Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Coeur Cologne im Herzen von Köln

Ein neues Gesicht für den Breslauer Platz

Im vergangenen Herbst ist das von meyerschmitzmorkramer geplante Büro- und Wohngebäude Coeur Cologne am Breslauer Platz in Köln fertig gestellt und von der HRS Group als neue Firmenzentrale bezogen worden. Der repräsentative Neubau der Allianz Real Estate ersetzt eine Gruppe älterer Gebäude, die den Anspruch des Hauptbahnhofs auf ein hochwertiges Gegenüber nicht mehr erfüllen konnten.

 

Der fünf- bis siebengeschossige Neubau zeigt auf der Dom- und Bahnhofsseite eine ruhige, großzügig strukturierte Ansicht mit klarer Lesbarkeit. Foto: HGEsch, Hennef

 

Nun empfängt Köln die Reisenden, die den Bahnhof auf der Nordseite verlassen, am Breslauer Platz mit der Ansicht einer modernen Großstadt. Zur Entwicklung dieses Areals hatte Allianz Real Estate Germany seinerzeit sieben namhafte Büros aus ganz Deutschland zur Teilnahme an einem Gutachterverfahren eingeladen, in dem städtebaulich angemessene und architektonisch anspruchsvolle Lösungen für eine wirtschaftliche Neubebauung an diesem besonderen Standort entwickelt werden sollten. Die Jury unter Vorsitz von Volkwin Marg zeichnete den Entwurf von meyerschmitzmorkramer damals einstimmig mit dem 1. Preis aus und empfahl ihn zur Realisierung.

 

Die runde Spitze bildet den Hochpunkt des Gebäudekomplexes. Foto: HGEsch, Hennef

 

Stadtfenster und Himmelsgarten

Der fünf- bis siebengeschossige Neubau zeigt auf der Dom- und Bahnhofsseite eine ruhige, großzügig strukturierte Ansicht mit klarer Lesbarkeit. Sauber nimmt er die Blockränder des dreieckigen Grundstücks auf und setzt sich mit einem kleinen Versprung in Höhe und Tiefe von dem Bestand ab, der den Block zur Johannisstraße hin abschließt. Obschon das Gebäude mit Höhen von vier, sechs und sieben Geschossen eine bewegte Kubatur besitzt, erhält es durch die homogene Hülle mit einer fein ausgebildeten flachen Aluminiumrasterfassade, die jeweils zwei Geschosse in einem Feld zusammenfasst, eine ruhige und souveräne Erscheinung in der Ansicht. Zusätzlich zu der mechanischen Belüftung der Büroräume lassen sich die schmalen Fensterflügel manuell öffnen, der Sonnenschutz verbirgt sich in den horizontalen Fassadenbändern.

 

Im Erdgeschoss gruppieren sich die Cafeteria und Büros und Konferenzflächen um das lichte Atrium, in dem sich der zentrale Empfangs- und Wartebereich befindet. Foto: HGEsch, Hennef

 

Vis-à-vis des Eingangs zum Hauptbahnhof liegt der Haupteingang des Coeur Cologne, der sich als viergeschossiges Stadtfenster in das Fassadenraster einfügt und als großzügiges, glasüberdecktes Atrium in der Tiefe des Gebäudes fortsetzt. Ein weiteres Mal wird das Motiv wiederholt. Dort, kurz vor der runden Spitze, die den Hochpunkt des Gebäudekomplexes bildet, erlaubt ein zweites Stadtfenster Einblicke in die Büroräume und einen hoch gelegenen internen Garten. Schon diese beiden Einsichten lassen vermuten, dass sich die gut 14.000 Quadratmeter Mietfläche, die die HRS Group nun als Hauptmieter bezogen hat, hinter der aufgeräumten Fassade in einer lebendigen Struktur entwickeln. Im Erdgeschoss gruppieren sich die Cafeteria mit Blick auf den Breslauer Platz, Büros und Konferenzflächen um das lichte Atrium, in dem sich der zentrale Empfangs- und Wartebereich befindet.

 

Dreiviertel der Arbeitsplätze haben einen direkten Blickbezug zum Dom. Foto: HGEsch, Hennef

 

In den Obergeschossen schmiegen sich die flexibel geplanten und nun auf Mieterwunsch als großzügige Open-Space-Arbeitsplätze ausgebildeten Büroflächen in mäandrierender Form um die grünen Höfe und Terrassen sowie die Lufträume über den Atrien. So entsteht eine fließende, mit gläsernen Meetingpoints und Lounges gegliederte, vielfältige Bürolandschaft, in der gut Dreiviertel der Arbeitsplätze einen direkten Blickbezug zum Dom haben. Die Innenarchitektur dieser Arbeitswelten mit dem Thema „Die Welt zu Gast in Köln“ wurde von Lepel & Lepel entworfen.

Einen Höhepunkt bietet der in der achten Etage am Gebäudekopf geschützt hinter der Glasfassade gelegene Skygarden mit einem umfassenden Panorama der Domstadt.

 

Eine vielfältige Bürolandschaft mit gläsernen Meetingpoints und Lounges. Foto: HGEsch, Hennef

 

Den Anschluss an das kleinteilige und trotz seiner zentralen Lage immer noch sehr bürgerliche Kunibertsviertel sucht das Coeur Cologne mit dem von der ruhigen Altenberger Straße aus erschlossenen Wohnhaus. An der Fassade ablesbar wird die Wohnnutzung durch die Materialität, hier ist der Anteil der geschlossenen Flächen bei gleichbleibender Geschosshöhe größer, geputzte Flächen nehmen die Linien der Aluminiumbänder auf. Als Reaktion auf die Traufhöhe des historisch gewachsenen Gegenübers erscheint der Neubau hier nur viergeschossig, während zwei weitere Staffelgeschosse so eingerückt sind, dass sie im Straßenbild nicht sichtbar sind. Die individuell gestalteten Wohnungen sind zwischen 54 und 174 Quadratmeter groß.

Mit dem Coeur Cologne hat Köln – im Herzen der Stadt – einen wertvollen Stadtbaustein zur Fassung des rückseitigen Bahnhofsvorplatzes und eine neue, gute Adresse zum Arbeiten und Wohnen erhalten.

 

Uta Winterhager

2 Kommentare

Warum soll der Breslauer Platz mit einer Fassaden-Architektur

bestückt werden, die schon den Otto-Platz einförmig macht?

Ich verstehe nicht, wie dem fachlichen Blick, der dieses Portal doch auszeichnet, entgehen kann, dass der Bau – mag er auch als einzelner betrachtet Qualität haben – an dieser Stelle, wenn überhaupt nur bedingt gelungen ist. Der Platz hat etwas total unruhiges durch die sehr stark vertikal angeordnete Fassade bekommen. Diese Vertikalität ist nämlich schon durch die U-Bahn-Bauten gegeben. Auch fabrblich ist jetzt alles – HRS Gebäude, U-Bahn-Zugänge, Platzbelag und Wyndham-Hotel – in hellen Weiß- und Grautönen gehalten, die aber alle etwas unterschiedlich sind… das Ganze wirkt total unruhig. Zudem ist für die große Baumasse des HRS-Gebäudes nun das daran angrenzende Hotel-Hochhaus nicht mehr hoch genug und hat dadurch ein Stück weit seine 50er-Jahre-Leichtigkeit verloren (s.h dazu hier: http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/86512). Der Vorgängerbau war massstäblicher. Und das ist tatsächlich die größte städtebauliche Sünde der neue Investoren-Architekturen – mögen sie als Einzelgebäude durchaus okay oder gut sein: sie sprengen die Massstäbe im Stadtraum – das kann man beim Gürzenich-Quartier sehen, das wird man bei den Wallarkaden sehen und das wird man beim Laurenzcarre sehen – drei besonders schwerwiegende Beispiel, weil hier wichtige historische Bauten und Räume negativ beeinflusst werden… u.a. Gürzenich, Hahnentorburg, Via Culturalis. Ich verstehe wirklich nicht, dass gerade dieses Portal das nicht sieht und kritisiert…