Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Die Chronologie des Kölner Moscheebaus

1984 – 2017

1984 der Türkische Staat gründet die DITIB als Verein Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V.

1984 Die DITIB kauft das Siemens-Grundstück mit Gebäuden an der Ecke Venloer/Innere Kanalstraße in Ehrenfeld, um es für ihre Verwaltung, Kulturzentrum, sowie eine Moschee zu nutzen

 

Das als Interimsgemeindezentrum genutzte ehemalige Siemensgelände an der Ecke Venloer Straße / Innere Kanalstraße an der heute die Moschee steht. © Foto Uta Winterhager

 

1996 Ratsbeschluss zum Bau einer repräsentativen Moschee für alle muslimischen Gemeinden in Köln, Antrag von CDU und FDP eingereicht.

Standortsuche und Gründung eines Trägervereins gestalten sich schwierig. Erste Entwürfe werden gemacht.

2001 Anfrage der DITIB an die Stadtverwaltung eine Moschee aus eigenen Mitteln (Spenden) zu bauen

2002 Stadtratsbeschluss nach Engagement des BDA: DITIB muss einen Architekturwettbewerb ausloben.

2003 Entscheidung für den Bau auf dem Gelände der DITIB, Änderung des Bebauungsplans notwendig

11 |2005 DITIB lobt mit Unterstützung des Kölner BDA einen begrenzt offenen, zweistufigen Architektenwettbewerb mit 33 teilnehmende Büros aus NRW und der Türkei aus. 11 Teilnehmer sind gesetzt, sie haben sich durch ihre Erfahrungen im Sakralbau qualifiziert, darunter auch Böhm, 22 werden über ein Prequalifikationsverfahren aus 122 Einsendungen von Stegreifentwürfen ermittelt

 

Wettbewerbsmodell Paul und Gottfried Böhm 2006. Der mit großer Sichtbarkeit an der Inneren Kanalstraße liegende Moscheebau erinnerte an einen gedeckten Tisch: Eine aufgeständerte Etage auf der eine fragmentierte Kuppel, sowie zwei in der Diagonale platzierte klassisch ausgeformte Minarette stehen, während sich von unten, dort wo auch die Kuppel ihren Ursprung hat, eine Betonzunge an der Fassade entlang nach oben streckt. © Foto Büro Paul Böhm

 

3 | 2006 Böhm gewinnt den Wettbewerb für den Bau eines islamischen Kulturzentrums mit Moschee, Jury mit Vertretern der DITIB sowie aus religiösen, politischen und sozialen Akteuren aus Köln und Ehrenfeld, Vorsitz Max Bächer

2006 Auftrag erteilt an das Büro Böhm, Innenausbau ausgenommen. Geschätzte Kosten 15 Mio. €

3 | 2006 Vorstellung der WB-Entwürfe beim Montagsgespräch des BDA, Ausstellung im Haus der Architektur – kontroverse Diskussionen vor Ort und nachfolgend

5 | 2007 der Schriftsteller Ralph Giordano ruft die Stadt auf, die Moschee nicht zu bauen und setzt damit eine bundesweite Integrationsdebatte in Gang in deren Verlauf er sich mit gegen ihn gerichteten Morddrohungen auseinandersetzen muss.

5 | 2007 Gründung des 34-köpfigen Moschee-Beirats durch die DITIB als beratendes Gremium aus Vertretern von Politik, Verwaltung, Religionsgemeinschaften und Kirchen, Gewerkschaften, Ehrenfelder Bürgerinitiativen, Unternehmern und Personen des öffentlichen Lebens, Vorsitz Christian Schaller

5 | 2007 das Bürgerbegehren der Rechtspopulisten Pro Köln gegen den Bau der Moschee scheitert

5 | 2007 Öffentliche Vorstellung des Entwurfes erregt Kritik an der Größe des Bauvorhabens, DITIB beauftragt Böhm Alternativen zu entwerfen

7 | 2007 Böhm und DITIB lehnen den Bau niedrigerer Minarette aus gestalterischen Gründen ab

7 | 2007 Günther Wallraff provoziert die DITIB mit dem Wunsch in der Moschee aus Salman Rushdies „Satanischen Versen“ zu lesen.

 

Paul Böhm erläutert die Änderungen an Kuppel und Sockel auf der Pressekonferenz © Foto Uta Winterhager

8 | 2007 PK zur Vorstellung des überarbeiteten Entwurfs (Kuppel/Sockel)

8 | 2007 Forderung der Kölner CDU nach Sonderparteitag nach einem kleineren, unauffälligem Neubau

9 |2007 Wahl von Sadi Arslan zum DITIB-Vorstandsvorsitzenden

Böhm stellt geänderte Pläne mit einer um 30 Prozent verkleinerten Gesamtfläche und schlankeren, offenen Minaretten (53 m plus 2 Meter Mondsichel) vor.

4 | 2008 DITIB reicht den Bauantrag bei der Stadt Köln ein

8 | 2008 Bezirksvertretung Ehrenfeld spricht sich mit den Stimmen von SPD, FDP, Grünen und Linkspartei für den Moschee-Neubau aus

8 | 2008 Kölner Stadtrat stimmt der Änderung des Bebauungsplanes mit Ausnahme der Stimmen der CDU (OB Schramma stimmt pro) zu

10 | 2008 Vorstellung des neuen Entwurfs am Tag der offenen Moschee

11 | 2008 Stadt Köln erteilt der DITIB die Baugenehmigung,

Sadi Aslan: „Wir bauen hier für alle Kölner – nicht nur für die Muslime. Diese Moschee wird das Symbol des furchtlosen, friedlichen und vertrauensvollen Zusammenlebens sein, ein Ort der Begegnungen und der Kommunikation.“

 

Gebetssaal der Gemeinde in der Fabrikhalle auf dem ehemaligen Siemensgelände 2007 © Foto Uta Winterhager

 

3 | 2009 letztes Freitagsgebet in der als Moschee genutzten Fabrikhalle vor dem Abbruch

Sommer 2009 Umplanung der Kuppelschalen wegen Vorwürfen aus Ankara es seine Christliche Symbole (PX, Dreifaltigkeit) darin verborgen. Neuer Entwurf mit einem aus nur zwei Schalen gebildeten Hauptraum.

9 | 2009 Grundsteinlegung

1 | 2010 Aufbau eines neuen Infocontainers an der Baustelle

8 | 2010 Ali Dere wird zum Vorstandsvorsitzender der DITIB gewählt

Anfang 2011 Atelier Gökkus übernimmt eine „beratende Rolle“ beim Moscheebau

 

Baustopp im laufenden Betrieb © Foto Uta Winterhager

2 | 2011 Richtfest (Rohbauten der Kuppelschalen und Minarette stehen)

4 | 2011 Abbau des Infocontainers

4 | 2010 Einstellung der Zahlungen von der DITIB an das Büro Böhm

8 | 2011 Nutzung eines Raumes (später Jugend- und Sportbereich) als provisorischer Gebetssaal

10 | 2011 Streit zwischen DITIB, Böhm und dem Rohbauunternehmen Nuha eskaliert

10 | 2011 DITIB kündigt den Architektenvertrag mit dem Büro Böhm und der Rohbaufirma

10 | 2011 Atelier Gökkus übernimmt die Planung, Projekt- und Bauleitung

3 | 2012 Schramma verkündet den Friedensschluss zwischen der DITIB und dem Büro Böhm, Böhm nimmt die Arbeit als Berater, nicht als Bauleiter wieder auf, Böhm und DITIB einigen sich auf ein Beweissicherungsverfahren zur Klärung der Mängel

2012 Orhan Gökkus plant mit den Kölner Künstlerinnen Kane Kampmann und Pia Janssen den Innenausbau, die Kunsthistorikern Karin Adrian von Roques wird als Kuratorin eingesetzt

 

Kuppelsaal, Baustopp 2012 © Foto Uta Winterhager

 

2012 – 2015 Dreijähriger Baustopp zur Beweissicherung. Währenddessen laufen zwei Verfahren: DITIB/ Böhm wegen der Baumängel; Nuha/DITIB wegen nicht gezahlter Löhne

5 | 2012 ursprünglich geplanter Eröffnungstermin

12| 2012 DITIB bezieht Büroräume im Moscheekomplex

3 | 2013 Kölner Landgericht weist Klage von Nuha von 2 Mio € wegen von der DITIB nicht gezahlter Löhne zurück, da der falsche Zement verbaut worden sein soll. Nuha geht in Berufung

DITIB Vorstand beruft eine Baukommission

DITIB Vorstand lehnt Innenraumkonzepte von Atelier Gökkus ab

6 | 2013 Orhan Gökkus legt die Arbeit nieder

6 | 2014 Bauingenieur und DITIB-Vorstandsmitglied Selim Mercan übernimmt die Bauleitung

 

Tag der offenen Moschee am 3. Oktober 2012 © Foto Uta Winterhager

 

5 | 2014 Beginn des Berufungsverfahrens Nuha – DITIB

8 | 2014 Der türkische Theologieprofessor Nevzat Yasar Asikoglu wird neuer Vorsitzender der DITIB

11 | 2014 nach dreijähriger Bearbeitung ist das im Auftrag des Landgerichts angefertigte Gutachten zu den Baumängeln fertig

2015 Verfahren Nuha/DITIB in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht

Frühjahr 2017 Geschäftsräume im Basar werden bezogen, Bank, Geschenkartikel

6 | 2017 erstes Freitagsgebet im Kuppelsaal

 

Uta Winterhager