Nun wird die Parkstadt Süd konkreter: sowohl die Planungsteams als auch die Bürger haben ihre Ideen in der Öffentlichkeit präsentiert. Der kooperative Planungsprozess für die südlichen Vollendung des Grüngürtels und die Entwicklung eines neuen Stadtquartiers läuft seit Frühjahr 2015. Mit zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen setzt er statt eines städtebaulichen Wettbewerbs auf einen offenen Austausch zwischen den fünf beteiligten Planungsteams, einem begleitenden und entscheidenden Beirat, Vertretern aus Verwaltung und Politik sowie der Öffentlichkeit. Zahlreiche Bürgerinitiativen und Anwohner haben sich bereits eingebracht und die Aufgabenstellung für die Stadtplaner mitgestaltet. Nun liegen die ersten Ansätze vor. Noch keine fertigen Ergebnisse, wohl aber viele gute Ideen, die in den kommenden Monaten vertieft werden. Auf den ersten Blick gibt es wegen der zahlreichen Vorgaben viele Ähnlichkeiten. Dennoch zeigen sich auch in diesem großen Maßstab schon wesentliche Unterschiede, die sich zumindest teilweise zu einem gemeinsamen Ergebnis ergänzen könnten.
Die Atmende Stadt (KCAP, Office 03 und Atelier Dreiseitl)
Das holländische Büro KCAP stellt mit seinen Partnern den Entwicklungsprozess in den Fokus. Ein robustes Gerüst soll ihre Planung sein, das Neues und Spontanes integrieren kann. Dennoch gibt es den Grüngürtel im Kleinformat schon von Anfang an: der geplante Fuß- und Radweg bis zum Rhein an der Südbrücke ist das erste Teilprojekt, das sich mit einem zunächst temporären und improvisierten „Grünraum“ über die Jahre mehr und mehr zu einem Park entwickeln kann. Eine schöne Idee, um den neuen Stadtraum direkt für alle Menschen erlebbar, nutzbar und gestaltbar zu machen. Sehr detailliert untersucht das Team die bestehenden Bauten im Großmarktgelände, um möglichst viele Hallen zu erhalten. Die historische Markthalle als Zentrum, die vom Park und allen Seiten her erlebt werden kann, wird als wichtiges identitätsstiftendes Merkmal für das gesamte Quartier und den neuen Park verstanden.
Grüngürtel und Park (RMP Stephan Lenzen, Ortner und Ortner Baukunst, BSV, BCE)
Den durchgängig gestalteten Grüngürtel stellt das Planungsteam rund um Stephan Lenzen in den Vordergrund. Er beginnt mit einer breiten Landschaftsbrücke über die Luxemburger Straße, schafft mit einer südlichen Erweiterung des Volksgartens einen Anschluss an das bestehende Grün und führt einen Fuß- und Radweg unter dem Bahndamm hindurch bis zum Südstadion und den Fußballspielflächen von Fortuna Köln. Diese werden zum Teil, ebenso wie das Tierheim, innerhalb des Areals verlegt. Der Park wird weiter südlich bis an den Bahndamm herangeführt und von einem erhöhten Radschnellweg, auf dem man bis auf die Südbrücke gelangt, begleitet. Mit weiten Sichtachsen wird der Park als offene „Stadtsavanne“ mit See und dem freigelegten Duffesbach verstanden. Eine ganz besondere Geste stellt eine direkte Verbindung zum Rheinufer dar. Mit einer Unterführung geht die Parklandschaft unter der Rheinuferstraße mit Straßenbahnlinie hindurch, um mit einem Rheinbalkon direkt am Ufer zu münden.
Ein Kilometer Sonnenseite (AS&P Albert Speer, Kiparlandschaftsarchitekten)
Das Frankfurter Büro von Albert Speer analysierte zunächst die historischen Strukturen vor Ort, um daraus Ansätze für die neue Planung zu entwickeln. Hier steht das Thema, einen im ursprünglichen Sinne von Schumacher vorgeschlagenen durchgängigen Grüngürtel zu entwickeln, im Vordergrund. Ihr Entwurf sieht deshalb eine Bebauung beidseitig des Parks vor: im Norden entlang der Bahntrasse sollen Büros und Wohnungen entstehen, die mit der Ausrichtung nach Süden auf den Park über einen Kilometer hinweg die Sonnenseite nutzen und Wohnen mit Parkpanorama bieten. Die Bebauung nördlich und südlich bildet eine klare Kante zum Park, die zum formalen Gestaltungsthema für Vor- und Rücksprünge und die Übergänge zwischen Landschaft und Stadt wird. Im Gleisdreieck soll dagegen ein innovatives Gründer- und Kreativquartier aus Überseecontainern die eher improvisierten Strukturen weiterdenken, die dort momentan vorherrschen.
Ein Weg, ein Park, 11 Charaktere (ASTOC, GROSS.MAX)
Eher als Abfolge von Parks versteht das Kölner Büro ASTOC die Entwicklung des Grüngürtels. Ähnlich der schon bestehenden Vielfalt weiter im Norden erhält jeder Parkabschnitt einen ganz eigenen Charakter und knüpft damit an die jeweils angrenzenden Stadtteile an. Das Team geht in seinem Entwurf sehr stark vom Bestand im Planungsgebiet aus und versucht, mit eher vorsichtigen Eingriffen und unter Erhalt von zumindest einigen Nutzungen und Gebäuden, den Park mit seinem neuen Quartier zu entwickeln. Auf diese Weise macht das Planerteam einfache, aber wirkungsvolle Vorschläge: sei es die verlegte Einmündung des Bischofsweges, um die grüne Straßenquerung an der Vorgebirgsstraße aufzuweiten oder die Verbindung des neuen Parks mit dem Friedenspark, um einen guten Kurzschluss an den Rhein zu ermöglichen. Kritisch kann jedoch der südliche Abschluss am Rheinufer gesehen werden, an dem der Park durch den Bestand deutlich an Stärke verliert.
Die Aussicht auf den Park (West 8/Büro für Städtereisen)
Noch etwas weiter geht das holländische Büro West 8, das die Parkabfolge als Perlenkette interpretiert, bei der sich entlang eines Fahrrad- und Fußweges verschiedene Parks aufreihen. Dennoch legt das Team viel Wert auf die Straßenübergänge, um den Park durchgängig erlebbar zu machen und dem Grünraum gegenüber dem Autoverkehr ein Gegengewicht zu geben. Hierzu machen sie sogar sehr konkrete und gut funktionierende Vorschläge bis hin zu neuen Straßenprofilen. In jedem Parkabschnitt wird darüber hinaus der Bezug zum angrenzenden Wohnquartier herausgearbeitet. Sowohl die vorhandenen als auch die neuen Anwohner sollen vom neuen Grüngürtel profitieren. Das zeigt sich aber auch in den Ideen zur neuen Bebauung, die ein abwechslungsreiches Gesicht zum Park bieten soll. Für das südliche Ende entwickeln die Planer die Vision einer leichten Fußgängerrampe, die sich zur Südbrücke aufschwingt, aber auch die Verbindung zum Rheinufer ermöglicht.
Besonders schwierig, das wird in allen Entwürfen deutlich, gestaltet sich die durchgängige Verbindung des Grüngürtels. Wie kann trotz Gleisdreieck und viel befahrenen Straßen wie der Luxemburger eine Fortführung des Grüngürtels gelingen? Braucht es aufwendige Bauwerke, um die Verkehrsknotenpunkte überbrücken oder wie kann dem Park die notwendige Priorität eingeräumt werden, damit wir in Zukunft zu Fuß oder mit dem Rad durchs Grüne bis an den Rhein gelangen? Wie sieht nun das neue Schulzentrum oder Bildungslandschaft an der Alteburger Straße aus und wie verknüpft es sich einerseits mit dem Park und andererseits mit dem Quartier? Der Bauderzernent Franz-Josef Höing lobte die ersten Ergebnisse als „guten Auftakt“. Aus dem Beirat kam aber auch offene Kritik und zahlreiche Anregungen, die den Teams bei ihrer weiteren Ausarbeitung helfen sollen. Für viele Bürger war es sehr spannend, auch an der Fachdiskussion teilnehmen zu können. So werden manche Ideen vielleicht noch einmal ganz anders eingeordnet und in Bezug zu den eigenen Vorstellungen gesetzt. Denn auch die zahlreichen Ideenplakate der Bürger zu konkreten Nutzungen und Projekten werden noch in die weitere Arbeit der Teams einfließen. Bis zum November müssen die Entwürfe vor allem in Hinblick auf die Gebäudetypologien und Verteilungen von Wohnen und Gewerbe konkretisiert werden.
Ragnhild Klußmann
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1 Kommentar
lasst es die holländer machen ! – die wissen, wie sowas geht : menschenfreundliche stadtentwicklung mit raum für spontaneität und weiterentwicklung. und bitte BLOSS NICHT streitbergers „moderne stadt“ ran lassen – dann wird’s alles tot.