Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Biologie des Alterns

Ein Haus für Fruchtfliegen und Fadenwürmer: Wettbewerb für Max-Planck-Institut in Köln entschieden

Jubelten 2007 bereits die Kölner, als feststand, dass das neue Max-Planck-Institut „Biologie des Alterns“ in Köln entstehen soll, so waren es nun die Stuttgarter Architekten hammeskrause architekten, die sich über den Zuschlag freuen konnten. Der mit 30.000 Euro dotierte erste Preis war eine einstimmige Entscheidung der neunköpfigen Jury. Platz zwei errangen KSP Engel und Zimmermann, Köln, Platz drei ging an Heinrich Wörner Ramsfjell Städtebau und Architektur, Dortmund. Unter den Teilnehmern waren weitere namhafte Büros wie gmp sowie Behnisch Architekten.

„Biologie des Alterns“

Das Thema ist aktueller denn je: Unsere mittlere Lebenserwartung hat sich seit 1970 um fünf Jahre verlängert. Der demographische Wandel ist nicht mehr aufzuhalten. Deshalb ist es gut zu wissen, dass Veränderungen in einzelnen Genen die Lebensspanne des Organismus verlängern können. Denn genau das hat das im Aufbau befindliche Max-Planck-Institut in Köln bereits herausgefunden. Intensiver erforscht werden soll die Fragestellung nun im neuen Institutsgebäude – an Maden, Fruchtfliegen und Fadenwürmern.

Architektur vs. Alterungsprozess

Kann Architektur unseren Alterungsprozess etwa positiv beeinflussen? Die Antwort lautet ja! Denn laut den Biologen sind vor allem kurze Wege und viel Platz für den Gedankenaustausch der Biologen wichtige Voraussetzung zur optimalen Forschung. Denn gute Ideen, so der Direktor des neuen Max-Planck-Institutes, Adam Antebi, entstünden meist nicht im Labor, sondern im Austausch mit den Kollegen. Nur ein Grund, warum die Entscheidung der Jury so klar für das Stuttgarter Büro ausfiel. „Der ruhige quadratische Baukörper, dessen städtebauliche Positionierung vor allem im Gegenüber des Gebäudes des Kinderonkologie überzeugt“ sowie „die typologisch richtige, wirtschaftliche und flexible Institutsstruktur“ wurden besonders hervorgehoben.

Besprechungsinseln und Labore der Zukunft –

die Raumaufteilung

Ein Schwerpunkt des Entwurfs liegt in der horizontalen Struktur der Forschungsbereiche.

Im Erdgeschoss werden die öffentlichen Bereiche wie Hörsäle, Cafeteria, Seminarräume und Büros untergebracht. In den weiteren zwei Geschossen sind die wissenschaftlichen Großraum- und Dunkellabore angeordnet. Die Abteilungen folgen dem Clustergedanken von offenen Laborstrukturen, nahen Supportbereichen in Dunkelzonen und integrierten Büros. Den Kern des Neubaus bildet ein Lichthof. In ihm ist ein gläserner organischer Baukörper über zwei Etagen platziert. Über jeweils drei Brücken sind diese „Besprechungsinsel“ und Labore miteinander verbunden. Konventionell sind Labore als Büroräume konzipiert, die auf einen langen Flur führen. Neu ist in diesem Entwurf die Bündelung der Labore. So finden in einem Großraumlabor bis zu 50 Wissenschaftler Platz. Die Brücken sind jeweils rechts und links der Abteilungen angeordnet, so entstehen die kurzen Verkehrswege. Ein störungsfreies Forschen wird möglich. Relativ konventionell sind allerdings die eingesetzten Materialien: Auf Kupfer, Holz, Weißbeton und Glas fiel die Wahl der Architekten.

hammeskrause architekten …

… sind Spezialisten im Instituts- und Werkstattbau: So realisierten sie bereits das Max-Planck-Institut Physik komplexer Systeme in Dresden oder das Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik in Potsdam. Wir dürfen gespannt sein!

Zahlen, Daten und Fakten

Insgesamt stehen dem Institut rund 8500 Quadratmeter zur Verfügung. Für mehr als 50 Millionen Euro, die der Neubau kosten darf. 100 Mitarbeiter sollen zukünftig in vier Abteilungen und vier selbstständigen Nachwuchsgruppen forschen. Voraussichtlich 2012 soll das neue Institut fertig gestellt sein.

Natalie Bräuninger

Der erste Preis ging an Stuttgarter hammeskrause architekten.

hammeskrause_02

Verbindende Wege und offene Laborstrukturen für eine gute Laborkommunikation

ksp_01

2. Platz für KSP Engel und Zimmermann, Köln

ksp_02

Ein zentraler Lichthof als ‚kommunikative Mitte‘

hwr_01

Der 3. Platz ging an Heinrich Wörner Ramsfjell Städtebau und Architektur, Dortmund.

hwr_02

Glasüberdeckte Innenhöfe lassen Durchblicke in alle Richtungen zu.