Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

103 Meter ?

Das vorläufige Endergebnis !

Man sammelt sich links-und rechtsrheinisch, lässt sich den Harnisch abnehmen zum persönlicheren Schulterklopfen oder lupft nur ein wenig das Visier, bevor eine neue Runde beginnt. Denn hart hat man gefochten, und lange. Auf der einen Seite, im mittelalterlichem Wams, standen die Verfechter eines historischen Stadtbildes. Auf der anderen Seite erschien ein Recke in blendender Rüstung, dessen Schild aus der Vision eines modernen, auf Wachstum programmierten rechtsrheinischen Deutz’ bestand. Er erfocht die 103 m.

Opfer?

Harmlos hatte es begonnen 1992, vor gut 10 Jahren. Es wurde ein Wettbewerb für das Grundstück kurz vor der Hohenzollernbrücke ausgelobt, dessen Gewinner (Architekturbüro Gatermann+Schossig) eine Blockbebauung vorsahen, mit der Option eines Turmes an der Gebäudespitze. Konkret wurde dieser ab 1996. Ein Jahr zuvor hatte der UNESCO-Gutachter Yves Boiret in einer Studie zum Kölner Dom den Vorschlag zur Festlegung einer Denkmalschutzzone gemacht, um die Voraussetzung zum Eintrag als Weltkulturerbe zu schaffen. 1994 wurde in Abstimmung mit den zuständigen Ämtern der Stadt Köln, aber ohne die Denkmalschutzbehörde, ein erstes Hochhauskonzept für Köln und damit auch Deutz erarbeitet. Hier wurden Tumhöhen zwischen 80-120m als erträglich erachtet, eine Schutzzone wurde nicht thematisiert.

1996 sicherte die Stadt Köln dem Weltkulturerbe-Komitee den Schutz des Domes und seiner Umgebung zu. Sämtliche städtische Planungen sollen daraufhin untersucht werden, ob sie den Dom in seinen Sichtachsen beeinträchtigen. 1997 hielt man Turmhöhe von 80m noch für unbedenklich. 1998, am 16.Oktober, zur 750-Jahrsfeier des Domes, erhält dieser den Status des Weltkulturerbes. In den kommenden 2 Jahren wachsen neue Ideen und damit auch wieder die Gebäudehöhe: Die Gewinner des internationalen Wettbewerbs „ICE-Terminal Deutz“, Jaspert Steffens Watrin Drehsen, Köln, sehen einen Hochhauskranz unter Einbeziehung des RZVK-Turmes um den Ottoplatz vor. Die Höhen schwanken zwischen 100 und 120m Höhe.

Das RZVK-Hochhaus mit der Reuleaux-Grundrissfigur war auf Grund seiner Proportionen mit einer Höhe von 106 Metern geplant. Politische Diskussionen führten in den darauffolgenden Jahren zu einem „Höhenroulett“, dass die Wechselhaftigkeit und städtebauliche Konzeptlosigkeit des Stadtentwicklungsausschusses widerspiegelt. Bei gleichbleibendem Durchmesser wurde zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Turmhöhen beschlossen:

2001= 106m,

2002= 91m,

2002= 103,2m.

2003= 60m.

Die 60m-Forderung, die von der Fraktion der Grünen im Einklang mit dem Denkmalschutz in den Stadtrat eingebracht wurden, war für den Turm – Investor, den Landschaftsverband-Rheinland unannehmbar. Die Turmfrage wurde zum Politikum zwischen der Kölner CDU und Grünen und das Dilemma deutlich:

Einerseits eine verbindliche Zusage der Stadt an die UNESCO zum Erhalt des Weltkulturerbes, andererseits die Entwicklung des Stadtteils Deutz mit dem RZVK –Turm als Initialszündung. Im Dezember diesen Jahres entschied sich die Politik für eine Rochade mit Bauernopfer: Die Grünen arrangierten sich mit einem 103 m hohen Turm, dafür schob die CDU Planungen „Niehler Rennbahn“ vom Tableau.

Auf diese Weise bekommt der mittelalterliche Dom einen etwas blassen Jüngling als Gegenüber und muss eventuell seinen Weltkulturerbe-Status abgeben. Ottoplatz, heißt jetzt der Turnierplatz der Zukunft. Vier weitere Hochhäuser sieht das Wettbewerbsergebnis von 2000 vor. Zur Einstimmung wird das Hohelied des mittelalterlichen Erbes gesungen, aber auch Zukunftsmusik gespielt. Damit dies keine Misstöne ergibt, ist jetzt wohl ein runder Tisch vonnöten, an dem niemand vor vollendete Tatsachen gestellt wird und ein Zukunftskonzept für die Stadt entwickelt wird, dass eine vielschichtige Gemeinschaft zufrieden stellen kann.

Jan-Henrik Baur

103,5

Noch ist die Höhe des RZVK-Hochhauses verhalten. Nach dem Konzens mit den Grünen, wird es nun bald in den Kölner Himmel wachsen.

103,2

Die neue Kölner Skyline?

Foto: Gatermann + Schossig

103,1

Hochhausensemble und Kongresszentrum um den neuen ICE Terminal

Foto: Jaspert Steffens Watrin Drehsen

20 Kommentare

Finde weniger diesen Turm das Problem, der hat ja eine erkennbare Architektur.
Aber die anderen Hochhäuser: das sieht aus wie im Ruhrgebiet oder überall und nirgends. Das finde ich ungeheuer schade, wenn das die neue Kölner Skyline werden soll.

So werden die Häuser ja auch nie aussehen. Es wird noch etliche Architekturwettbewerbe geben, so auch für den geplanten „Kölntower“ von Jahn. Im Hochhauskonzept, welches hoffentlich nächstes Jahr verabschiedet wird, gibt es klare Vorgaben für zukünftige Hochhäuser.

Einfach nur Mist.
Hat da einer nicht die Entwicklung der Bevoelkerungsstruktur der naechsten Jahrzehnte mitbekommen?Stehen nicht schon genug Bueroraeume leer?Was soll diese ewig duemmliche,ewige Konkurrenz zu Nachbarstaedten,die unsaeglich Resourcen verschwenden.Sinngemaess soll das heissen:Ist man in Koeln erst froh,wenn in Duesseldorf die Bueros leerstehen und Leute ihren Arbeitsplatz verlieren?Wem soll damit eigentlich langfristig gedient sein?
Oder ist das Marktwitschaft,wenn an anderer Stelle in Koeln Firmen ausziehen und dann dort Gebaeude abgerissen werden,weil keine Mieter mehr da sind?
Haben wir nicht genug Industriebrachen,auch mit Bahnanschluss,wo man solche Ungetueme hinbauen kann,wenn man denn glaubt,diese Dinger unbedingt bauen zu muessen.Sind die Raeume den schon verkauft oder vermietet,oder faengt man erst damit an,Kaeufer oder Mieter zu suchen,wenn die Dinger erst stehen?Es waeren nicht die ersten Bauruinen!

Ich finde es gut, dass die CDU sich durchgesetzt hat und der Turm nun doch 103 Meter hoch gebaut wird. Man sollte sich von dem kommunstischen Gedankengut der Grünen nicht beeinflussen lassen. Wenn es nach denen ging,dann würden die Grünen hier die Planwirtschaft (wieder) einführen.

Kann mich dem Kommentar von Werner Labuhn nur anschließen.

Hat Köln nicht genug Büroräume und Gewerbegebiete, die noch lange nicht voll sind.
Sollen die Innenstädte und dazu zähle ich auch Deutz nicht mehr belebt werden?
Durch Bürohochhäuser bekommt man das bestimmt nicht hin.
Und was für Mengen an Verkehr nach Deutz gezogen werden. Der ÖPNV wird das auch nicht bewältigen können, hat ja jetzt schon riesige Probleme.
Warum braucht Köln Hochhäuser? Das derzeite Stadtbild ist so wohltuend anders (trotz der vereinzelten Bausünden)

Auch ich schließe mich dem Kommentar von Werner Labuhn an, wohin man schaut, leerstehende Büroräume und Bauschilder, die weitere Bürokomplexe ankündigen. In Kürze enteht in Bayenthal schon wieder ein gigantisches Gebäude, auf einer Fläche, die mir noch vor einiger Zeit als mutig großzügige Grünfläche auffiel. Vorbei!
Genauso wird es in Zukunft in Rodenkirchen den Maternusplatz treffen. Ein Platz, der dem Auge des Betrachters Platz für Perspektive lässt. Ein Platz, auf dem man nicht von hohen Gebäuden umgeben ist, der besonnt ist, wird demnächst aus wirtschaftlichem Interesse mit einem 4-5stockigen Bürogebäude – wie es sogar schon öffentlich heißt – abgeriegelt. Traurig, daß man als Bürger so wenig Einfluss auf die Dinge hat, mit denen man dann leben muß!
Es wird geklüngelt, was das Zeug hält.
Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Mut zu Freiräumen und zu einer Architektur, die wirklich innovativ ist und ihre Umgebung nicht erschlägt.

Ich bin gegenteiliger Meinung. Köln benötigt mehr repräsentative Büroflächen, um im Standortwettbewerb nicht das Nachsehen zu haben. Die Konkurrenz zu Düsseldorf sehe ich architektonisch eher positiv, weil man dort mit einem gelungenen städtbaulichen Projekt (Medienhafen und Rheinpromenade) eine Augenweide geschaffen hat. Köln kann da nur lernen und in Zukunft mit Düsseldorf kooperieren.

Ich denke einige der Kommentatoren vergessen, dass fast alle der heute leerstehenden Bürogebäude keine zeitgemäße Netzwerke/Haustechnik bieten. Da bei Gebäuden der 60/70er Jahren ein Umbau oft teuerer ist als ein Abriss, ist ein Umzug wirtschaftlicher.

Der 103m Turm hat Charakter aber die anderen Bauklötzstein-Ähnlichen Gebäude kann man sich sparen.
Sie sind weder Zeitlos noch Atraktiv und wenn die Fassaden mit billigen Materialen erstellt werden, sind die Gebäude eher bedrückend als schön.
Hoch ist nicht unbedingt atraktiv. Auch Essen oder Düsseldorf haben Hochhäuser
die mann sich meist hätte sparen können. Ich liebe mein Köln und wenn es sich verändert, sollte es sich lohnen.

Gute Entscheidung – ein Aufbruchsignal für das Rechtsrheinische! Und den altehrwürdigen Dom wird es ziemlich kühl lassen.

Ich schließe mich Herrn Wolf an.Dem Dom werden die Hochhäuser bestimmt nicht schaden. Städte entwickeln sich nun mal und jedes Zeitalter hat seine Architektur. Hoffentlich stimmte letztendlich die Qualität und Ästhetik der Gebäude. Mittelmaß gibt`s in Köln genug.

Ich finde es gut das man in Köln in die Zukunft blickt! Der Potsdamer Platz in Berlin ist doch das Paradebeispiel. Ich finde diesen sehr gelungen. Auch der Mediapark ist sehr schön geworden. Jede Zeit hat seine Architektur. Man kann doch nicht stehen bleiben. Ich sehe das ganze optimistisch und freue mich darauf das Köln sich verändert. Man sollte weniger Angst vor neuem haben. Wer z. b. mal in Wien oder Venedig war weiss wovon ich Rede. Dort ist es zwar sehr schön aber man hat das gefühl nicht in der Gegenwart zu leben. Also lassen wir uns überraschen;-)

Was heißt denn bei Stadtplanung „überraschen“? Wofür lernen denn manche Leute, Städte zu planen? Für Überraschungen ist Lebensraum in der Stadt ja wohl zu schade. Ich kann mich nur Wernér Labuhn anschließen!

Was regen sich soviele über Hochhäuser auf? Eher zu bedauern finde ich, dass jedes 2. Bauwerk in Köln gleich aussieht (Neumarkt-Galerie, Dumont Caree, ex Marcs&Spencer…). Das neue „Weltstadthaus“ ist zwar schön und niedrig aber von allen Seiten mit siebziger-Bauten umzingelt und kann überhaupt nicht wirken. Also ganz dem Motto Höher,Höher,Höher!:-)

103 Meter? Lachhaft.
Die Dombauer wollten auch den grossen Wurf, sonst hätten sie ja eine moderate, nette kleine Kirche gebaut.
Ich finde die Leute immer so seltsam, die von NYC schwärmen, sich hier aber schon aufregen, wenn der Nachbar ein Holzhäuschen an den Gartenzaun setzt.

Wo ist der Mut zum Tuermen?
Die Frage kann nicht sein Turm oder nicht.
Staedte wachsen horizontal wie vertikal, der Optimismus einer vertikalen Architektur ist auch in Koeln wuenschenswert.
Eine sensible wie befreiende Auseinander-Setzung ist hilfreich. Ein Wettbewerb fuehrt zu erwartungsgemaess intellektuellen Ansaetzen.

Jan-Maurits Loecke

Also ich finde das eine Sehr gute idee weil ich Köln so viel Schöner Finde. Ich finde, die Häuser könnten sogar noch grösser sein/werden!!!!!!!!!

Ich finde da Hochhäusr ein Zeichen von Wohlstand und Macht sind und noch keiner deswegen gestorben ist (11.September)Finde ich es keine schlechte Idee!!!!
Abgesehn davon das sowas wie am 11. Septembeer in Köln nie passieren wird verstehe ich nicht warum die Leute immer so ein Drama daraus machen Damit meine Ich nicht nur Köln!!!!!!!!!!!!!! Ich meine Damit MÜNCHEN Da ist es nämlich genau das selbe gewesen! Also wenn ihr mich fragt wäre das nicht schlecht! Man muss aber auch bedenken dass Hochhäuser nur sein müssen wenn man auch genug Firmen hat um sie zu füllen!

Maximilian Scholz