Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Nicht zuschauen, sondern mitbauen

Mit bau.thai wollen Studierende der TH Köln ein Gemeindezentrum auf der Insel Ko Lanta realisieren

Regionales und umweltfreundliches Bauen sind zugegebenermaßen ein alter Hut in der Architektur. Das Projekt bau.thai der Architekturfakultät der TH Köln jedoch hat mehr Anspruch als bloß auf den Zug der Nachhaltigkeit aufzuspringen. 14 Bachelorstudierende sollen auf der thailändischen Insel Ko Lanta gemeinsam mit ortsansässigen Handwerkern ein Gemeindezentrum umsetzen, das sie zuvor erarbeitet, entworfen und konstruiert haben.

Der aus Architekten bestehende Arbeitskreis namens bau.labor der TH Köln arbeitet seit März 2018 an dem Konzept für ein Community Center mit integrierten Unterkünften in Thailand. Es soll als sozialer Treffpunkt fungieren und eine kommunikative Schnittstelle zwischen Gästen und der heimischen Bevölkerung bilden. Als Grundlage für den Entwurf wurde im Wintersemester 2018 / 2019 im Rahmen des Bachelorwahlmoduls „Einführung in die Strategien des Entwerfens und Konstruierens“ ein Konzept entwickelt, das einerseits der Bauaufgabe entsprechend flexibel erweiterbar, andererseits kostengünstig und gemeinsam mit den Studierenden umsetzbar ist. Diese architektonischen Bausteine haben in funktional-organisatorischer und klimatisch-konstruktiver Hinsicht unterschiedliche räumliche Ansprüche, die in Zusammenarbeit mit den ausgewählten Studierenden der Fakultät für Architektur ausgearbeitet wurden. Wichtige Aspekte der Konstruktion und Bauweise waren das Arbeiten mit vorhandenen materiellen und immateriellen Ressourcen sowie die Auseinandersetzung mit traditionellen ortsspezifischen Bautypen.


Illustration des bau.thai Projekts © bau.labor

Im Sommersemester 2019 haben die Studierenden gemeinsam den Entwurf vertieft und nun soll der Entwurf des Gemeindezentrums in den Semesterferien vor Ort mit lokalen Handwerken ausgeführt und fertiggestellt werden. Bei der Planung der Ausführung und der Umsetzung vor Ort lag der Schwerpunkt auf der Ausarbeitung der Konstruktion und logistischen Organisation des Bauprozesses. Eugenio Catalano ist überzeugt, dass dieses Projekt ein wichtiger Bestandteil der Lehre in der Architektur ist. „Neben der ‚guten Sache‘ entsteht zudem die Chance gemeinsam mit Studierenden ein praxisorientiertes Projekt in der Lehre zu integrieren, erste Erfahrungen mit der Bauherrenkommunikation zu machen und trotz mehrerer Änderungen den Projektprozess konzentriert zu fokussieren und vom Entwurf bis zur Fertigstellung zu bearbeiten.“

Erste Vorbereitungen der Lehrenden vor Ort © bau.labor

Dass es in diesem Projekt um mehr geht als nur gute Noten ist den Studierenden bewusst. Student Philipp Wolf freut sich bei dem Projekt über die Ernsthaftigkeit dank der konkreten Umsetzung: „Besonders neu für uns Studierende ist die Entstehung einer intensiven Projekt-Verantwortlichkeit. Üblicherweise wird die Intensität des Verantwortungsgefühls bei einer fiktiven Aufgabenstellung durch die Bewertung von eins bis vier mehr oder weniger aufgelöst. Das bau.thai-Projekt ist real und wir wollen ein gutes Ergebnis erzielen. Es hängt mehr als eine Note davon ab.“

Schnitt © bau.labor

Diese Haltung spiegelt sich im von Beginn an gesetzten Ziel sich mit vorhandenen Ressourcen wie lokalen Materialien, heimischer Konstruktion und ortsspezifischen Bautypen zu beschäftigen. bau.labor möchte tradierte Formen der Raumproduktion und des Gebrauchs aufleben lassen. Architekt Eugenio D Catalano, der als Lehrender am Institut für Architektur Konstruktion und Theorie der TH Köln gemeinsam mit seinem Kollegen Florian Engelhardt das Projekt betreut, macht seine Position zu dem Projekt sehr deutlich. Oberstes Gebot ist nach seiner Vorstellung der Lerneffekt: „Ein persönliches wichtiges Ziel ist es jedoch den Respekt für das Handwerk zu fördern. Dieser kann nur vor Ort- auf der Baustelle selbst sensibilisiert werden wenn man die Möglichkeit hat auch aktiv mitzuarbeiten.“ Diese Einstellung wurde bereits im koelnarchitektur-Interview der Reihe Neue Ansätze mit Eugenio Catalano aus dem vergangenen Sommer deutlich.

Lars Ludwig ist einer der teilnehmenden Studierenden, der vor dem Studium eine Handwerkerlehre absolviert hat: „Als gelernter Dachdeckergeselle war meine Motivation am Projekt teilzunehmen, um in erster Linie Arbeitsweisen mit rudimentären und einfachen Mitteln kennenzulernen und das Handwerk als reine Handarbeit zu entdecken. Die Sensibilisierung und den Respekt gegenüber dem Handwerk gilt es im Studium zu stärken.“ Auch ein Studierender, dem vor kurzem in einem Künstlerkollektiv durch den Bau der größten Sandburg (Ostseebad Binz auf Rügen) der Weltrekord gelungen ist, ist ein hochmotiviertes Teammitglied. Evangelos Stafylidis: „Was mir in der Bildhauerei gefällt ist der verkürzte und verschmolzene Prozess von der Idee bis zum fertigen Produkt. Die Idee, der Raum, der Körper, die Masse und der Prozess gehen spannende Synergien ein.  Die Architektur lerne ich in meinem Studium  momentan noch sehr fiktiv und theoretisch kennen. Ich bin froh durch die Projekte des bau.labors die Erfahrung machen zu dürfen in wenigen Semestern den Prozess der Idee bis zum architektonischen Raum verfolgen zu können.“

Isometrie © bau.labor

Suche nach Sponsoren

Für die Juli Exkursion fehlen der Gruppe leider noch letzte finanzielle Mittel in Höhe von circa 2500 €, daher sind die Organisatoren des Projekts bau.thai auf der Suche nach Sponsoren und betonen, dass auch kleinere Beträge enorm weiterhelfen. 

Ansprechpartner für weitere Informationen und das Spendenkonto:

Dipl.-Ing. Architekt Eugenio D Catalano (lehrtätig am Institut für Architektur Konstruktion und Theorie der TH Köln)
: eugenio.catalano@th-koeln.de

Als Gegenleistung bietet bau.labor die Unterstützenden auf ihrer Webseite http://blog.akoeln.de/blog/tag/bau-labor/, in Projektkatalogen, Ausstellungen und weiteren Veranstaltungen als Sponsoren präsentieren.

Mehr Infos unter: http://akoeln.de/profil/raeume/baulabor/

Nathalie Brum

1 Kommentar

Guten die Damen und Herrschaften,
Was für eine schöne Sache. Schade das die TH nicht wüsste das Sie ein Student hat der von Thailand kommt und aufgewachsen ist. Spricht die Sprach ,sowohl schreiben und lesen. Und ist dazu noch zweifacher Metallbaugeselle. Naja wie schade….

MfG,

Stefan Tan