Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Made in Cologne

‚Was treibt junge Kölner Architekten?‘ Diese Frage wollte das letzte BDA-Montagsgespräch in diesem Jahr beantworten. Ein Feuerwerk der Ideen und Projekte.

„11×7 oder: Die Zukunft ist heute“ lautete der Titel des letzten BDA-Montagsgespräches in diesem Jahr. Jüngere Architekten, die seit längerem in Köln arbeiten, sollten vorgestellt werden. Vor allem aber sollten diese elf jüngeren Architekten ihre Motivation und ihre Ideen präsentieren – jeweils sieben Minuten hatten sie dafür Zeit.

Respekt

Die Bandbreite der Vorträge war groß, reichte von der abstrakten Idee bis zum konkreten Projekt. So stellte Uwe Bernd Friedemann seinen Vortrag unter das Oberthema „Respekt“. Sein Grundsatz lautet: „Für das Gelingen eines Projektes ist Respekt gegenüber allen am Bau beteiligten notwendig.“ Friedemann verdeutlichte dies am Beispiel einer 1913 errichteten und von ihm umgebauten Villa in Köln: Respektvoll nahm er jede Auflage des Stadtkonservators an, gab sogar zu, dass das Projekt durch die Auflagen besser wurde – und hatte im Gegenzug keine Probleme, ein riesiges Dachfenster genehmigt zu bekommen, das die Privaträume belichtet. Auch dem Bauherrn begegnete er stets mit Respekt, bis dieser ihm so vertraute, dass das von ihm gewünschte 30 Meter lange Schwimmbecken zugunsten eines Lichthofes verkürzt werden konnte.

Qualität vom Bauherrn

Ganz auf den Bauherrn bezog Georg Giebeler seinen Vortrag: Am Beispiel eines „idealen“ Bauherrn behandelte er die Frage „Welche Qualität bringen Bauherren in Köln?“ Dieser Bauherr verfolgt in Bezug auf ein aufgelassenes Industriegelände in Köln-Mülheim drei Grundsätze: alles ist brauchbar – jedes vorhandene Gebäude kann also umgenutzt oder umgebaut werden, nimm dir Zeit in der Entwicklung und spare wo immer du kannst, nur nicht an der architektonischen Idee. Diese drei Bauherren-Grundsätze, so Giebeler, führen zu höchster architektonischer Qualität.

Architekten-Aldi

Aber auch mit einem eher an Standardlösungen orientierten Bauherrn kann höchste Qualität gelingen, der Architekt muss sich nur engagieren. Das zeigte Peter Berner von ASTOC Architects & Planners mit seinem Vortrag „gegen die Banalisierung der Architektur“. ASTOC stellte sich der einfachen Aufgabe, einen Aldi-Markt zu entwerfen, die normalerweise nach vorgefertigten Entwürfen gebaut werden, und realisierte einen Supermarkt, der innen zwar Standard-Aldi ist, außen aber gelungene Architektur bietet. Dabei haben die Architekten es sogar geschafft, weder hinter der Geschwindigkeit, mit der Aldi-Märkte normalerweise hochgezogen werden, zurückzubleiben, noch das knapp bemessene Budget zu überschreiten. Und am Ende begann am Beispiel dieses Entwurfes sogar ein Bauherr wie Aldi, über Architektur nachzudenken.

Absolut einfach

Von der Einfachheit im Entwurf war auch im Vortrag von Kay Trint vom Büro Trint & Kreuder d.n.a. die Rede. „Absolut einfach“ oder auch „einfach absolut“ lautet der Grundsatz nach dem die Architekten arbeiten. Das Streben nach dem Einfachen oder nach dem Absoluten verdeutlichte Trint am Beispiel eines Einfamilienhauses mit drei Ausblicken in die umgebende Landschaft und drei Nutzungen. Aus diesen Grundbedingungen entstand eine fugenlose „Betonkiste“ mit drei Etagen und drei großen Öffnungen, ein kompromisslos schlichter Bau, einfach und absolut. „Wir haben schon ganze Konzepte wegen einer Silikonfuge über Bord geworfen“, bekannte sich der Architekt zum Absoluten in der Architektur. Und als er zum Ende seines Vortrages von der „Lust am Bauen“ sprach, die ihn antreibt, konnten ihm alle vortragenden jungen Architekten wohl nur zustimmen.

Architekten für die Stadt

Eine Publikumsdiskussion wollte im Anschluss an die elf kurzen und kurzweiligen Vorträge nicht zustande kommen – das Publikum schien erschlagen von der Vielzahl von Ideen und Projekten. So diskutierten die Architekten unter sich. Einig war man sich darüber, dass dieser Abend das in Köln vorhandene Potential innovativer Architekten gut gezeigt hat. Schade nur, dass von den bei der Stadt Verantwortlichen keiner im Publikum saß um dieses Potential zu entdecken. So sah man die Bringschuld zur Förderung junger Architekten eindeutig bei der Stadt, wobei auch selbstkritisch angemerkt wurde, dass die Wenigsten sich für die Architektur in der Stadt Köln engagieren – für beide Parteien sicher ein guter Vorsatz für das neue Jahr.

Vera Lisakowski

Homepage von Uwe Bernd Friedemann

Homepage von ASTOC Architects & Planners

Homepage des Architekturbüros Trint & Kreuder d.n.a.

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Die von Uwe Bernd Friedemann umgebaute Villa – der Stadtkonservator verlangte ein Walmdach statt des vom Architekten geplanten Tonnendaches.

Foto: Lukas Roth

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Das Dachfenster wurde vom Stadtkonservator problemlos genehmigt.

Foto: Lukas Roth

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Der Pool wurde zugunsten eines Lichthofes auf ’nur‘ 25 Meter verkürzt.

Foto: Lukas Roth

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Der schlichte Aldi-Markt von ASTOC Architekten.

Foto: Sven Otte

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Die ‚Betonkiste‘ mit drei Ausblicken von Trint & Kreuder d.n.a.

Foto: Christian Richters

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Das Dachgeschoss des Betonhauses mit den drei Ausblicken – ‚einfach absolut‘.

Foto: Christian Richters