Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Türen und Augen öffnen

Die Expedition Colonia feiert elfjähriges Jubiläum

Auf Dächer klettern, durch die Kanalisation wandern und bei Ford zuschauen, wie Autos vom Fließband kommen: seit 11 Jahren zeigt das „Stadtentdeckungsfestival“ Expedition Colonia alles, was es über Köln zu wissen, aber sonst nicht zu sehen gibt. koelnarchitektur.de sprach mit Festivalleiterin Bärbel Nadolni.

 

Wie ist die Idee für ein solches Festival entstanden?
Bärbel Nadolni: Naja, die Kölner sind zwar stolz auf ihren Dom, aber bei jedem Familienbesuch seine 533 Stufen zu erklimmen oder die Ruinen der Römermauer anzuschauen, kann ja nicht alles sein. Wir leben in einer lebendigen Großstadt, die so facettenreich und kreativ ist, wie kaum eine andere. Unsere Idee war, das zu zeigen und erlebbar zu machen. Also haben wir bei Stadtführungsunternehmen, Firmen, Einzelpersonen und Comedians recherchiert. Dabei haben wir offene Türen eingerannt und sind auf großes Interesse gestoßen. Die beeindruckende Vielfalt an Themen, die wir dabei entdeckt haben, hat uns dann inspiriert, alles in ein Festival zu packen.

Wie feiern Sie Ihr Jubiläum dieses Jahr?
BN: Im Jahr der Schnapszahl haben wir eine Auswahl der beliebtesten Führungen der letzten zehn Jahre sowie einige Specials zusammengestellt. Zum Beispiel kann man mit koelnarchitektur.de bzw. ArchiPedes entdecken, wie sich Hans Gerling mit dem Bau seines Versicherungskonzerns ein Denkmal setzte. Auf einer Spurensuche mit Frau Dr. Wiktorin durch die Kölner Alt- und Neustadt erfährt man, wo all die Trümmer hin sind – die etwa 30 Millionen Kubikmeter Schutt, die der Krieg in Köln hinterlassen hat. Aber wir schauen natürlich auch wieder hinter die Kulissen von Unternehmen, Institutionen und öffentlichen Einrichtungen. So wird der Einsatz von Drogenspürhunden am Köln Bonner Flughafen beobachtet oder dem Hänneschen „hinger d’r Britz“ geschaut. Herr Pagel persönlich führt durch seinen Zoo und im Kasino der Treuen Husaren wird bei einer Krimi-Action-Lesung die „Ursula-Verschwörung“ aufgedeckt.

Gibt es Projekte oder Ideen, die speziell für die Expedition Colonia entstanden sind und weiterbestehen?
BN: Ja, da gibt es einige… Ich erinnere mich zum Beispiel noch an ein Dankesschreiben der Kölner Sportstätten, welches uns vor einigen Jahren erreichte. Dort wurde der Bereich „Stadionführungen“ ausgebaut, nachdem man feststellte, wie groß das Interesse daran ist.

Stadt
Aber die Expedition Colonia weiss, wo es lang geht, wenn man mal etwas anderes sehen will. Foto: Expedition Colonia

 

Ihr Festival möchte nicht nur unterhalten. Was tut es sonst noch für die Stadt?
BN: Expedition Colonia ist das größte Festival seiner Art in Deutschland. Es erfreut sich seit nunmehr elf Jahren großer Beliebtheit und bereichert durch seine Vielfalt die Kölner Kulturlandschaft. Wir beschäftigen uns mit großen und kleinen Unternehmen, Traditionen und Innovationen, Prominenten und Vergessenen, Außergewöhnlichem und Alltäglichen, Vergangenheit, Gegenwart und der Zukunft der Stadt. Wir wollen den Besuchern ermöglichen, auf ungewohnten Wegen neue Erkenntnisse zu bekommen: Dazu gehört zum Beispiel Geschichte sichtbar zu machen, wo sie droht, vergessen zu werden.

Was glauben Sie, wünschen sich die Teilnehmer des Festivals in Sachen Architekturführungen? Und was wünschen Sie sich?
BN: Führungen wie ArchiTaxi, bei der mit einem Architekten Highlights zeitgenössischer Architektur sowie versteckte Hinterhöfe entdeckt werden oder andere, die aktuelle Baugeschehen durchleuchten, sind sehr nachgefragt! Dass architektonisch in Köln auch so einiges schiefgelaufen ist, ist ja kein Geheimnis, und daher würde ich gerne einmal eine Führung zu misslungenen Bauprojekten, unverträglicher Stadtarchitektur und heruntergekommenen öffentlichen Räumen anbieten, die mit der „Sauren Zitrone“ ausgezeichnet wurden. Denn schließlich gehört das nun mal auch zu unserer „schönsten Stadt der Welt“.

Das werden wir aufgreifen, ich bin sicher, für eine Tour der Ärgernisse gibt es viel Material. Vielen Dank, Frau Nadolni, für das Interview und die bisherige Zusammenarbeit! Wir wünschen Ihnen mindestens noch einmal 11 Jahre lang begeisternde Ideen und viel Erfolg.

Die Fragen stellte Ira Scheibe

 

ArchiPedes ist das Führungsformat von koelnarchitektur.de. Die Touren im Gerling Quartier sind zwar leider bereits ausgebucht. Aber auch außerhalb der Expedition Colonia gibt es bei unseren Touren immer spannendes in und um Köln zu entdecken.

Auch wenn unsere Führungen bereits ausgebucht sind, auf der Internetseite der Expedition Colonia gibt es weitere Führungen im Angebot.