Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

In die Jahre gekommen

3pass Architekten sanieren das Domforum


Das 50er Jahre Schmuckstück mit Blick auf die Westfassade des Doms und die Hbf-Vorhalle macht Sorgen. Die Fassade beginnt zu bröckeln, und auch andere Alterserscheinungen machen sich bemerkbar. Voraussichtlich im Sommer beginnt die Sanierung des Gebäudes.

„Die Planung übernehmen 3pass Architekten, mit denen wir schon beim Erzbischöflichen Berufskolleg zusammengearbeitet haben. Wir waren damit sehr zufrieden, genau wie damals mit der Bauleitung durch IQ Baustrategen aus Zollstock, die wir jetzt auch wieder mit der Bauleitung beauftragt haben,“ erläutert Johannes Hogenschurz, Architekt in der Abteilung Bau beim Erzbischöflichen Generalvikariat.

Ein wahrhaft weltstädtischer Blick: Vom Domforum an der gotischen Kathedrale vorbei zurück zu der 50er Jahre-Architektur der Bahnhofsvorhalle.
©Barbara Schlei

Die Arbeiten betreffen hauptsächlich die Fassade und das Dach. Die Aluminiumfenster aus den 70er Jahren sind verantwortlich für die Fassadenschäden. „Sie sind mit Stahllaschen am Gebäude befestigt. Diese rosten und drücken zum Teil außen den Kunststein weg,“ so Hogenschurz. Der Kunststein ist zu reinigen, zu ergänzen und gegebenenfalls zu erneuern. Auch an den Sichtbetonstützen müssen Schäden behandelt werden.

In Absprache mit der Denkmalpflege und Christian Schaller, dessen Vater Fritz Schaller das Gebäude 1954 errichtete, werden neue hellgraue, fast weiße Fensterrahmen eingesetzt. Im Bereich der Oberlichter fanden sich originale Fenster, anhand derer die ursprüngliche Farbe der Rahmen rekonstruiert wurde. Die relativ kürzlich eingesetzten grauen Aluminiumfenster im zurückgesetzten 5. Obergeschoss werden dagegen nicht ausgetauscht.       

Keine Veränderungen im Innenraum

Im Inneren werden die vier oberen Stockwerke um den verglasten Lichthof herumgeführt, der erste Stock jedoch schaut durch einen offenen kreisrunden Umgang in die ehemalige Kassenhalle. ©Barbara Schlei

Judith Kusch und das Team von 3pass Architekten freuen sich auf das Projekt, „und darauf, einer 50er Jahre Ikone wieder die alte Frische zu verleihen. Die besondere Herausforderung für uns liegt darin, die technische Gebäudeausrüstung auf den heutigen Stand zu bringen, ohne die räumlichen Qualitäten des Bestands nachteilig zu beeinflussen.“

Fritz Schaller baute in der ehrwürdigen Domnachbarschaft in den 50er Jahren eine Niederlassung der Bank für Gemeinwirtschaft. Ihre Empfangshalle hat umlaufende Fensterfronten, die diagonale Profile in rautenförmige Flächen schneiden. Wie ein diamantenes Funkeln sieht es aus, wenn der Innenraum beleuchtet nach außen strahlt. An den oberen Geschossen zeigt sich die zeittypische Rasterfassade; analog zum Erdgeschoß ist das oberste Stockwerk zurückversetzt und von einem Laufgang umgegeben. Die Kante zum Dom betont ein Balkon mit Bronzen von Ludwig Gies. Als Schaller in den 60er Jahren die Domplatte baute, musste er folglich auch das Bodenniveau des Bankgebäudes auf dieselbe Höhe heben.

Die Bank verkaufte die Liegenschaft an das Erzbistum, und Christian Schaller baute es zu einer kirchlichen Begegnungsstätte um. Martini Architekten aus Bonn gestalteten das Foyer 2010 erneut um, zu einem in Weiß gehaltenen Raum mit einer langen Theke und Einbauten aus Corian. Der Innenraum im Erdgeschoss und auch der Lichthof sind bei der jetzigen Sanierungsmaßnahme nicht betroffen.

Die Domplatte schiebt sich direkt an das Domforum heran und schluckt den Sockel an der Ostfassade. Daran wird auch die Sanierung nichts ändern © Foto: Uta Winterhager

Neue Perspektive auf den Dom

Im Gebäude gibt es mehrere Nutzer, u.a. das Domforum, die Domseelsorge, das Katholische Bildungswerk und das Domradio. Das Domforum ist z.B. die Zentrale für die rund 9.000 jährlichen Domführungen im Kölner Dom; während der Sanierung beziehen die Mitarbeiter die Geschäftsräume und Büroräume der ehemaligen Köselschen Buchhandlung im Kurienhaus am südlichen Ende des Roncalliplatzes. So können sich die Mitarbeiter den Dom einmal von einer anderen Seite anschauen.

Die Besucher der BDA Montagsgespräche werden keinen so distinguierten Ausblick genießen können, aber auch sie bleiben den 50er Jahren treu: Der BDA hat die Karl-Rahner-Akademie in der Jabachstraße (gegenüber von St. Peter) zum Ausweichquartier erkoren. Und im Sommer 2020 können dann alle wieder zurückziehen – wenn alles planmäßig läuft.

Ira Scheibe


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