Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Fisch sucht … Auto

Die Hülle des Messeparkhauses P22a inszeniert ihre Oberflächlichkeit

Ein ansprechendes Museum oder eine elegante Konzerthalle zu entwerfen ist eine reizvolle Aufgabe für einen Architekten. Es gibt viele Referenzen, zahlreiche Vorbilder und vor Literatur zu diesem Thema kann man sich in einschlägigen Buchläden kaum retten. Und dann gibt es Parkhäuser. Die Anzahl an repräsentativen Bauten dieser Sparte fällt da schon deutlich schlanker aus. Aus dieser vermeintlichen Not machten die Architekturbüros schultearchitekten aus Köln und wulf architekten aus Stuttgart eine Tugend.


Messeparkhaus P22a © TobiasVollmer

Zarte Schuppen aus Aluminium und eine begrünte Fassade zur Bahn hin muten Innovation und Ehrgeiz an. Präziser Metallbau und gewachsene Natur sollen verkleiden, was sich dahinter verbirgt: zwei geschwungene Baukörper mit fünf Parkebenen und 3.260 Stellplätzen für die Besucher der Messe Köln und eine Logistikfläche mit zentraler LKW-Registrierung und Zollabfertigung. Das Raumprogramm bittet nicht um repräsentative Architektur, doch die exponierte Lage an der Zoobrücke und entlang der Bahntrasse zwischen Deutz und Mülheim inspirierten den Bauherrn Koelnmesse GmbH zur Auslobung eines ‚Design and Build‘ Wettbewerbs im Jahr 2015.


Innenansicht Messeparkhaus P22a © TobiasVollmer

Sieger wurde schultearchitekten aus Köln gemeinsam mit der Deutschen Industrie- und Parkhaus GmbH (dip) mit einem Entwurf eines geschwungenen Baukörpers, dessen Konturen eine Fortschreibung der umliegenden Gleisanlagen, Zubringer zur Autobahn und anderer geschwungenen Linien zu sein scheint. Die über 3000 Fahrzeuge können dank einer zentralen Rampe innerhalb kürzester Zeit das Parkhaus verlassen. Anliegende Bauten, ausgelagerte Treppenhäuser zur Entfluchtung oder andere Anhängsel findet man bei diesem Parkhaus nicht. Sämtlich Funktionen liegen säuberlich geordnet innerhalb des klar umgrenzten Baukörpers. Mit der gleichen Klarheit wurde auch die Fassade gegliedert. Im Erdgeschoss ist die Stahlkonstruktion umlaufend offen, während sich im Süden entlang der Bahn eine zukünftig mit Pflanzen berankte Fassade und im Norden die Schuppenfassade wie ein Chiffonband um die Konstruktion legt. Angesichts der stringenten Aluminiumfassade und der klar umrissenen Kontur des Baukörpers schmerzt es ein wenig, dass der Mantel der Fassade nicht umlaufend einheitlich ist.

 

Der Mix dieser beiden Fassadenarten rührt von der Vorgabe des Bebauungsplans einer Begrünung der Fassade zur südlichen Bahntrasse hin. Die leichte Transparenz entsteht durch die Perforation der 3000 Einzelelemente aus eloxiertem Aluminium. Die Metapher beim Entwurf der Fassade war gemäß Prof. Tobias Wulf von wulf architekten eine licht- und luftdurchlässige Haut, die Assoziationen mit Libellenflügeln oder Schuppen hervorruft. In Folge der Auffächerung der Flügel oder Schuppen wirkt die Fassade plastisch und atmungsaktiv und passt sich dem geschwungenen Grundriss an und enthebt das Parkhaus aus dem reinen Zweckbauniveau.


Lageplan Messeparkhaus P22a entlang der Bahngleisen © wulf architekten

Was zart und einfach anmutet, wurde in vielen Bemusterungen und Tests optimiert. Die Firma Sorba mit Hauptsitz in den Niederlanden entwickelte ein Befestigungssystem, das zum einen eine flexible Montage während der Bauzeit, aber auch die Wartung und Demontage einzelner Paneele erlaubt. Wulf Architekten entwickelte zuvor bereits für ein anderes Projekt eine Fassade dieser Art, jedoch optimierte Sorba die Befestigung mittels einzelner Gewindestangen zwischen den sich überlappenden Schuppen. Ein kleiner, aber nicht unbedeutender Trick, der eine flexible Montage aus unterschiedlichen Richtungen ermöglichte. Jedes Element ist identisch, jedoch gleichen die Unterkonstruktion die unterschiedlichen Winkel aus.


Der enorme Aufwand der Fassadengestaltung mag im Masterplan der Stadt Köln begründet sein. Das Messegelände ist das sechstgrößte Messegelände der Welt und hat mit rund 80 Messen pro Jahr einen hohen Zulauf. Trotz Anpassungen der Infrastruktur darf laut Masterplan der Stadt Köln nicht aus den Augen verloren gehen, dass der Standort der Messe keine Inselwirkung haben darf, sondern sich offen und transparent in die Stadtstruktur eingliedert. Das Messeparkhaus ist einer von vielen Bausteinen in diesem komplexen Gefüge. Fassaden dieser Art findet man in Köln kaum. Ob ein Zeichen für ein moderne, technikaffines Stadtbild gesetzt werden sollte? Sicherlich ist das Parkhaus ein weiterer Beweis für einen frischen Ansatz der Stadt Köln im Umgang mit der autogerechten Planung. Hoffentlich folgen weitere Parkhäuser mit gestalterischer Ambition, beim nächsten Mal womöglich für Fahrräder?

von Nathalie Brum