Es war ein seltsamer Moment, als im Winter 2014 der Bauplatz an der Universitätsstraße geräumt war und die plötzliche Brache, den Blick frei gab auf einen lange verborgenen Architekturschatz, St. Johannes XXIII, ein brutalistisches Meisterwerk der späten 60er Jahre. Nun sollte die Kirche einen neuen Nachbarn bekommen, denn das Erzbistum Köln plante dort den Neubau eine Berufskollegs für rund 1000 Schülerinnen und Schüler mit dem drei an unterschiedlichen Standorten in der Stadt bestehenden Schulen zusammengeführt werden würden. Seit dem Beginn des neuen Schuljahres wird hier nun gelehrt und gelernt, konzentriert und fokussiert in der Klasse, aber auch offen und unkonventionell in kleineren Gruppen. Das Schulgebäude bietet dazu alle Möglichkeiten.
Die Kölner 3pass Architekt/innen Stadtplaner/innen gewannen den vom Bistum ausgelobten Wettbewerb mit einem in der Ansicht kompakt erscheinenden viergeschossigen Baukörper auf polygonalem Grundriss. Spannung erzeugt die mit hellem Ziegel im wilden Verband umhüllte Figur dort, wo sie den Blockrand verlässt und Freiräume schafft. Ein Knick in der Wand lässt das Kolleg von der Kirche abrücken und versammelt die Schülerschaft auf einem kleinen, geschützten Platz im Zwischenraum, bevor sie das Gebäude betreten. Die direkte Nachbarschaft erscheint heterogen, doch ist hier alles eins, hervorgegangen aus dem ersten Wettbewerb, den die Katholische Hochschulgemeinde schon in den Sechziger Jahren ausgelobt hat. So wurden nicht nur die Kirche und das angrenzende niedrige Bürogebäude von Hans Buchmann entworfen, sondern auch die Wohnhochhäuser. Hier sollte der Lebensmittelpunkt der katholischen Studenten sein.
Die Tiefgarageneinfahrt wirkt von der Straßenseite aus betrachtet wie ein Graben zwischen Kirche und Schule, doch im hinteren Bereich kommen beide über die Gestaltung der Freibereiche, die auch den tiefergelegenen kleinen Platz vor der Krypta mit einbezieht, wieder zusammen.
Drinnen dann das Unerwartete, es öffnet sich eine Halle vom Erdgeschoss bis zu einem Dach, das nur von einer ultraleichten pneumatischen Luftpolsterkonstruktion überspannt wird. Die amorphe Form der Dachöffnung wiederholt sich in den darunterliegenden Etagen, doch kein Ausschnitt ist gleich, sodass das sanfte Vor und Zurück der hölzernen Brüstungen so erscheint, als sei es nur kurz zur Ruhe gekommen. Dabei strahlt der Bau eine ungeheure Freundlichkeit aus, authentische, sanfte Materialien verbergen geschickt die technische Ausstattung und maximieren die Tageslichtausbeute. Die Wegeführung ist simpel, da alle Klassen- und Arbeitsräume, wie auch die Bibliothek, die Mensa und die Turnhalle aus der großen Mitte heraus erschlossen werden.
Wer hier eine Ausbildung zum Erzieher, Heilerziehungspfleger oder Heilpädagogen macht, soll den Schultag jedoch nicht allein im Klassenzimmer verbringen. Begegnungen sind ebenso wichtig wie Räume, die Bewegung und verschiedenste Gruppenkonstellationen zulassen. So laden offene Lernzonen und eine großzügige mit Sitzstufen verbreiterte Treppe zum gemeinsamen Arbeiten und Zusammensein ein.
Ein wenig Kolumba-Flair mag man hier spüren. Sind es die kostbaren Ziegel, das kleine Fleckchen Filtermauerwerk, die breite, handschmeichelnde Brüstung? Ganz sicher wurde auch hier der gestalterische Anspruch eines Bauherren, den seine Geschichte zum nachhaltigen Handeln quasi verpflichtet, ganz außergewöhnlich sensibel umgesetzt.
Uta Winterhager
1 Kommentar
Das Gebäude ist wirklich sehr schön geworden!
Allerdings ist der Raum zwischen Kirche und Neubau unerwartet schnell von der Skaterszene entdeckt worden. Hier wird jetzt an Wochenenden und zu Abendzeiten von zahlreichen Skatern an den neuen Pflanzenkästen und Bänken *gegrindet* . Dementsprechend sehen die neuen Anlagen auch schon nichtmehr so neu aus. Leider geht dies mit einigem Lärm einher, zumal sich auch versammelt und nicht zuletzt getrunken, gefeiert und laut Musik gehört wird. Nun brauchen die jungen Leute auch einen Raum um sich auszutoben und die Städte tun herzlich wenig dafür, so dass man es kaum einem übel nehmen kann. Aber ich finde persönlich, dass die Architekten hier einige Fehler begangen haben. Schon mit einfachsten Mitteln kann verhindert werden, dass solche Anlagen derart zweckentfremdet werden, was auch im Interesse der Berufsschulgemeinde sein sollte. Hinzu kommt, dass in den letzten Wochen des sommerlichen Wetters in den Abendstunden besoffene Gelage mit lauter Musik und randalierenden Jugendlichen nicht besonders einladend wirken und man diesen Bereich dann lieber meidet. Der schwer einsehbare Raum hinter der Kirche wird damit zu einer *Schmuddelecke*, was an den zahlreichen Flaschen und den Bergen an Müll abzulesen ist. Ich finde daher die ganze Zwischenraum Situation etwas unglücklich gestaltet und bin mal gespannt wie sich das im kommenden Jahr entwickeln wird.