Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Zur Zukunft des Deutzer Hafens

Franz-Josef Höing berichtete im hdak

Rund um den Deutzer Hafen soll in den nächsten 15 – 20 Jahren ein lebendiges Stadtquartier entstehen, ein Mischgebiet aus Wohnen und Arbeiten, Gebäuden und Freiraum, Retentionsflächen für das Rheinhochwasser und Promenaden für die Freizeit. Doch bis sich die Industriebrache so präsentieren werden, ist noch ein langer Weg zu gehen, denn nichts ist entschieden und wenig geplant. Das waren die wichtigen Botschaften, die der Kölner Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen Franz-Josef Höing bei seinem Vortrag den zahlreichen Zuhörern im Haus der Architektur mit auf den Weg gab. Dennoch bot er nachdrücklich das öffentliche Gespräch und die Diskussion um die Entwicklungen im Deutzer Hafen an. Und setzt damit ein Zeichen für eine offene und breit angelegte Planungskultur in Köln.

Die Ellmühle mit dem Sonnenstern als Wahrzeichen des Hafens. Foto: Ragnhild Klußmann

 

Höing ordnete das stadtnahe Entwicklungsprojekt zunächst in einen größeren Zusammenhang ein. Zahlreiche Projekte der Stadtplanung tragen im rechtsrheinischen Köln zu einer Aufwertung und Neuorientierung der „Schäl Sick“ bei. Sei es in Köln-Mülheim, rund um die Messe und den Bahnhof Deutz, am Campus der Fachhochschule, dem Deutzer Feld oder nun eben auch südlich im Hafengebiet – es keine einfachen Flächen, die für dringend benötigten Wohnraum, Büroflächen und eine lebendige Nachverdichtung der Stadt entwickelt werden müssen. Es sind große Planungsaufgaben, so betonte Höing, vor denen Köln im Moment steht. Und diese Aufgaben gelte es, sehr ernst zu nehmen, wenn in Köln qualitätsvolle Stadträume und -quartiere entstehen sollen.

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Mögliche Ansicht des Hafenbeckens von Norden als Gedankenspiel zu betrachten: Das Hochhaus wie auch die übrigen Gebäude rund um den Hafen dienen in den Darstellungen als Platzhalter für eine künftige, zu konkretisierende Bebauung. Visualisierung ASTOC / Stadt Köln

 

Wie kann das am Deutzer Hafen gelingen? Zwischen Severinsbrücke und Südbrücke, zwischen den Poller Wiesen am Rhein und dem bekannten Aurora Signet an der Siegburger Straße liegt das circa 26 Hektar große Hafengebiet, welches heute in seiner ursprünglichen Nutzung im Wesentlichen ausgedient hat. Unter fünf Prozent liegt der aktuelle Anteil am Umschlag der Kölner Häfen. Ein Ausbau des Hafens ist aus Lärmschutzgründen für die angrenzende Wohnbebauung ebenfalls nicht möglich, das haben Studien ergeben und das liegt aufgrund der stadtnahen Lage und Größe des Geländes auch auf der Hand. Dennoch muss natürlich gut überlegt werden, was mit den gewerblichen Nutzungen an diesem Standort passiert. Schon das ist eine große Aufgabe für die nächsten Jahre. Dazu gibt Höing auch ein wichtiges Signal: die Ellmühle wird erhalten und mit ihr ein Gewerberiegel entlang der Siegburger Straße, so sehen es die derzeitigen Überlegungen vor. Darauf möchte man ihn trotz aller Offenheit, der dem Planungsstand entspricht, eigentlich schon gerne festlegen. Denn die Ellmühle ist das Wahrzeichen des Hafens und eine lebendige Stadt sollte an Bestehendes anknüpfen und es in zukünftige Entwicklungen einbeziehen.

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Mögliche Ansicht des Hafenbeckens von Süden als Gedankenspiel zu betrachten: Das Hochhaus wie auch die übrigen Gebäude rund um den Hafen dienen in den Darstellungen als Platzhalter für eine künftige, zu konkretisierende Bebauung. Visualisierung ASTOC / Stadt Köln

 

Ein weiteres wichtiges Thema an diesem Standort ist der Hochwasserschutz und die Vorhaltung von Retentionsflächen, die im innerstädtischen Köln auf keinen Fall ausreichen. Neben den natürlich bestehen bleibenden Poller Wiesen werden deshalb rund um das Hafenbecken weitere Überflutungsflächen angedacht und eingeplant. Eine erste Machbarkeitsstudie des Planungsbüros Astoc versucht, den Anforderungen mit einem einfachen Prinzip zu begegnen: das Gelände könnte rund um das Hafenbecken zum Wasser hin abfallen und die Bebauung Abstand nehmen, so dass hier durchgängige Freiflächen entlang der Wasserkante entstehen. Auf diese Weise könnten die Retentionsflächen immerhin deutlich erhöht werden. Ob das jedoch ausreichend ist, kann an diesem Vortragsabend sicherlich noch nicht geklärt werden. Schallschutz ist die nächste große Hürde, welche jede Planung am Deutzer Hafen nehmen muss. Vor allem die Südbrücke sorgt dafür, dass nicht überall Wohnen möglich sein wird. Dennoch ist in dieser stadtnahen Lage, direkt am Rhein und mit Blick auf die Stadtsilhouette Wohnnutzung natürlich ein wichtiges Thema. Auch hier kann man gespannt sein, wie die richtige Mischung für dringend benötigten Wohnraum aussieht. Kann es hier endlich gelingen, in guter Lage auch günstigen Wohnraum in großem Umfang anzubieten? Der Planungsprozess wird mit vielen Hoffnungen und Ängsten begleitet, das ist bei einer solch komplexen Planungsaufgabe nur natürlich. Wird es eine Bürgerbeteiligung geben? Wie wird die Diskussion um den Hochwasserschutz in der Stadt geführt? Das sind nur zwei der zahlreichen Fragen, die schon jetzt im Haus der Architektur gestellt wurden. Höing könnte dazu noch keine abschließenden Antworten haben, dazu war es zu früh. Derzeit arbeitet die Verwaltung an einer Beschlussvorlage zur Umnutzung für den Rat. Es soll ein „Stück Stadt“ werden, das ist das Ziel für die kommenden Planungen. Wir sind gespannt auf die weiteren Schritte. Und freuen uns darüber, dass in Köln nicht nur mit Hochdruck an der Stadtentwicklung gearbeitet wird, sondern auch an einer offenen Diskussion darum, wie qualitätsvolle Stadträume beschaffen sind.

 

Ragnhild Klußmann

 

 

weitere Beiträge zu diesem Thema:

Wohin die Reise gehen soll“ Interview mit Franz-Josef Höing aus der Bauwelt

Köln ist eine Hafenstadt“ Was gibt es Neues von den links- und rechtsrheinischen Ufern

 Entwicklungskonzept für den Deutzer Hafen auf der Internetseite der Stadt Köln