Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Eine Bühne fürs Design

Passagen 2007, die Achtzehnte, die Off-Veranstaltung zur Kölner Möbelmesse. Ein Designparcours über 149 Stationen im gesamten Stadtgebiet.

Hier zeigen Designer und Hersteller vom 15. bis 21. Januar wieder Entwürfe und Konzepte zu den Themen Möbel, Material, Licht, Accessoire und Textil.

Eine exklusive Blase

Die Welt des Designs ist natürlich identisch mit der gesamten Warenwelt, denn noch der letzte banale Gebrauchsgegenstand hat eine gestaltete Oberfläche. Doch innerhalb der Warenwelt existiert eine exklusive Blase, in der das Design kultische Aufmerksamkeit erfährt, in der die Gegenstände – oft emanzipiert von ihrem Gebrauchswert – nach der Qualität des Designs beurteilt, goutiert und bezahlt werden. Das ist die Welt des Designs, die Passagen eine ihrer Bühnen. Von außen leidet diese Welt definitiv unter dem Ruch des abgedriftet Luxurierenden und erdenthoben Verspielten.

Doch auch dieser Sphäre merkt man an ihren Rändern an, dass sich die Welt um sie herum verändert, man merkt mit allen Konsequenzen, dass das Geld in der Mitte der Gesellschaft knapp (oder gefühlt knapp) wird. Das bedeutet offensichtlich, dass sich viele sogenannte Designerprodukte nicht mehr so ohne weiteres verkaufen lassen. Während es in der Mitte bröselt registriert man im Hochpreis-Bereich der großen Labels eine Konsolidierung und im Einsteiger-Segment – und das ist eine sympathische Konsequenz dieser Entwicklung – gibt es Chancen für originelle und teilweise wirklich brauchbare Ideen. Dadurch, dass lange Zeit wenige Designer einen Job gefunden haben, ziehen viele die Konsequenz und machen sich selbstständig.

Eine neue Selfmade-Kultur

Hier nur einige Beispiele:

James Dyson, der Mann mit den offensiv hässlichen aber innovativen Staubsaugern, mittlerweile „Commander of the British Empire“, ist ein Aushängeschild selbstständiger Designer, die – durchaus wieder an einem Gebrauchsmehrwert orientiert – als One-Man-Band begonnen haben. Dyson ist längst etabliert, pflegt aber – etwa als Spiritus Rector entsprechender Wettbewerbe – die Kraft der eigensinnig verfolgten, überlegenen Idee. Er hat auf dem Gelände der ehemaligen Vulkan AG seine Deutschland-Filiale und zeigt dort eine Neudefinition der Muttermilchpumpe (die einen Dyson-Gestaltungswettbewerb gewann). Daneben natürlich seine beutellosen Staubsauger. Er präsentiert sie schöner und charismatischer als bei Jeff Koons. Auf dem Gelände des umgenutzten Industriedenkmals findet sich auch die größte Konzentration der diesjährigen Passagen-Aussteller.

Auf dem Außengelände zeigt die mo systeme GmbH eine sogenannte „Modulbox“, im Prinzip ein Kiosk mit halbtransparenten, farblich changierenden Plexiglasscheiben in variabler Modulbauweise. Die Modulbox, deren Grundrahmen auf die maximalen Breite von 2,50 Meter begrenzt ist, lässt sich also mit LKW, Auto oder Bahn überall hin transportieren. Man kann sie geschlossen, aufgeklappt oder gestapelt verwenden. Als temporären Ausstellungs- oder Präsentationsraum, als Verkaufsraum für eine spontane und schnell realisierbare Geschäftsidee. Die Box wirkt besonders gut nachts, wenn sie von innen heraus leuchtet.

Daniel Rohr. Auch so eine charmante One-Man-Band. Von ihm kommt etwas Ähnliches in ganz klein, nämlich ein mobiler Bauchladen. Oder ein variables Regal, dessen konstruktives Hauptelement die gute alte Schraubzwinge ist.

Der Betonmanufactur gelingt mit Beton eine ähnliche Aufwertung, wie sie Dyson mit dem Staubsauger gelungen ist: Beton wird hier, armiert mit Glasfasern, zu einem hochwertigen, fast porenfreien Werkstoff für Innenraumgestaltungen. Das Material – unterschiedlich eingefärbt – fühlt sich tatsächlich eigenartig samtig und hochwertig an und lässt sich sehr dünn verarbeiten. Die Betonmanufactur, die auf Einzelfertigungen und Kleinserien spezialisiert ist, lädt mit ihrem Material zu originellen Designlösungen ein.

Materialdatenbank

Apropos Material: Bei der Design-Agentur Stylepark im Kölnischen Kunstverein zeigt Materialworks Berlin eine kleine Bibliothek von Materialien in konfektionierter Form. In unterschiedlichen Editionen mit 40-60 Materialmustern können Designer oder Architekten ein Set von Materialmustern, zum Beispiel Filzen, Drahtgeweben oder Sandwichmaterialien, samt dazu gehörigen Informationen erwerben. Dazu gehört eine ständig aktualisierte Online-Datenbank, in der sich entsprechend recherchieren lässt.

Die Passagen 2007 haben noch bis zum 21. Januar geöffnet. Die Programmhefte liegen an den meisten Veranstaltungsorten aus.

Passagen Programm

Axel Joerss

Die Schraubzwinge: eine Ikone des Selbermachens als Hauptelement einer Regalidee von Daniel Rohr

Aufwertung eines Baustoffes: Objekte der Betonmanufactur