Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Köln auf der Pariser Expo 1937

Als einzige Stadt zwischen den Pavillons der Nationen: Eine Ausstellung im Stadtmuseum

Die Exposition Universelle in Paris als letztes friedliches Zusammentreffen der Völker vor dem Zweiten Weltkrieg ist als historisches Ereignis von Weltrang von allen Seiten wissenschaftlich beleuchtet. Von fast allen Seiten: Was hat auf Pariser Stadtplänen der Zeit eine „Ville de Cologne“ zu suchen, direkt unterhalb des Deutschen Hauses von Albert Speer?

Mario Kramp vom Kölnischen Stadtmuseum hat den fast vergessenen Kölner Pavillon der Pariser Weltausstellung „wiederentdeckt“ – schon als Geschichtslektion ist das ganz spannender Stoff, aber die wunderbaren Fotografien von Hugo und Karl Hugo Schmölz machen die Ausstellung im Stadtmuseum zur Sensation. Und sie wurde jetzt bis zum 26. Januar verlängert!

 

Menetekel, gemalte und gebaute

„Das Jahr 1937 ist das eigentlich kritische Europas“, schrieb Heinrich Mann. Im April hatte die deutsche Legion Condor das baskische Städtchen Guernica zu Schutt und Asche gebombt. Picassos großes Bild dieses Schreckens im Pavillon der Spanischen Republik ist den Menschen in Erinnerung geblieben, ein lauter Warnschrei, den sie hörten und überhörten.

Karl Hugo Schmölz: Blick auf den Eiffelturm, links das Deutsche Haus, rechts der sowjetische Pavillon © Archiv Wim Cox

 

Ein Menetekel für das, was aufzog, in gebauter Form diesmal, waren auch die deutschen und sowjetischen Pavillons: Arbeiter und Kolchosbäuerin schwingen Hammer und Sichel gegen den Reichsadler mit Hakenkreuz. Die Bilder sind bekannt. Der Fortgang der Geschichte auch.

 

Hausboot auf der Seine

Weniger bekannt allerdings ist, dass zu Füßen der Sperrschen Herrschaftsarchitektur ein Holzpavillon auf den Wassern der Seine schwimmt: Der Kölner Pavillon. Zwischen Geranien sitzt man auf Korbstühlen und trinkt Bitburger Pils, serviert von Kellner aus dem Excelsior, und der Reichsadler auf Fensterglas unter der gestreiften Markise wirkt karikaturesk im Vergleich zu seinem sehr ernst gemeinten, vollplastischen Vetter hoch oben auf dem Dachgesims des „Deutschen Hauses“.

Links im Bild das „Deutsche Haus“ und der Kölner Pavillon © Karl Hugo Schmölz RBA; rechts das Treppenhaus des Kölner Pavillons © Karl Hugo Schmölz, Archiv Wim Cox

 

Wie kam er dahin, der Pavillon? Angeblich hatten die Franzosen die Idee. Genau weiß man nur, dass der Kölner Oberbürgermeister Schmidt im April 1937 mit Josef op gen Oorth Paris besuchte. Op gen Oorth kannte sich aus mit Ausstellungsarchitektur. Diese aber ist naturgemäß temporär, und so sind kaum Werke von ihm erhalten. Das Rondell des Kölner Tanzbrunnens entstammt seiner Planung.

 

Zahlbar in: Ford Typ Eifel

Die Beteiligung Kölns an der Weltausstellung musste von allerhöchster Stelle abgesegnet werden. Erst am 13. Mai wurde der Platz endgültig reserviert, und nun blieb wirklich nicht viel Zeit, die Schau eröffnete am 24. Mai. Dabei zerbrach man sich gar nicht so sehr den Kopf über die Baulogistik als vielmehr über die Finanzierung: Das Reich hatte keine Devisen. Aber kölsche Lösungen: Die Stadt Köln kaufte 28 „Ford Eifel“, die sie an den französischen Autohersteller Matford lieferte und dieser zahlte ihr wiederum den Gesamtwert in Franc aus.  

Köln an der Seine: Das „Restaurant ville de Cologne“ unterhalb des Deutschen Hauses © Karl Hugo Schmölz, Archiv Wim Cox

 

Sie werden sich wohl gewundert haben, die Besucher, über diese seltsame Gegensätzlichkeit mit der sich das Deutsche Reich und die deutsche Stadt in Paris präsentierten: hier hoch aufragender Neoklassizismus, „eine in schwere Pfeiler gegliederte kubische Masse“, wie es im Katalog heißt; da eine kuriose Vermählung zwischen Hausboot mit Restaurant-Terrasse und Fabrikantenvilla in Neuer Sachlichkeit – oder zumindest der kölschen Variante davon.

Spektakulär ist der Blick herüber zum Eiffelturm, und doch mag sich der ein oder andere Gast beim Eis mit Sahne auch gefragt haben, was die Stadt Köln auf der Pariser Weltausstellung eigentlich verloren hat, als einzige Stadt weltweit mit einem eigenen Auftritt unter all den Länderrepräsentanzen.  Die kurze Antwort: Die westlichste deutsche Großstadt galt als Garant der deutsch-französischen Freundschaft, der Pavillon auf dem Fluss sollte als unauffälliges Monument für die Völkerverständigung fungieren. Für die lange Antwort vertiefe man sich in die Ausstellung und den detailreichen, spannenden Ausstellungskatalog, der sogar den Abbau und die Wiederverwertung der Bauten nachzeichnet.

 

Köln am Rhein

Hohe Straße, Blick nach Süden: Links von Hugo Schmölz, um 1927 (Kölnisches Stadtmuseum/RBA); rechts von Karl Hugo Schmölz, 1947 (Kölnisches Stadtmuseum/RBA)

 

Hohe Straße, Blick nach Süden von Marion Mennicken, links 1993/94 (Kölnisches Stadtmuseum/RBA) und rechts 2018 (Kölnisches Stadtmuseum/RBA)

 

Parallel zu der Ausstellung „Köln an der Seine“ zeigt das Stadtmuseum in Kooperation mit dem Rheinischen Bildarchiv Fotografien von Kölner Plätzen, Gebäuden und Straßen. Sie entstanden immer an demselben Standort, aber in unterschiedlichen Dekaden. Den Anfang machen die Aufnahmen von Hugo Schmölz aus den Jahren 1924 bis 1942. Sein Sohn Karl Hugo Schmölz dokumentierte im Frühjahr 1947 dieselben Orte. Das Rheinische Bildarchiv schickte 1994 erneut Fotografen los, um möglichst dieselben Blickwinkel einzunehmen und gut 25 Jahre später noch einmal: To be continued!

Ira Scheibe

 

Ausstellung 

KÖLN AN DER SEINE
DER PAVILLON DER STADT KÖLN AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNG 1937
24. August bis 26. Januar 2020

Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstraße 1–3
50667 Köln

Öffnungszeiten 
Dienstag: 10–20 Uhr, Mittwoch bis Sonntag: 10–17 Uhr, an Feiertagen bis 17 Uhr

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