun

Mit der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Lünen schuf Hans Scharoun schon vor 40 Jahren einen Maßstab für Grundriss- und Gebäudequalitäten bei dem Entwurf pädagogischer Architektur.

Polygone Klassenhäuser sind Grundlage für einen wandelbaren, nach allen Seiten orientierten und differenzierten Unterricht. Die großzügigen Lernateliers für den Kunst- und naturwissenschaftlichen Unterricht sind im ursprünglichen Zustand verbunden mit Werkstätten, womit Ziel der Verknüpfung von Wissensvermittlung und -anwendung Rechnung getragen wird.

Das Forum reagiert mit Form und Ausstattung unmittelbar auf den reformerischen Anspruch einer hierarchiefreieren und demokratischen Bildungsgestaltung.

Die Pausenhalle, der „Weg der Begegnung“, ist offen und großzügig gestaltet, viele Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen und Kommunizieren ein. Liebvoll ausgearbeitete Details wie Treppengeländer, Trinkbrunnen und Milchbar machen deutlich, dass auch die Gestaltqualität im Detail eine Grundlage für wertschätzende Pädagogik ist.

Ausstellung „Pädagogische Architektur“

Dieses und andere Beispiele zeigt die Ausstellung zum Thema ‚Lebens- und Lernraum Schule: Pädagogische Architektur‘. Vom Neubau bis zum Ergänzungsbau und zur Sanierung wurden Beispiele zusammengetragen, die alle am Schulbau Beteiligten inspirieren sollen. Sie gibt Anregungen, wie Räume als Bestandteil von pädagogischer Arbeit entwickelt und genutzt werden können. Schulbau soll nicht allein vor dem Hintergrund leerer Kassen, sondern vor allem mit dem Blick auf die Zukunft diskutieret werden.

Die Ausstellung wird dabei ihrem eigenen Anspruch an multioptionale Vermittlungsformen gerecht: ‚Säulen zum Informieren’ ‚Tische zum Inspirieren’, ein ‚Teppich der Tatsachen’ und ‚Räume zum Assoziieren’ stehen den Besuchern zur Verfügung. Theoretische Inhalte entwickeln sich neben Projekten aus der Praxis, assoziative Lernangebote werden durch Daten und Fakten fundiert. So können Nutzer von Schulen und kommunale Bauherren, Investoren und Architekten gleichermaßen Anregungen mitnehmen.

Die Montag Stiftung Urbane Räume entwickelte gemeinsam mit der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft die transportable Wanderausstellung, zu besichtigen bis zum 30. Juni im Lichthof des Alten Rathauses zu Köln.

Köln, Rathaus ‚Spanischer Bau‘ (04.-30.06.2007)

Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do 8-16 Uhr, Di 8-18 Uhr, Fr 8-12 Uhr

Rathausplatz 1, 50667 Köln

Die Ausstellung kann von allen interessierten Organisationen bei den Montag Stiftungen gebucht werden. Sie benötigt optimal 100 qm freie Ausstellungsfläche. Sie kann allerdings auch entzerrt und gestreckt werden.

Natalie Bräuninger

Ausstellungsübersicht

Nehmen Sie sich die Zeit für Bildung!

Lebensweggestaltung

Die Ausstellung lädt ein zum Nachdenken über Bildung, Schule und Lebenswege …

Assoziazionsräume

‚Räume zum Assoziieren‘

Wissensgesellschaft

Wie wird in Zukunft die Beziehung Wissensgesellschaft-Bildungskonzepte-Fähigkeiten aussehen?

Spiel

Spielend entdecken die Ausstellungsbesucher die neuen Schulmodelle

Sitzkreis

Scharoun

Das Forum der Geschwister-Scholl Schule vor 40 Jahren von Scharoun entworfen, entspricht der aktuellen Bildungsgestaltung.