Die Gemeinde St. Stephan freut sich über eine neue Kita und 14 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe, die nach den Plänen des Büros Lepel & Lepel entstanden sind. Der Baukörper schließt das Gemeindegrundstück zwischen Herderstraße und Bachemer Strasse, auf dem die denkmalgeschützte Kirche St. Stephan steht. Vorgefunden haben die Architekten vor Ort bereits eine spannende Situation. Die neugotische Pfarrkirche wurde im Krieg zerstört, allein ihr Turm konnte saniert und als Campanile erhalten werden. Das neue Kirchenschiff wurde 1958 von den damals noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehenden Architekten Margot und Joachim Schürmann entworfen. Licht und filigran, gebaut mit modernen Materialien und Techniken entstand zu Füßen des historischen Turmes ein außergewöhnliches Gotteshaus. Joachim Schürmann hat mit seinem Team auch die Sanierungsmaßnahmen in 2014 geplant und geleitet.
Nun nach der Sanierung des neugotischen Turms und des Kirchenschiffs, konnte das blocktiefe rund 5.500 Quadratmeter große Grundstück rund um die Kirche neu strukturiert und von Außenanlagen gerahmt werde. Das Gemeindehaus östlich an der Bachemer Straße ist noch in Planung.
Bauaufgabe Gemeinde
Vier Kirchorte wurden 2009 zu der Gemeinde St. Stephan zusammengezogen, und das Erzbischöfliche Generalvikariat bezuschusst folglich nur noch sehr reduzierte Flächen. Zwar war die Gemeinde nicht verpflichtet, einen Wettbewerb zu veranstalten; da sie aber eine gute Lösung für die komplizierte Neuordnung der kirchlichen Liegenschaften anstrebte, lobte die Gemeinde St. Stephan in Lindenthal mit Unterstützung des Generalvikariats und in enger Abstimmung mit der Stadt einen Realisierungswettbewerb aus und lud 2014 zehn Architekten zu einem Verfahren ein. Sieger waren Lepel & Lepel mit urbanegestalt als Landschaftsarchitekten, der zweite Platz ging an LK/Architekten, der dritte an Kaspar Kraemer Architekten.
Die Öffnung zum Stadtraum war der Grundgedanke für die Neuordnung des Gemeindegrundstücks. Lepel & Lepel platzierten an die südliche Grenze des Grundstücks an der Herderstraße einen Riegel mit vier Geschossen plus Staffelgeschoss. Dieser Baukörper schließt eine bestehende Baulücke und nimmt mit Größe und Dachform wichtige Gestaltungsmerkmale der Nachbarbebauung auf. Eine zweigeschossige Passage führt durch den Neubau zum Kirchhof, eine sanft ansteigende Treppenanlage überbrückt den leichten Höhenunterschied.
Ein Fußweg quert die Anlage, in der sich die Kita, das Pfarrbüro und der zukünftige Gemeindesaal um die neu gestalteten Außenflächen gruppieren. An diesem Saal werden die vertikalen Lamellen wieder auftauchen, die bereits in der Passage und an der hofseitigen Fassade der Kita angebracht sind. Wie auch die „Schaukastenfenster“ bestehen sie aus pulverbeschichtetem Blech in einem warmen Gelb-Goldton.
Historischer Kirchort
Die beiden Kita-Geschosse kragen hofseitig diagonal aus der Flucht des Baukörpers aus. Ansonsten aber hält er sich an die vorgegebene Blockrandbebauung und ordnet sich mit seiner Proportion. Vom Material her hebt er sich von ihnen ab: Die rotbraune Ziegelfassade verweist auf den Kirchenbau aus dem Jahr 1961 von Joachim Schürmann, der eine umlaufende Fensterfront auf einen Ziegelsockel setzte.
Lepel & Lepel haben in Lindenthal gezeigt, wie ein historischer Kirchort mit zeitgenössischen Zutaten zu größerem Glanz gelangen kann: „Der Juwel St. Stephan bleibt das Zentrum der Neuordnung, wir geben ihm eine neue Fassung“, erklärte Reinhard Lepel. Und vielleicht rückt das Nachdenken über einen etwaigen Kirchenaustritt ja in weitere Ferne, wenn Gemeindeleben an einem so schönen Ort stattfinden kann.
Ira Scheibe
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